Hebammenzentralen des ASB NRW
Ab positivem Test für Schwangere da

Hebamme Lena Arnsmann (links) und Nadine Romanns von der Hebammenzentrale Essen-Steele setzen sich für eine gute Versorgung Schwangerer ein.  | Foto: Dabitsch 
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Es gab schon schwangere Frauen, die mit dem Test in der Hand direkt aus dem Bad ihre befreundete Hebamme angerufen haben. Auf die Frage, ob sie den Mann vorher informiert habe, hieß es Nein.

Diese Anekdote der Hebamme Lena Arnsmann klingt lustig, zeigt aber auch das Dilemma um die freiberuflichen Hebammen auf. "Die schlechte Vergütung, die sehr hohen Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung und die unregelmäßigen Arbeitszeiten führen dazu, dass immer mehr freiberufliche Hebammen ihre Arbeit aufgeben oder sich in Krankenhäusern anstellen lassen", beschreibt die Essenerin den Grund für den Mangel an Fachkräften. Auch wenn laut Hebammenkreisverband Essen die Zahl der Hebammen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um acht gestiegen ist, führt das zu wenig Entlastung.

Mangel an Hebammen

Die Folge: Für Schwangere wird es zunehmend schwieriger, eine Betreuung für die Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt zu finden. "Bis zu acht Anrufe auf dem Anrufbeantworter mit entsprechenden Anfragen sind normal - pro Tag", schildert Arnsmann.

Werdende Mütter wissen: Es ist nicht leicht, eine Hebamme zu finden. Das hat auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) erkannt und in neun Städten und Regionen in NRW Hebammenzentralen aufgebaut. | Foto: ASB
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Schwangere sollten sich sehr früh melden

Hier setzt die Hebammenzentrale Essen an. 2021 an den Start gegangen, dient sie als Vermittler zwischen werdenden Eltern und Hebammen. "Frauen sollten sich bei uns melden, sobald sie von der Schwangerschaft erfahren haben", sagt Nadine Romanns, Mitarbeiterin der Hebammenzentrale am Dreiringplatz in Steele. Keinesfalls sollten die Frauen die Drei-Monats-Frist abwarten, wenn es um die Suche einer Hebamme geht. "Selbst für den Fall, dass man das Kind in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft verliert, sind wir auch die richtigen Ansprechpartner und Begleiter", sagt die Hebamme Arnsmann. Zu den Aufgaben gehören die Schwangerenvorsorge, Geburtshilfe, Wochenbettbetreuung, Rückbildungskurse sowie Beratung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen diese Leistungen.

70 Hebammen in der Kartei

Nachdem sich die Frauen als "suchend" gemeldet haben, koordinieren die Mitarbeiterinnen der Hebammenzentrale die Ansprache von Hebammen, bis sie eine positive Rückmeldung erhalten. Etwa 70 haben sie inzwischen in ihrer Kartei, und fast immer gelingt die Vermittlung. "Wir haben eine Quote von 95 Prozent", sagt Romanns nicht ohne Stolz. Im vergangenen Jahr haben sich 840 Frauen hilfesuchend an die Essener Einrichtung gewandt. Insbesondere in Richtung Außenbezirke gäbe es einen Mangel an Hebammen, sagt die erfahrene Vermittlerin, und nennt Schönebeck und Horst als Beispiel.

Win-win-Situation

"Der Vermittlungsservice hat nicht nur Vorteile für werdende Mütter, sondern erleichtert auch uns die Arbeit", erklärt Arnsmann. Zum einen bekämen die Hebammen weniger Anfragen, wenn sie zum Beispiel auf ihrem Anrufbeantworter auf die Hebammenzentrale verweisen. Zum anderen seien die Anfragen zielgerichteter. "Wir wissen ja, in welchen Stadtteilen die einzelnen Hebammen tätig sind, und sprechen sie gezielt an", sagt Romanns. Auch die Auslastung lässt sich durch die Zentrale besser erreichen. Eine Hebamme in Vollzeit kann pro Monat zwischen sechs und zehn Frauen betreuen. "Manchmal springen Frauen ab, Babys kommen früher zur Welt oder andere Unwägbarkeiten treten ein", sagt Arnsmann. Wenn dann kurzfristig Kapazitäten frei werden, lassen die sich in aller Regel schnell wieder füllen.

Sprechstunden vor Ort

Das Angebot, das der Arbeiter-Samariter-Bund kostenlos anbietet, umfasst neben der Vermittlung auch Hebammen-Sprechstunden vor Ort an den drei Essener Standorten in Steele (mittwochs), Altendorf (dienstags) und Katernberg (freitags). Sie dienen als Notfall-Angebot für frisch gebackene Eltern, die keine Hebamme gefunden, aber Beratungsbedarf haben. Ab dem Sommer wird zusätzlich ein Hebammenmobil in Essen unterwegs sein, um noch mehr Frauen wohnortnah unterstützen zu können. "Nähere Details stehen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest", sagt Ute Ludwig, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation und Medien beim ASB NRW.

Kurse wie "Erste Hilfe am Kind"

Außerdem bietet die Hebammenzentrale Fortbildungen für Hebammen sowie Kurse für Eltern, zum Beispiel "Erste Hilfe am Kind" an. Und in Steele gibt es eine kleine Spielzeugbörse, wo kleine Kuscheltiere, Schlafsäcke und anderes Zubehör (außer Kleidung) den Besitzer wechseln. 

Weitere Infos 

  • Die Essener (und Bottroper) Hebammenzentrale war die zweite, die der Arbeiter Samariter Bund (ASB) etabliert hat.
  • Weitere Zentralen gibt es in Bochum, Witten, Herne, Gelsenkirchen, Vest/Recklinghausen, Münster und Bielefeld.
  • Finanziert werden sie über Spenden, projektbezogene Fördermittel und die Beiträge der ASB-Mitglieder.
  • Weitere Informationen gibt es auf www.asb-hebammenzentrale.de. 
Hebamme Lena Arnsmann (links) und Nadine Romanns von der Hebammenzentrale Essen-Steele setzen sich für eine gute Versorgung Schwangerer ein.  | Foto: Dabitsch 
Werdende Mütter wissen: Es ist nicht leicht, eine Hebamme zu finden. Das hat auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) erkannt und in neun Städten und Regionen in NRW Hebammenzentralen aufgebaut. | Foto: ASB
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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