Kultur in Witten
Der Geräuschemacher - Der westdeutsche Beatbox Meister verrät wie's geht

Len-Kauri Köhl (rechts) bei den Westdeutschen Beatboxmeisterschaften in Dortmund. | Foto: Beatbox Germany
  • Len-Kauri Köhl (rechts) bei den Westdeutschen Beatboxmeisterschaften in Dortmund.
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Im Gespräch mit dem westdeutschen Beatbox-Meister Len-Kauri Köhl Len-Kauri Köhl macht Geräusche mit dem Mund - und das sehr erfolgreich. Bei den Westdeutschen Beatbox-Meisterschaften in Dortmund setze sich der 20-jährige Wittener gegen die Konkurrenz durch. Dabei war es seine erste Teilnahme an einem Wettbewerb. Im Interview mit Witten aktuell erklärt Len-Kauri, wie er zum Geräuschemachen gekommen ist.

Kannst Du unseren Lesern erklären, was genau Du machst?
Len-Kauri: Ich kann mich dran versuchen. Im Prinzip ist Beatboxen eine Kunstform, bei der rhythmische Elemente und Beats, die aus dem Hip Hop kommen, mit dem Mund imitiert werden. Beatboxen ist in den 90er Jahren in der amerikanischen Hip Hop Szene entstanden. Damals haben Rapper, die keine Livemusik hatten, die Musik mit dem Mund imitiert. In den 2000er Jahren ist der Trend dann nach Europa und übergeschwappt und ist zu einer eigenen Kunstform geworden.

Wie bist Du mit Beatbox in Berührung gekommen? Was war für dich der Auslöser?
Ich bin über die Videoplattform Youtube zum Beatboxen gekommen. Da habe ich ein paar ausschlaggebende Videos entdeckt und habe schnell gemerkt, dass ich mich dafür begeistern kann. Ich habe eine musikalischen Hintergrund und bin schon mein ganzes Leben lang fasziniert von Geräuschen und davon, sie selbst zu erzeugen. Dementsprechend war es ein Glücksfall, dass ich Beatboxen gefunden habe und Beatboxen mich gefunden hat.

Was macht Beatboxen so besonders?
Hier kann man noch Pionierarbeit leisten. Ich hatte oft das Gefühl, dass vieles auf der Welt schon entdeckt ist und man nur an die Vergangenheit anschließen kann. Das Faszinierende ist doch, dass die menschliche Stimme Jahrtausende lang mitgetragen wurde und es trotzdem noch Bereiche gibt, die unerkundet sind. Es passiert in der globalen Beatbox-Szene relativ regelmäßig, dass irgendjemand ein neues Geräusch entdeckt. Das ist etwas ganz Besonderes.

Hattest Du schon musikalische Vorerfahrung, als Du mit dem Beatboxen angefangen hast?
Ich habe mit sieben Jahren mit dem Schlagzeugspielen angefangen. Dann spiele ich auch noch Gitarre, etwas Klavier und versuche mich an Gesang.

Das Schlagzeugspielen hilft sicher bei der Theorie, aber wie lernt man denn das eigentliche Geräuschemachen?
Mittlerweile gibt es phantastische Lernvideos auf Youtube. Ich habe vor dreieinhalb oder vier Jahren damit angefangen und mittlerweile hat die Szene so an Popularität gewonnen, dass es immer mehr Videos von Leuten gibt, die einem das beibringen. Das heißt, man kann einfach auf Youtube nach "Beatboxing Tutorials" suchen und sich das dann selbst beibringen. Es gibt auch die Möglichkeit, bei professionellen Beatboxern Online-Unterricht zu nehmen. Das habe ich auch gemacht. Aber mittlerweile ist es ziemlich einfach, sich das selbst beizubringen und von der Erfahrung der anderen Beatboxer zu profitieren.

