Mit einer „Machtiging“ auf menschenleerer Autobahn

Thomas Röthig aus Hattingen gehörte anno 1973 zu den wenigen, die am autofreien Sonntag mit ihrem Fahrzeug dennoch fahren durften. In der Hand hält der heute 59jährige Industriekaufmann in Altersteilzeit seine damalige Ausnahmegenehmigung sowie seinen einstigen NATO-Dienstausweis.  Foto: Römer
  • Thomas Röthig aus Hattingen gehörte anno 1973 zu den wenigen, die am autofreien Sonntag mit ihrem Fahrzeug dennoch fahren durften. In der Hand hält der heute 59jährige Industriekaufmann in Altersteilzeit seine damalige Ausnahmegenehmigung sowie seinen einstigen NATO-Dienstausweis. Foto: Römer
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Sozialsponsor Thomas Röthig, mit dem der STADTSPIEGEL in der Vergangenheit viele Versteigerungsaktionen zugunsten sozialer Einrichtungen in Hattingen durchgeführt hat, ist immer für eine Überraschung gut. Auch im Zusammenhang mit dem autofreien Sonntag vor 40 Jahren.

Zur Erklärung: In seiner Bürger-Community www.lokalkompass.de/hattingen rief der STADTSPIEGEL zu Beiträgen über den legendären autofreien Sonntag im Jahre 1973 auf.
Sie erinnern sich sicher noch, wenn Sie altersmäßig nicht mehr ganz zu den „Backfischen“ gehören: Am 25. November nämlich jährte sich das Datum für den ersten von vier autofreien Sonntagen im Jahr 1973, die aufgrund der Ölkrise mit dem Energiesicherungsgesetz vom 9.  November 1973 von der damaligen Bundesregierung verordnet wurden.
Bei Thomas Röthig rief das jedenfalls Erinnerungen wach, wenn auch die etwas anders gelagert sind. Doch der Reihe nach:
„Ich muss etwas weiter ausholen“, beginnt der heute 59jährige Industriekaufmann in Altersteilzeit seine Erzählung beim STADTSPIEGEL. „In den 70er Jahren, da hat mich die Bundeswehr vom Gymnasium gelockt – noch vor dem Abitur. Eigentlich sollte ich zu den Feldjägern kommen und später Polizist werden. Gelandet bin ich allerdings bei den Funkern und Fernmeldern. In Köln erhielt ich meine Ausbildung und wurde schließlich stationiert in den Niederlanden, in Brunssum, bei den Allied Forces Central Europe Netherlands – kurz AFCENT.“
Hier war Thomas Röthig als Antennenmontage-Unteroffizier für die Wartung der 70 Meter hohen Antennen für Richtfunkverbindungen zuständig: „Da musste ich hochklettern, um beispielsweise die Birne der Signallampen für den Flugverkehr zu ersetzen.“ Im Rahmen seiner Tätigkeit war er zuständig für den Bereich bis zum Schwarzwald.
Und dann kam das Jahr 1973. „Weihnachten“, blickt er zurück, „habe ich 1973 noch zu Hause in Hattingen gefeiert. Danach hatte ich Wache in Brunssum bis zum 30. Dezember und der Tag war genau der Sonntag, an dem Fahrverbot in den Niederlanden herrschte. Daher bekam ich eine ,Machtiging‘, eine Ausnahmegenehmigung, für die Strecke von Brunssum bis zum Grenzübergang Aachen-Nord/Vetschau ausgestellt. Das waren rund 20 Kilometer. Anfangs war das ein erhebendes Gefühl so ganz ohne andere Pkw auf der Autobahn unterwegs zu sein. Ein bisschen hoffte ich sogar auf eine Kontrolle – zum Angeben mit meiner Sondergenehmigung. Etwas später allerdings bekam ich so etwas wie Endzeitstimmung. Ich kam mir vor wie der letzten Mensch auf Erden. Daher war ich ziemlich froh, als ich endlich in Deutschland wieder auf die ersten Menschen traf.“
An Fotos hat der junge Thomas Röthig damals noch gar nicht gedacht. Aber seine Ausnahmegenehmigung und andere Erinnerungen an seine Militärzeit, die nach insgesamt zwei Jahren zu Ende ging, die hat er aufbewahrt.
Thomas Röthig: „40 Jahre lang lagen die Sachen bei mir in der Schublade. Durch die Aktion im Lokalkompass habe ich sie wieder hervorgeholt und in Erinnerungen geschwelgt. Und die möchte ich durch meinen Beitrag mit den Hattingern teilen.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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