Ein Album voll Glück

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Ein Album voll Glück

Im warmen Schein der Adventkerzen schaue ich mir gerade ein Album an. Betrachte Fotos von uns als Kinder auf der Schlittenbahn. Lachend sind wir Hügel und Höhen mit dem Schlitten hinuntergesaust, haben mühsam und mit hochroten Bäckchen den Schlitten wieder hochgezogen, um gleich übermütig jauchzend wieder voll Vergnügen den Hang hinunter zu flitzen. Kleine Eisklumpen hingen an Schals, Mützen und Handschuhen, das erkennt man deutlich. Andere Bilder zeigen uns beim Pirouettendrehen auf dem Eis, rundum die stille wie mit einem Tuch bedeckte Landschaft, die wie eine kleine weiße Insel ausschaute. Sie erschien so märchenhaft im Schneekleid fast wie ein Traumgebilde, und hat uns immer neu verzaubert.
Die Winterzeit mit allen Freuden war für uns Kinder einfach immer schön. Sie ließ in uns das Gefühl erwachen sich in einer Art Zauber- und Märchenland zu befinden. Der Winter hielt alles Glück bereit das es nur in dieser Zeit geben konnte, und leider auch von meist recht kurzer Dauer war.
Weitere Seiten zeigten uns und die Nachbarskinder beim großen Schneemann Bauen. Der Kleinste rollte die größte Kugel und verschwand fast dahinter. Ich lachte kurz laut auf, erinnerte mich an die Enttäuschung als damals alle Kugeln zu schwer waren um von uns

Kindern auf einander gestapelt werden zu können. Schnell wurde Papa zu Hilfe gerufen der dann mit Schwung die Teile aufeinander setzte, und uns das Schmücken mit Kohle für Zähne und Augen, und die rote große Mohrrübe für die Nase überließ. Zudem wurde eine Rute in die Armbeuge gesteckt, und Mama musste wieder mal einen alten, ausrangierten verbeulten Aluminium Topf herausrücken damit der Schneemann auch einen Hut bekam.
Wie schön ist es doch in Erinnerungen und Kinderzeiten zurückzugehen, zu schwelgen und auch die Zeit milder und bezaubernder erscheinen zu lassen als sie oft in Wahrheit war. Rückblickend bekam sie noch den ganz besonderen Zauber, schien wie ein Märchen neu entdeckt zu werden. In mir war wieder das Kind erwacht und ich war glücklich.
Bei all den Gedanken schmunzelte ich und erinnerte mich an den guten alten Küppersbusch-Herd, das knisternde gemütliche Feuer und die alten Backsteine die für das Bett am Abend dort aufgewärmt wurden, damit man schnell kuschelig warm in sanfte Träume versinken konnte. Ich sah im Geiste meine Mutter die Ringe über dem Feuer beiseite schieben und beim Putzen des oft noch heißen Herdes, damit er ja wunderbar glänzen und blitzsauber sein sollte. Besorgt hatte ich das Szenario immer verfolgt, und empfand es als Wunder dass sie sich nie verbrannte. Ein leiser Seufzer entrang

sich meiner Kehle, ich holte tief Luft. Das war eine Zeit, so lange ist das nun schon alles her.
Manches hatte damals gefehlt was die Kinder heute alles kennen und haben und für sie selbstverständlich ist. Wir hätten damals an vieles das es heute gibt gar nicht denken oder uns vorstellen können. Aber sind sie wirklich auch glücklicher heutzutage? Es war einfach eine andere Zeit, und wir waren zufrieden mit dem was es gab.
Das Stöbern in dem Album ließ an diesem Abend alte Träume erwachen, schöne Erinnerungen lebendig werden, ein wenig wehmütig zurückblicken, aber auch Freude wecken auf das Weihnachtsbacken, schöne Basteleien bei leiser stimmungsvoller Musik, auf das Karten Schreiben, auch wenn die Anzahl der Karten ständig schrumpfte, was schon gleich wieder etwas Wehmut aufkommen ließ.
Gleichzeitig mischten sich da hinein dankbare Erinnerungen voller Freude. Ein leises Lachen stieg in mir auf, wenn ich an die kleinen krampfhaft gehüteten Geheimnisse dachte die man vor Weihnachten hatte. Vorfreude, die spiegelte wie es war am Hl. Abend und den Weihnachtstagen Freude auszulösen, in glänzende Augen zu blicken und diese Freude wieder ins eigene Herz zurückkehren zu lassen.
Ich freute mich schon auf meine Lieben, ihre glücklichen Gesichter unter dem Weihnachtsbaum beim Öffnen der Geschenke, und natürlich das leckere gemeinsame Essen und Musizieren.

Krampfhaft musste ich mich aus den Erinnerungen lösen. Ich könnte schon mal alles zusammen tragen für die Basteleien dachte ich, klappte das Album mit einem Lächeln zu und stellte mir vor um wie viele Erinnerungen reicher es eines Tages meine Kinder so betrachten würden, voller Wehmut, Freude und Erinnerungen. Ein Album voll Glück.

Autor:

Evelyn Gossmann aus Mülheim an der Ruhr

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