OB Wahl – oder nicht?!

Bilder der Kandidaten vom jeweiligen Presseservice (zusammengestellt von meinem Neffen (Danke)) | Foto: Presseservice Eiskirch SPD | Franz CDU
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„Ich bin unzufrieden, aber es ändert sich ja eh nichts …“
„Der Eiskirch wird sowieso gewinnen …“
„CDU wähle ich in Bochum nicht …“

Das höre ich in letzter Zeit immer wieder und immer zu oft. Ich lebe selbst noch nicht so lange in Bochum, sondern bin aus Recklinghausen vor zehn Jahren übergesiedelt. Manchmal fühle ich mich immer noch als Gast in dieser schönen Stadt. Manchmal auch nicht …

Ich war gestern (mehr durch Zufall und wahrscheinlich auch wegen des großen Hypes der von Seiten Herrn Sascha Hellens um die Veranstaltung gemacht wurde) auf der Podiumsdiskussion mit Thomas Eiskirch und Klaus Franz auf Gut Mausbeck.

Unabhängig vom Hintergrund der Partei und von den Themenschwerpunkten, die man ohnehin selbstständig im Internet oder wo auch immer nachlesen kann, fand ich die Veranstaltung sehr interessant! Besonders was die Persönlichkeiten der Kandidaten angeht, komme ich jetzt auch nicht drumherum, hier mal meine ganz persönliche Einschätzung zum Besten zu geben:

Thomas Eiskirch wirkt immer sehr eloquent und unterstreicht seine Aussagen mit wortreichen Gesten, antwortet jedoch kaum mal direkt auf eine Frage. Er versucht seinen (fast noch) jugendlichen Charme konsequent auszuspielen – es sei ihm vergönnt, darum geht es nicht – wirkt dadurch aber immer ein wenig blasiert mit seinem Dauerlächeln und seiner jovialen Art. Seine Körperhaltung ist elastisch, er wirkt flexibel, stellenweise dynamisch, auch wenn es bei einigen Publikumsfragen ans Eingemachte geht. Leider entsteht dabei leicht der Eindruck, dass er ständig bemüht ist, sich aus „schmerzhaften Themen“, wie z.B. seine (nicht vorhandene) Berufsbildung / -laufbahn herauszuwinden.

Insgesamt scheinen ihm spezielle Qualifikationen für das Amt des Oberbürgermeisters überhaupt nicht so wichtig zu sein, vielmehr möchte er als großer Motivator wahrgenommen werden, der „frischen Wind reinbringt“. „Motivatorisch“ scheint übrigens sein Lieblingswort zu sein – aber ich frage mich an dieser Stelle, warum man dann nicht einen Detlev D! Soost als Kandidaten aufstellt? Ach so, das mit dem Aufstellen ist ja auch so ein ganz spezielles Thema ;-)
Auf die Frage, warum man ihn wählen sollte antwortet er zunächst (wie immer bemüht, „das Richtige“ und politische Korrekte im Blick zu haben): Damit die Wahlbeteiligung nicht so niedrig ist.
Na ja, besten Dank. Wölfi ist ja zum Glück auch noch dabei …

Klaus Franz wirkt dagegen stellenweise hölzern, wenn nicht spröde. Meist mit Feldherren-Geste wirkt er wie ein Fels in der Brandung während andere mit ausladenden Gebärden um ihn herumturnen. Er ist ein Freund der klaren und präzisen Worte, benutzt stellenweise aber ebenso viele Anglizismen wie sein Kontrahent. (Das scheint mittlerweile „angebracht“ zu sein, bei solchen Veranstaltungen). Seine Aussagen sind knackiger und wirken weniger lavierend, sondern stellenweise sogar etwas barsch. Aber wenn er (wie bei manchen Fragen oder Zwischenkommentaren) lachen muss, wirkt es echt. Bei einigen Punkten, Stichwort Nutzung der Opel Fläche (gemeint ist „Opel 1“), zeigt er sich deutlich realitätsnaher, weniger „motivatorisch“, sondern immer klar fokussiert.

Insgesamt wirkt es plausibler, dass ein Dipl-Ing und jetziger Unternehmer, der mit 13.000 Angestellten zu tun hatte, dafür geeignet ist, Bürokratie abzubauen, Prozesse zu verschlanken und auch die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Stadtverwaltung optimieren zu können. Das war übrigens auch eines seiner Argumente, warum man ihn wählen sollte.
Herr Wendland wird sich auch nach einer verlorenen Stichwahl gegen Franz freuen können, dass kurz nach der Wahl die Straßenmusiker in Bochum keine 5 Euro mehr für ihre Auftritte bezahlen müssen; ein inoffizielles Wahlversprechen von Klaus Franz, der ganz trocken den Verwaltungsaufwand gegen die Einnahmen gerechnet hatte).

Abschließend möchte ich sagen, dass beide Kandidaten in meinen Augen ihre Stärken und ihre Schwächen haben, viele Ecken und Kanten. Aber ich musste feststellen, dass Herr Eiskirchs Fähigkeiten wohl deutlich besser in Düsseldorf, wenn nicht in Berlin aufgehoben wären, als im Rathaus in Bochum.
Ich als langjährige MitteLinks Wählerin werde trotzdem nicht die CDU wählen. Aber ich bin ganz angetan von der Idee, Klaus Franz zu wählen. Denn die Mehrheiten im Rat ändern sich dadurch ja nicht. Aber wenigstens für einen Schuss vor den Bug sollte es reichen! Sonst gehen die ganzen Mauscheleien und internen Absprachen bei den Sozialdemokraten auch die nächsten Jahre immer noch so weiter wie bisher. Dazu habe ich keine Lust mehr!

„Ich bin unzufrieden, aber es ändert sich ja eh nichts …“
Nein! Zumindest nicht, wenn man es nicht selbst in die Hand nimmt und auch mal über seinen Schatten springt!

„Der Eiskirch wird sowieso gewinnen …“
Ich bleibe da hoffnungsvoll skeptisch!

„CDU wähle ich in Bochum nicht …“
Muss man gar nicht. Man kann ja zum Glück Klaus Franz als Person wählen.
Aber weiter wie immer? Der Ofen ist für mich aus.
Es muss sich etwas ändern in Bochum!

Mit besten Grüßen von einer (immer noch) Wahl-Bochumerin

Autor:

Doris Kampe aus Bochum

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