Sorge um Dortmunder Kaufhäuser

Wenige hundert Meter voneinander entfernt auf dem Westenhellweg: die Galeria Kaufhof und Karstadt. In Städten wie Dortmund, die Standorte beider Warenhäuser sind, soll es nicht automatisch zu Schließungen kommen. | Foto: Archiv / Schmitz
  • Wenige hundert Meter voneinander entfernt auf dem Westenhellweg: die Galeria Kaufhof und Karstadt. In Städten wie Dortmund, die Standorte beider Warenhäuser sind, soll es nicht automatisch zu Schließungen kommen.
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Lange haben sie gedauert, die Vorbereitungen für Elefantenhochzeit der beiden angeschlagenen Kaufhausriesen Karstadt und Kaufhof. Nun scheint es bei den Banken grünes Licht für die geplante Fusion zu geben.

Besonders den großen Vollsortimentern macht der Internethandel das Leben schwer, und das schon seit Jahren. Immer neue Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen bei den Angestellten und mehrere Besitzerwechsel bei Karstadt brachten bisher nicht den gewünschten Erfolg. Nun soll der Zusammenschluss es richten. Zumindest eine der beiden Firmenzentralen wird in Zukunft überflüssig werden. Noch ist nicht klar, ob es Essen oder Köln treffen wird.

In Dortmund gibt es gleich zwei betroffene Häuser, die Galeria Kaufhof und das Karstadt-Haupthaus, beide nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Das Karstadt-Sporthaus wurde bereits mit den anderen Sport-Kaufhäusern 2013 vom damaligen Besitzer Nicolas Berggruen an an die österreichische Signa Holding verkauft.
Weniger Tage nach der Bekanntgabe der Fusion kursieren bereits erste Zahlen: So könnten zwischen 4500 und 5000 Arbeitsplätze von den 20.000 noch verbliebenen Angestellten bei Kaufhof gestrichen werden, 250 bis 300 Millionen Euro sollen offenbar in Sanierungen und Abfindungen fließen. Mitarbeiter befürchten außerdem Lohnkürzungen.

Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), sagt zu den möglichen Stellenkürzungen:
„Die Beschäftigten sind durch die Meldungen in der Presse verunsichert und machen sich Sorgen. Wir fordern deshalb die Eigentümer auf, umfassend zum Sachstand zu informieren. Die Beschäftigten müssen bei einer möglichen Fusion der Unternehmen im Mittelpunkt stehen, einen wirksamen Schutz gibt es nur durch Tarifvertrag.
Beschäftigungssicherung, Standortsicherung – nicht nur im Hinblick auf Doppelstandorte - und die Tarifbindung sind für ver.di und die Beschäftigten von größter Bedeutung.“

In Städten wie Dortmund, die sowohl eine Karstadt- als auch eine Kaufhof-Filiale haben, soll es nicht automatisch zu Schließungen kommen. Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW Westfalen-Münsterland, geht derzeit nicht davon aus, dass eines der beiden Häuser geschlossen wird: „Beide Häuser haben doch bisher gut funktioniert. Auf absehbare Zeit sehe ich dort erst einmal keine Veränderungen kommen. Ich kann mir für Dortmund keine Konsequenzen vorstellen.“

Ähnlich äußerte sich auch der Karstadt-Betriebsrat Gerhard Löpke. Zwar glaubt er nicht an eine Schließung eines der Häuser, doch er rechnet mit Einsparmaßnahmen bei den Personalkosten – eine Erfahrung, die die Karstadt-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren schon ausgiebig gemacht haben. Im Dortmunder Karstadt-Haus sind rund 300 Mitarbeiter beschäftigt, bei der Galeria Kaufhof etwa einhundert.

Dirk Rutenhofer, Vorsitzender des City-Rings, ist da deutlich pessimistischer. Er glaubt, das bei ähnlichen Sortimenten in den beiden Häusern auf längere Sicht eines auf der Strecke bleiben wird.

Axel Schroeder, Inhaber der postergalerie und zweiter Vorsitzender des Cityrings, sieht das anders: „Die beiden Dortmunder Häuser sind doch jedes für sich gut aufgestellt. Hinzu kommt, dass die Galeria Kaufhof ein etwas anderes Zielpublikum hat als Karstadt. Ich begleite die Häuser schon seit mehreren Jahren. Das Konzept des Kaufhofs hat sich gut bewährt, und Karstadt hat in den letzten Jahren viel getan und sich neu aufgestellt.“ Zudem wurde und wird das Karstadt-Gebäude innen und außen renoviert und umgebaut.

Hintergrund:

Rene Benko mit Signa-Holding (Karstadt) und die kanadische Hudson's Bay Company ( HBC) als Inhaber von Kaufhof hatten sich bereits im Juli auf eine Fusion der beiden Ketten geeinigt.

Signa solle bei der Fusion mit knapp 51 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen bekommen und das operative Geschäft führen.

Der Marktanteil der beiden Kaufhäuser Karstadt und Kaufhof ist seit 2000 von 4,2 auf 2,6 Prozent geschrumpft. In den 70er Jahren lag der Marktanteil der Kaufhäuser noch bei 15 Prozent, damals allerdings noch mit den beiden Anbietern Hertie und Horton.

Karstadt:

Die Karstadt Warenhaus GmbH mit Sitz in Essen war bis 2010 eine Tochtergesellschaft der Arcandor AG, Nachfolger der Karstadt/Quelle AG
Das Insolvenzverfahren wurde 2009 eröffnet. 2010 wurde das Unternehmen an den Investor Nicolas Berggruen verkauft, im  2014 wurde die Komplettübernahme von Karstadt durch die Signa Holding des österreichischen Investors René Benko bekanntgegeben, die damals bereits die Mehrheit an den Sport- und Premiumhäusern besaß.

Zur Karstadt Warenhaus GmbH gehören 79 Warenhäuser, zwei Schnäppchencenter sowie der Onlineshop karstadt.de. Die 28 Sporthäuser sowie der Onlineshop karstadtsports.de gehören zur Karstadt Sports GmbH. Nach den Rationalisierungsmaßnahmen der letzten Jahre hat Karstadt noch rund 13.000 Mitarbeiter.

Kaufhof:

Im August 2018 gab es 98 Kaufhäuser von Galeria Kaufhof in Deutschland. Kaufhof ist neben Karstadt die zweite verbliebene landesweite Kaufhauskette in Deutschland und gehört seit 2015 zum kanadischen Konzern Hudson's Bay. 

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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