Mülheimer Pilotprojekt mit beeindruckendem Ergebnis - Mit Hilfe von Urinbeuteln Röntgenkontrastmittel aus dem Wasser fernhalten

Dr. Andreas Türk, Dr. Kai Naßenstein, Dr. Claudia Mohr, Dr. Wolf Merkel, Ursula Schröder, Dr. Heinrich Bottermann und Dr. Franz-Josef Schulte (v.l.) sind vom Ergebnis des Mülheimer Pilotprojekts beeindruckt. Gemeinsam wünschen sie sich eine Fortsetzung und Ausweitung.
Foto: PR-Fotografie Köhring
  • Dr. Andreas Türk, Dr. Kai Naßenstein, Dr. Claudia Mohr, Dr. Wolf Merkel, Ursula Schröder, Dr. Heinrich Bottermann und Dr. Franz-Josef Schulte (v.l.) sind vom Ergebnis des Mülheimer Pilotprojekts beeindruckt. Gemeinsam wünschen sie sich eine Fortsetzung und Ausweitung.
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„Was nicht in der Ruhr drin ist, müssen wir auch nicht rausholen.“ Mit diesen Worten fasste Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, die Ergebnisse eines Mülheimer Pilotprojektes zusammen, bei dem untersucht wurde, wie man die Zufuhr von Röntgenkontrastmitteln in die Ruhr verringern oder oder sogar vermeiden kann.

Solche Mittel werden nahezu täglich in den Krankenhäusern und Arztpraxen unserer Stadt verabreicht. Sie werden innerhalb von 24 Stunden über das Urin von den Patienten wieder komplett ausgeschieden und landen letztendlich im Abwasser. Dort allerdings, so Dr. Wolf Merkel, Geschäftsführer des IWW Rheinisch-Westfälisches Instituts für Wasserforschung, und Dr. Franz-Josef Schulte, Geschäftsführer der RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerkgesellschaft, „können sie nur einem geringen Anteil aus dem Wasser entfernt werden, da sie zu den stabilsten Arzneistoffen gehören und biologisch sehr schlecht abbaubar sind.“

Der Großteil der Röntgenkontrastmittel (RKM) bleibt also im Wasser. Die Konzentration steigt im Verlauf der Ruhr von der Quelle bis zur Rhein-Mündung in Duisburg stetig, und das besonders stark im Ruhrgebiet. Deshalb wurde das Pilotprojekt „Merk'mal“ ins Leben gerufen. Unter der Federführung des IWW Zentrum Wasser und mitinitiiert von der RWW hatte das Projekt das ambitionierte Ziel, den Zufluss dieser RKM deutlich zu verringern.

Alle Erwartungen übertroffen

Vier Monate lang wurden, wie unsere Zeitung im Vorfeld berichtete, im Evangelischen Krankenhaus, dem Marien-Hospital, der Radiologischen Gemeinschaftspraxis und dem Medizinischen Versorgungszentrum Mülheim Urinbeutel an Patienten verteilt, denen das Kontrastmittel verabreicht wurden. Die Bereitschaft von Patienten, Ärzten, Pflegern und Mitarbeitern, das Projekt zu unterstützen, „haben alle Erwartungen übertroffen“, urteilten Dr. Kai Naßenstein, Leitender Oberarzt für Radiologie am Marien-Hospital, und Dr. Claudia Mohr, Fachbereichsleiterin Radiologie am MVZ, übereinstimmend.

Fast 90 Prozent der angesprochenen 2.200 Mülheimer Patienten schieden nach ihrer Röntgenuntersuchung ihr Urin in einen Beutel aus, in dem das Urin in Gel umgewandelt und dem normalen Hausmüll zugeführt wurde, der dann in einer Müllverbrennungsanlage landete. Das Ergebnis war messbar. Dr. Jochen Türk, Bereichsleiter am Institut für Energie- und Umwelttechnik, erläuterte, dass die in Kooperation mit der Stadt und dem Ruhrverband die anschließend entnommenen Wasserproben eine deutliche Verringerung der RKM-Rückstände bewiesen hätten. Bürgermeisterin Ursula Schröder: „Das sind gute Signale für unsere Stadt.“

Konsequente Umsetzung wichtig

Das Mülheimer Projekt hat zudem ergeben, dass man bei Hochrechnung der jetzt ermittelten Werte durch konsequente Anwendung der Urinbeutel die RKM-Konzentration im gesamten Ruhrgebiet mehr als halbieren könnte. Für den Einsatz von dieser Beutel entstehen pro Untersuchung Zusatzkosten in Höhe von etwa zehn Prozent Wolf Merkel: „Das ist volkswirtschaftlich vertretbar und deutlich günstiger als zusätzliche Aufbereitungstechniken für Ab- und Trinkwasser.“ Dem „Merk'mal-Projektteam“ ist daher sehr an einer Ausweitung des Verfahrens gelegen, das ohne zusätzliche Gelder allerdings nicht bewerkstelligt werden kann.

Auf Nachfrage der Mülheimer Woche nach Fortführung, Umsetzung und weiterer Finanzierung des Test-Projekts erklärte Staatssekretär Bottermann: „Wir haben zwar noch nicht Weihnachten, um jetzt Geschenke zu verteilen, aber die bisherigen Ergebnisse lassen eine Förderung und Bezahlung durch verschiedene Partner wie etwa das Land und die Bundesstiftung Umwelt, die wir an einen Tisch holen, als sinnvoll erscheinen.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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