Gibt es mittlerweile schon Musikschulen, die Unterricht in diesem Bereich anbieten, oder findet sowas eher online statt?
Also, es ist noch eine sehr spezielle Szene. Aber ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis es noch populärer und auch in Städten wie Witten ein Thema wird. So weit sind wir derzeit noch nicht. Aber ich habe selber Lust, Workshops zu geben oder Unterricht anzubieten. Also vielleicht bin ich ja bald derjenige, der damit in Witten anfängt.

Hast Du in der Richtung schon etwas geplant?
Konkret habe ich noch nichts geplant. Dber ich habe mir schon Gedanken über Konzepte gemacht, wie man Anfänger am besten Unterrichten könnte.

Du hast uns beschrieben, wie Du zum Beatboxen gekommen bist. Aber wie kam es zur Teilnahme an den Westdeutschen Meisterschaften, was hat dich dazu bewogen?
Ich habe selber schonmal so ein Event besucht, das war die Weltmeisterschaft in Warschau. Die Atmosphäre dort fand ich einfach phantastisch. Dort habe ich Gleichgesinnte gefunden und konnte mich mit denen austauschen. Ich habe auch ein paar Kontakte in Köln gemacht. Die wollte ich einfach wiedersehen und mit denen zusammen das machen, was ich liebe. Ich habe nicht erwartet, dass ich in dem Turnier so weit komme. Mir ging es einfach darum, zu zeigen, was ich mir selbst erarbeitet habe zu zeigen und ein bisschen Bühnenerfahrung zu sammeln. Es ist halt nochmal ein ganz andere Gefühl, wenn man zuhause für sich alleine beatboxt oder ein Publikum hat, das live reagiert.

War das dein erster größerer Auftritt?
In der Dimension auf jeden Fall. Also, es war mein erster Wettbewerb und mein erster öffentlicher Auftritt. Ich habe vorher schon in kleinem Kreise die Gelegenheit genutzt, meine Musik zu zeigen, aber das waren private Veranstaltungen.

Hattest Du Lampenfieber?
Oh (lacht), ja. Als ich am Anfang auf der Bühne stand, hatte ich schon Lampenfieber. Ich hab die Sachen, die ich geplant hatte ziemlich durcheinandergebracht, aber ich glaube nicht, dass man mir das von außen angesehen hat. Allerdings hat sich das ziemlich schnell gelegt. Dadurch, dass ich mein erstes Battle gewonnen habe und unter den Top 8 gelandet bin, habe ich mehr Selbstvertrauen bekommen und das Lampenfieber hat sich in Euphorie umgewandelt.

Was genau machen die Teilnehmer auf der Bühne? Werden fertige Songs präsentiert oder wird improvisiert?
Es gibt verschiedene Präferenzen. Einige improvisieren komplett, ich bin eher der geplante Typ. Ich hab jede meiner Runden wie einen Song fertig durchkomponiert, alle Sounds zueinandergefügt und die so lange geübt, bis ich die einfach aus dem Unterbewusstsein runterrattern konnte. Ich glaube, das hat mich rausstechen lassen.

Was muss man als junger Beatboxer tun, um an den Meisterschaften teilzunehmen?
Bei den meisten Wettbewerben kann man sich per Bewerbungsvideo für eine 'Wildcard' bewerben. In meinem Fall musste ich einen zweiminütigen Song hochladen. Es geht darum zu zeigen, was man zu bieten hat. Deshalb sollte man einen möglichst facettenreichen Song einreichen. Eine Jury entscheidet dann, wer in den Wettbewerb kommt.

Ist nach dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft weiteres geplant? Peilst Du jetzt die Weltmeisterschaft an?
(lacht) Also die Weltmeisterschaft ist nochmal eine andere Liga. Dafür muss ich wohl noch ein bisschen Erfahrung sammeln. Aber ich würde schon sagen, dass das jetzt der Startschuss für mich war. Durch meinen Sieg habe ich mich - wie der Zweit- und der Drittplatzierte - für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Das ist sozusagen die nächste Liga. Die Deutschen Meisterschaften finden am Freitag, 23. September in Berlin statt.

Autor:

Florian Peters aus Witten

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