Buchkompass: Das andere Tal - S.A. Howard
Zeiten treffen sich

Für uns Menschen ist es ja eigentlich normal, dass sich Vergangenheit und Gegenwart in unseren Köpfen vermischen. Erinnerungen werden durch aktuelle Wahrnehmungen ausgelöst und Erinnerungen an schlechte Dinge lösen Reaktionen auf aktuelle Ereignisse aus. Unsere Erinnerungen, die Geschichte selbst und auch das, was gerade passiert lässt uns an die Zukunft denken und bringt Erwartungen mit sich.

Was aber, wenn Vergangenheit und Zukunft, auch die eigene, nur ein Tal weiter existieren? Diese Frage und auch die Frage nach den Auswirkungen, wenn man sich selbst begegnen könnte, wird in Scott Alexander Howard erstem Roman, Das andere Tal, in den Blick genommen, denn das Tal und die Täler die es umgeben, sind jeweils der identische Ort, nur 20 Jahre davor und danach und so weiter. Ein faszinierendes Konzept, das sich der Autor, der sich für seine Doktorarbeit in Harvard mit Erinnerung, Emotionen und Literatur beschäftigt hat, da in ein literarisches Format gepackt hat. Erschienen ist das Buch beim Diogenes Verlag.

Die Protagonistin des Buches ist Odile. Sie ist ein schüchternes Mädchen mit einer sehr motivierenden Mutter und wir steigen in einem Coming of Age-Roman ein, denn Odile nähert sich dem Ende ihrer Schulzeit und muss entscheiden, welchen Weg sie einschlagen will. Möglich wäre eine Ausbildung beim Conseil, den zuständigen für die Erlaubnis von Reisen in die Vergangenheit und aus der Zukunft. Der Entschluss dafür wird verschärft, als Odile die Eltern ihres Freundes Edme aus der Zukunft sieht und sich zusammenreimt, dass etwas mit Edme passieren muss, da Reisen in die anderen Zeiten meist nur bei Verlust und Trauer gestattet werden. Nach diesem Erlebnis ändert sich für Odile vieles. Aus Berufswunsch wird Berufung und aus Freundschaft Liebe. Mitten im Buch gibt es dann einen Sprung in die Zukunft, die uns Odile in ihrem Beruf zeigt und ab dann wird es philosophisch und noch spannender, bevor wir wieder zeitlich zurückspringen müssen.

Das andere Tal ist ein grandioses Buch zum Thema Erinnerungen, Zeit und weit mehr als nur ein Coming of Age-Roman. Die Protagonistin ist großartig geschrieben und entwickelt sich absolut nachvollziehbar weiter. Ihre Freunde, Familie und Ausbilder sind ebenso gut be- und geschrieben, es passt einfach alles. Auch die Frage, ob der freie Wille, das Schicksal oder Einflüsse von anderer Stelle überhaupt erst zu Dingen führen, werden hier großartig verarbeitet. Dazu gibt es tolle Beschreibungen der Umgebung und natürlich der Philosophie dieser Welt, von der wir gar nicht mehr erfahren, als über die Täler. Einen zweiten Band wird es wohl nicht geben, dafür aber vielleicht bald ein weiteres Buch des Autors und eine Serie zum Buch, denn die Rechte sind bereits verkauft.

Fazit: Das andere Tal ist ein großartiger Roman mit einer tollen Protagonistin und vielen weiteren gelungenen Figuren. Dazu eine fantastische Welt, die mit wenigen, dafür umso krasseren Elementen auskommt. Zusätzlich gibt es jede Menge Philosophie. Es ist wirklich kein Wunder, dass dieses Buch, obwohl es das erste Buch des Autors ist, bereits als Serie verkauft wurde.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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