Wer hat Angst vorm Klimanotstand?

Die Fraktionen von CDU und SPD haben angekündigt, den Bürgerantrag auf Ausrufung des Klimanotstandes für den Kreis Wesel abzulehnen. Angesichts dessen schlage ich vor, “Notstand” aus dem Duden zu streichen. Denn wenn die Situation des Klimas keiner ist, hat das Wort jede Bedeutung verloren.

Zur Erinnerung: Es geht hier nicht um eine Bagatelle sondern um eine Existenzkrise, die in ihrer Globalität und Bedeutung für alle Lebensbereiche historisch ihresgleichen sucht. Anderswo reagieren Menschen darauf in einer Weise, die auch im Schatten dieser Bedrohung Mut, Hoffnung und Antrieb schenkt: Wüsten und Städte werden begrünt, neue Lebensweisen erprobt, konsumarme Wege zum Glück werden (wieder)entdeckt. Voraussetzung für all das ist aber, dass der Ernst der Lage nicht nur verinnerlicht sondern auch ausgesprochen wird. Warum verweigern CDU und SPD selbst diesen ersten Schritt?

Man möchte der Bevölkerung keine Angst machen. Das ist natürlich sehr freundlich, aber CDU und SPD dürfen uns allen ruhig etwas mehr zutrauen. Sowohl beim Kenntnisstand zum Klimawandel als auch beim offensiven Umgang mit Ängsten sind viele Menschen längst weiter. Die Einsicht, dass unser “bewährtes” Wirtschaftsmodell seine größe Bewährungsprobe noch vor sich hat und mit Vollgas auf die ökologische Wand zu fährt, ist bei vielen angekommen. Laufen wir deshalb alle schreiend im Kreis?

Nein. Wir fragen uns stattdessen, wann die Politik Klimaschutz macht, in dem “drin ist, was drauf steht”. Den handfesten Notstand anzuerkennen und danach zu handeln ist keine Panikmache sondern Jahrzehnte überfällige Führungsstärke, die –gut kommuniziert– hervorragend bei den Menschen ankommen würde.