Schüler des Gymnasium Broichs setzen sich gegen Rassismus ein

1988 entstand in Belgien die europäische Jugendinitiative „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Vor elf Jahren nahmen auch in Deutschland die ersten Schulen an der Aktion teil. Im März diesen Jahres sind es nach eigenen Angaben bereits rund 2.000 Schulen mit mehr als eine Million Schüler. Bei der Aktion einigen sich die Schulen in einer Selbstverpflichtung mehrheitlich darauf, aktiv gegen Rassismus vorzugehen. Das Gymnasium in Broich erhielt im Oktober 2013 als dritte, von mittlerweile vier Schulen in Mülheim, die Auszeichnung zur „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“.

Doch schon vorher beschäftigten sich die knapp 900 Schüler des Gymnasiums mit dem Thema Rassismus. „Bei uns ist das Thema schon im Lehrplan enthalten“, so Seydi Güngör. Der Geschichts- und Sportlehrer ist seit fünf Jahren an der Schule tätig. Als es dann an der Schule zu kleineren Vorfällen kam, die in Richtung Rassismus gingen, hat sich Seydi Güngör mit seiner Kollegin Dr. Heike Quednau unterhalten. „Daraufhin kamen wir auf die Idee uns an der Initiative zu beteiligen“.

Alle stehen hinter dem Projekt

Um als „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ anerkannt zu werden, müssen mindestens 70 Prozent aller, die an der Schule lernen, lehren und arbeiten, unterschreiben. Dass das Projekt bei allen gut ankam freut Seydi Güngör. „Fast jeder hat seine Unterschrift für den Antrag zur Anerkennung gegeben“. Nun ging es für die Schüler auf die Suche nach einem Paten. Das kann zum Beispiel eine Person aus den Medien, der Kunst, der Politik, Wirtschaft oder dem Sport sein. „Einer der Schüler hat dann Hannelore Kraft vorgeschlagen. Sie ist damals auch auf dem Gymnasium Broich gewesen und somit konnten sich die Schüler gut mit ihr identifizieren.“

Als NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Oktober 2013 das Schwarz-Weisse-Metallschild zur „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ an die Schüler überreichte, erzählte sie von ihrer Zeit auf der Schule. Seitdem hängt die Auszeichnung im Eingangsbereich über den Vertretungsplänen.

Projekttage

Um aktiv gegen Rassismus vorzugehen, hat die Schule in den letzten Jahren immer wieder kleinere Projekte veranstaltet. „Beispielsweise haben sich die Schüler an dem „Projekt Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig aus Köln beteiligt. Dabei werden kleine Gedenktafeln in den Boden des letzten Wohnortes von NS-Opfern verlegt“, erklärt Seydi Güngör. Unter der Leitung der Lehrkräfte Seydi Güngör und Eltje Lahno veranstalteten die Lehrer und Schüler des Gymnasium Broichs in diesem Jahr erstmals Projekttage gegen Rassismus. Dabei sollten sich die Schüler aller Jahrgangsstufen mithilfe von verschiedenen Projekten vom 13. bis 15. September mit dem Thema auseinandersetzen.

„Beispielsweise erforschten die Schüler die Wurzeln und Folgen von Rassismus, beschäftigten sich mit dem Thema Rassismus in der Popkultur oder mit den Symbolen der rechten Szene“, erzählt Seydi Güngör. „Einige Schüler fertigten Postkarten gegen Rassismus an, auf denen zum Beispiel die Mannschaft des DFB zu sehen war oder auch Schüler verschiedener Herkunft beieinander standen.“

In Seydi Güngörs Klasse haben die Schüler Kurzfilme gedreht, bei denen auch er in einem mitspielt. „Ich habe zum Beispiel die Rolle eines Lehrers übernommen, bei dem alle Kinder zum Beginn des Unterrichts aufstehen müssen. Ein Schüler ist jedoch sitzen geblieben, was dem Lehrer nicht gefiel. Als er ihn darauf ansprach ob er sich dadurch cooler fühlen würde, erklären ihm die Schüler, dass der Junge im Rollstuhl sitzt. Danach fühlte sich der Lehrer schlecht. Die Schüler wollten dabei das Schubladen-Denken thematisieren.“

In anderen Klassen haben die Schüler mit eigenem oder Lehrer-Equipment 30-Minütige Reportagen gedreht. „Die Geschichten waren teilweise erfunden, basierten aber auch teilweise auf den Geschichten der Eltern“, erklärt Seydi Güngör. Manche Schüler haben auch auf dem Schulhof das Thema „Ausgrenzung im Sport“ in kleinen Clips thematisiert. „In einem Clip durften beispielsweise die Mädchen nicht mit Fussball spielen“.

Eine Klasse hat für alle Schüler einen Leitfaden entwickelt, wie die Schüler Seiteneinsteiger besser integrieren können. Mithilfe von Wandertagen sollen sich die Neuankömmlinge beispielsweise in der Stadt zu Recht finden. Dort sind dann typische Freizeitaktivitäten wie Schwimmbäder aufgemalt. Auf der Rückseite der Karten gibt es dazu einfache Sätze wie: „Hier kannst du schwimmen gehen“, um die Seiteneinsteiger leichter an die Sprache heranzuführen. Auch ein Interview mit einer Seiteneinsteigerin ist in dem Leitfaden enthalten. Darin erzählt die zwölfjährige von ihren Anfängen in Deutschland und wie toll die Lehrer und Mitschüler sie aufgenommen und unterstützt haben.

Ankunft erleichtern

In der Regel gibt es pro Klasse ein bis zwei Seiteneinsteiger. „Diese kommen teilweise ohne deutsch-Kenntnisse. Daher gibt es für sie neben dem normalen Unterricht auch jeden Tag Deutsch-Unterricht“, erklärt Seydi Güngör. Um den Seiteneinsteigern die Ankunft in Deutschland zu erleichtern, werden laut Seydi Güngör Schüler aus höheren Klassen als Paten zugewiesen. Diese sollen mit den Seiteneinsteigern Sachen unternehmen oder Ansprechpartner bei Problemen sein. „Wir haben auch speziell für Seiteneinsteiger immer wieder Veranstaltungen wie Sommerfeste oder Weihnachtsfeiern, damit sich die Seiteneinsteiger wohlfühlen“.

Mit den Projekttagen sollten sich die Schüler des Gymnasium Broichs mit dem Thema „Schule ohne Rassismus“ an zwei Tagen auseinandersetzen. Am dritten Tag konnten sich die Schüler in den Klassenräumen die Präsentation der anderen Gruppen anschauen. Mehr allgemeine Informationen zum Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ gibt es online unter www.schule-ohne-rassismus.org

Autor:

Fabian Kloster aus Mülheim an der Ruhr

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