Wird Brackeler Baudenkmal Hof Rusche abgerissen? // Bezirksvertretung ist sauer

Für die einen mittlerweile ein Schandfleck. Doch das Längsdeelenhaus an der Reichshofstraße steht - noch - unter Denkmalschutz. | Foto: Schmitz
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  • Für die einen mittlerweile ein Schandfleck. Doch das Längsdeelenhaus an der Reichshofstraße steht - noch - unter Denkmalschutz.
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Für die einen ein Schandfleck, für die anderen eines der wenigen Überbleibsel des alten Brackel: Seit rund 13 Jahre verfällt das Baudenkmal an der Reichshofstraße 40. Nun vollzieht die Denkmalbehörde eine Kehrtwende und will dem beantragten Abriss des früheren Hofes Rusche zustimmen.

Das will wiederum die Bezirksvertretung (BV) Brackel nicht einfach so zur Kenntnis und hinnehmen. Sie sieht sich − einvernehmlich − selbst für den Denkmalschutz zuständig und als entscheidungsbefugt an.

BV sieht eigene Zuständigkeit in Sachen Denkmalschutz

So nicht. Das befand zumindest die Bezirksvertretung Brackel einhellig. CDU-Bezirksvertreter Andreas Brunnert, als Richter mit entsprechender juristischer Fachkompetenz ausgestattet, überzeugte das Gremium: Nicht die Denkmalbehörde, sondern die BV sei in Sachen Denkmalschutz entscheidungsbefugt. Deshalb nahm das Vorort-Parlament den Beschlussvorschlag der Denkmalbehörde zum Abriss des Baudenkmals Reichshofstraße 40 erst einmal „nicht zur Kenntnis“.

Den Stadtteilpolitikern stößt vor allem auf, dass die Eigentümerin die über Jahre eingeforderten Renovierungen des historischen Brackeler Bauernhofes immer wieder aufgeschoben habe, der Verfall mit Absicht herbeigeführt sein könnte, um die eigenen Baupläne leichter umsetzen zu können.

Ein Zeugnis "alter Bauernherrlichkeit"

Gleich als erstes Zeugnis „alter Bauernherrlichkeit“ in Brackel führte Heimathistoriker Dr. Günter Knippenberg den ehemaligen Hof Rusche in seinem 1997 erschienenen Standard-Werk zur Brackeler Dorfgeschichte auf. Seit 1993 steht das nach Abbruch von Vorgängerbauten zwischen 1865 und 1870 errichtete Längsdeelenhaus an der Reichshofstraße 40 unter Denkmalschutz. Lange war dies das Haupthindernis für die Neueigentümerin (seit 2001) und Investorin, die hier eine Umnutzung des Objekts zu Altenwohnungen plante.

Doch der seit 13 Jahren leer stehende Hof Rusche − zuletzt Domizil der Kohlenhandlung Hellmann − verfällt zunehmen. Vor allem Sturm Kyrill schlug 2007 erbarmungslos zu, beschädigte das Dach schwer. Darauhin ließ die Investorin aus wirtschaftlichen Gründen, trotz der mittlerweile erteilten Baugenehmigung, das Projekt fallen, stellte bereits 2009 einen denkmalrechtlichen Erlaubnisantrag auf Abbruch.

Ein dazu im Herbst 2011 nachgereichtes Gutachten kommt zum Schluss, „dass eine Sanierung des Hauptgebäudes nahezu einem Abriss mit anschließendem Neubau gleichkäme“. Gesamtverlust an authentischer, denkmalwerter Substand: rund 80 Prozent. So befindet nun aktuell auch die Denkmalbehörde, dass das leer stehende Längsdeelenhaus „nicht erhaltungsfähig ist“. Sie will der Eigentümerin die Abrissgenehmigung erteilen und das Objekt aus der Dortmunder Denkmalliste löschen.

Jedenfalls droht ein weiteres Teil des alten Brackel für immer zu verschwinden. Auch wenn manche den Hof als Schandfleck titulieren.

Für die einen mittlerweile ein Schandfleck. Doch das Längsdeelenhaus an der Reichshofstraße steht - noch - unter Denkmalschutz. | Foto: Schmitz
Bäuerliche Idylle im Detail. Der (noch) denkmalgeschützte Hof Rusche an der Reichshofstraße 40 in Brackel soll nun doch abgerissen werden. Die BV Brackel meutert − einvernehmlich. | Foto: Schmitz
Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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