SPD-Chef Lothar Fink tritt zurück

Der Vorsitzende der Mülheimer SPD, Lothar Fink, ist gestern Abend von seinem Amt zurückgetreten. Das teilte die SPD mit. Neben gesundheitlichen Gründen nennt Fink vor allem den möglichen anstehenden Prozeß um die ehemalige AWO-Geschäftsführerin Adelheid Zwilling zwei Tage vor der Kommunalwahl.

Wörtlich heißt es:

"Als Vorsitzender der SPD Mülheim an der Ruhr habe ich in der heutigen Vorstandssitzung erklärt, dass ich mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Vorsitzender des SPD Unterbezirks Mülheim an der Ruhr zurücktrete.
Ich habe dieses Amt mit Leidenschaft geführt und gebe es nicht leichten Herzens ab. Ein längerer Prozess der Überlegung und Abwägung liegt dem Zugrunde.

Mit diesem Schritt entlaste ich meine private und gesundheitliche Situation. Ich erfülle alle meine Aufgaben mit Leidenschaft und Freude. Ich hätte dies auch gerne weiterhin getan. Die Situation in der Partei, auch in die Situation und Vakanz der Parteigeschäftsführung ,die Veränderungen bei der AWO, haben meine Belastung derart erhöht, dass die Auswirkungen auf meine Gesundheit so eklatant sind , dass ich es so nicht weiter machen kann. Sowohl für meinen Beruf, als auch für das politische Amt brauche ich die volle Kraft.

Fälschliche Verknüpfung mit Prozess gegen Zwilling

Nicht zuletzt der aktuelle Prozess mit der ehemaligen AWO-Geschäftsführerin und dessen ungewisser Ausgang, werden medial mit meiner Tätigkeit als SPD-Vorsitzender fälschlicherweise verknüpft. Es wäre naiv anzunehmen, dass diese falsche Annahme während des Wahlkampfes ausgeräumt werden kann, das umso mehr, als der nächste Gerichtstermin zwei Tage vor der Kommunalwahl ansteht, falls es nicht noch zu einer ausgerichtlichen Einigung kommt. Ich weise mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass es einen solchen Zusammenhang nicht gibt und bei der Entscheidung des Vorstandes der AWO auch nie gab. Die getroffene Entscheidung der AWO wurde allein im Interesse der AWO Mülheim an der Ruhr vom Vorstand der AWO getroffen.

Um einen möglichen Schaden von der Partei abzuwenden, und mit Nachdruck die Trennung von professioneller Geschäftsführertätigkeit und politischen Ehrenamt zu dokumentieren, halte ich diesen Schritt für aber jetzt unbedingt notwendig und für mein Selbstverständnis für unausweichlich.
Meine Entscheidung treffe ich auch aus Respekt vor den MitarbeiterInnen der AWO, für die ich beruflich Verantwortung trage und denen ich die Belastung nicht weiter zumuten möchte.

Meine Entscheidung treffe ich auch mit Respekt für die Mülheimer SPD und deren Mitgliedern, die sich in dieser Zeit mit großem Engagement in den Wahlkampf einbringen und denen ich auch nicht nur ansatzweise eine mögliche politische Belastung zumuten möchte. Mein Bestreben war es und ist es der Partei und unserer gemeinsamen Zielsetzung - gute Politik zu machen und für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen- dienlich zu sein. Dies kann ich im Moment offensichtlich nicht uneingeschränkt. Daher meine Entscheidung jetzt.
Ich will in Bezug auf die Wahlen am 25. Mai alles getan haben, was einen Erfolg der SPD nicht im Wege steht."

Dagmar Mühlenfeld bedauert Rücktritt

Seine Stellvertreterin und Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld erklärte: "Die Entscheidung Lothar Finks, sein Amt als Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei in Mülheim an der Ruhr niederzulegen, bedauere ich sehr. Allerdings kommt sie für mich nicht völlig überraschend. Denn in unseren kontinuierlichen ausführlichen Gesprächen ist es mir nicht verborgen geblieben, dass Lothar Fink seine Situation und die damit einhergehenden starken Belastungen über einen längeren Zeitraum bereits intensiv reflektiert hat.

Ein gründlicher Nachdenkens- und Prüfprozess hat jetzt zu dem genannten Ergebnis geführt. Lothar Fink hat dabei eine für mich sehr verantwortungsvolle persönliche Entscheidung getroffen, die ich nachvollziehen kann und die ich respektiere."