Corona-Spaziergänge in NRW
Abendspaziergang auf der Winzer Ruhrhalbinsel

Waldrand im Abendlicht | Foto: von mir
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Wir haben einen für uns neuen Spazierweg entdeckt. Was mir früher einmal wie eine Sackgasse erschienen war, hat sich bei mutigem Weitergehen (Dank der Beharrlichkeit meiner Frau) als herrlicher kleiner Rundweg erwiesen, mit schönen Aussichten und idyllischen Plätzen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Beste kommt - wie so manches Mal im Leben - zum Schluss. Auf den ersten zwei Dritteln der Strecke habe ich die Kamera in der Tasche gelassen, weil ich nicht so gerne Hochspannungsmasten und -leitungen im Bild habe. Und die gibt es auf der Winzer Ruhrhalbinsel reichlich, denn gegenüber, auf der Südseite, liegt ein Umspannwerk. Doch das nur am Rande.
Der Hattinger Ortsteil Winz (meistens in der Kombination Winz-Baak genannt) liegt am Nordende der Halbinsel, die durch den Winzer Ruhrbogen gebildet wird. Dieser Ruhrbogen ist bereits seit Längerem immer wieder im Gespräch, denn dort soll eine Flussrenaturierungsmaßnahme durchgeführt werden. Als das vor etlichen Jahren publik wurde, habe ich mich hier im LK sehr dafür eingesetzt, denn es gibt andere bereits renaturierte Bereiche der Ruhr, die mich vom Sinn einer solchen Maßnahme überzeugt haben. Heute bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob man im Winzer Ruhrbogen nicht ein wenig über das Ziel hinaus schießen würde. Doch ich schweife schon wieder ab - wer diesbezüglich mehr lesen möchte, findet meine und andere Beiträge dazu unter meinem Tag "ReNaTour-de-Ruhr".

Streckenverlauf mit ungefähren Kilometerangaben | Foto: App-Screenshot

Zurück also zu unserem Spazierweg. Der Weg beginnt an der Stelle, wo die Königsteiner Straße die Bahnlinie der S3 überquert, und führt zunächst fast 1,5 km auf asphaltierten oder befestigten Wegen aus dem bebauten Gebiet heraus und an vereinzelten Häusern vorbei nach Südwesten und Süden. Die Aussicht öffnet sich hinüber auf den Isenberg und die Ruine der Isenburg, besser gesagt das "Haus Custodis", das innerhalb dieser Ruinen etwa Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Es wurde 1985 durch eine Brandstiftung zerstört, danach wieder aufgebaut und beherbergt heute ein kleines Museum zur Geschichte der Isenburg. Wer also von außerhalb anfährt und mehr als nur unseren kleinen Spaziergang machen möchte, kann später dort seinen Ausflug fortsetzen. *
Nach einem Straßenknick Richtung Osten kommt man an die Stelle, wo es nicht mehr weiterzugehen scheint. Ein Privatgrundstück bildet das Ende der Straße. Doch direkt davor steigt links ein schmaler Trampelpfad hoch zum Wald und führt einen unvermittelt in eine ganz andere Welt. Ein Schild weist auf die Grenze des hier anschließenden Naturschutzgebietes hin. Die Hochspannungsleitungen verschwinden aus dem Blick, stattdessen ruht dieser auf einem alten Baumbestand, durch den sich der nun wieder etwas breitere Wanderweg sanft bergauf schlängelt.

Waldrand im Abendlicht | Foto: von mir

Jetzt, Anfang Mai, sprießen dazwischen frisch-grünes Gras und zarte Blumen, und am Abend wirft die Sonne vom Waldrand her ihr warmes Licht auf die Szenerie und lässt alles doppelt intensiv leuchten. Das Gehtempo reduziert sich unwillkürlich um mindestens die Hälfte, denn eine solch wohltuende Ruhe, und natürlich die Gelegenheit, ein paar schöne Fotos zu machen, lassen das Zeitgefühl in den Standby fallen.

Sprießen und Blühen am Waldesrand | Foto: von mir

Manche der alten Bäume zeigen deutliche Narben von früheren Verletzungen oder "Ast-Amputationen", die im Laufe der Jahrzehnte in optisch reizvoller Form vernarbt oder zugewachsen sind. Aber auch ein mächtiger Baumstumpf, der offensichtlich vor einiger Zeit einem Sturm nicht mehr standhalten konnte, ist etwas weiter zu sehen.

Spuren, die das Leben hinterließ (1) | Foto: von mir

Zwischendurch führt der Weg an einem recht jungen Hain entlang, in dem sich dem akustischen Eindruck nach eine Menge Singvögel tummeln. Kein Wunder - schließlich ist auch dieser Bereich noch Teil des Naturschutzgebietes.
Doch der einzige Vogel, den ich tatsächlich vor die Linse bekomme, sitzt ein Stück weiter in einer größeren Eiche und flötet sein Abendlied, das sich deutlich von dem einer Amsel unterscheidet, obwohl der Vogel selbst ihr auf den ersten Blick recht ähnlich sieht. Ich meine, seinen Text zu verstehen: "Ich bin ein Star, gebt mir Applaus!"

"Ich bin ein Star, gebt mir Applaus!" | Foto: von mir

Nun geht der Weg auch schon bald zu Ende. Noch ein Knick, und man läuft "Am Knäppchen" oberhalb der Bahnlinie wieder zurück zur besagten Brücke. Die gesamte Strecke ist nur wenig über zwei Kilometer lang, also wirklich nicht mehr als ein kleiner Spaziergang, doch ein lohnender, den wir sicher gelegentlich wiederholen werden.

* Link zu weiteren Infos über die Ruine der Isenburg und Haus Custodis

Autor:

Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen

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