Dienstag erinnern Familien und Freunde und Helfer im Stadtgarten an die Drogentoten
Aidshilfe fordert Hilfen als Menschenrecht

An Dortmunder Drogentote erinnern Steine im Stadtgarten. Dies wollen dort auch am Dienstag Angehörige, Freunde und Helfer bei einer Trauerfeier.  | Foto: Archiv
  • An Dortmunder Drogentote erinnern Steine im Stadtgarten. Dies wollen dort auch am Dienstag Angehörige, Freunde und Helfer bei einer Trauerfeier.
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Dienstag wird ein trauriger Tag. Dann erinnern Familien mit Freunden und Mitarbeiter der Drogenhilfe vor der U-Bahn-Station am Stadtgarten an die Dortmunder, die ihren Drogenkonsum nicht überlebt haben.
„Wohnraum, soziale und medizinische Hilfen müssen ein Menschenrecht sein – ob mit oder ohne Corona“, fordert Jan Sosna. Er ist Leiter der Drogenhilfeeinrichtung kick und seine Kollegen sowie Angehörige und PUR- und JES-Mitarbeiter wollen am internationalen Gedenktag mit Pastor Andreas Bäppler um 12 Uhr an die verstorbenen Drogennutzer erinnern.

Netzwerk half auch in der Krise

In der COVID 19-Pandemie wurde einmal mehr der Wert des Hilfesystems für drogenabhängige Dortmunder deutlich. Es gelang dem Netzwerk der Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe, Beratungsangebote eingeschränkt fortzuführen und die Vergabe von Utensilien für den Drogen-Konsum sowie einen sicheren Konsum in Drogenkonsumräumen aufrecht zu erhalten. Hinzu kamen flexiblere Regelungen, um Substituierte kontinuierlich versorgen oder eine kurzfristige Aufnahme gewährleisten zu können.

"Hilfesystem breiter aufstellen"

"Zugleich wurde aber auch deutlich, dass viele Nahtstellen brüchig sind und unser Hilfesystem breiter aufgestellt werden muss", berichtet Jan Sosna. "#WirBleibenZuhause“ lautete der Name einer Kampagne des Bundesministeriums für Gesundheit. "Für jemanden, der wohnungslos und Drogen gebraucht, muss dies nach Satire klingen, wenn gar kein zuhause vorhanden ist und gerade Drogengebraucher aufgrund von Begleiterkrankungen und einer meist geschwächten körperlichen Konstitution der Risikogruppe zuzuordnen sind", gibt er zu bedenken. Und fehlender Krankenversicherungsschutz sei kein Einzelfall, wie die vergangenen Wochen bewiesen. Abstand zu halten, wenn man zwingend auf Hilfen angewiesen ist, die jedoch reduziert waren, fiele schwer. "Manche, die in prekären Lebensverhältnissen leben, fallen nach wie vor einfach durch das Raster", fordert Sosna Versorgungssicherheit nicht nur in Zeiten von Corona.

Es geht darum, Leben zu retten

Es geht jetzt darum, Leben zu retten!“, zitiert er die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, als sie im März die Zahl der Drogentoten veröffentlichte: 1.398 Menschen starben 2019 an den Folgen ihres Drogenkonsums. 9,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ihrer Forderung nach flächendeckenden Substitutions- und Hilfeangeboten – auch in der Coronakrise schließt sich der Leiter der Aidshilfe an: "Hoffen wir, dass diesen Worten auch Taten folgen werden. Überleben zu sichern, sollte nicht nur in Zeiten von Corona in den Vordergrund rücken."

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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