IHK Niederrhein: aktuelle Corona-Beschlüsse bleiben hinter Erwartung deutlich zurück
Wirtschaft fordert Perspektive

Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. | Foto: Michael Neuhaus
  • Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK.
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Es ist entschieden: Der Lockdown wird bis zum 7. März verlängert. Darauf haben sich die Kanzlerin und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten geeinigt. Ab einem bundesweiten Inzidenzwert von 35 sollen Geschäfte allmählich wieder öffnen dürfen. Wer wann genau, entwickelt eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Kanzleramtschefs Helge Braun.

Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK, sagt dazu: „Die Lage ist nach wie vor ernst, auch wenn vielerorts die Infektionszahlen sinken. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass sie durch die Virus-Mutationen nicht wieder steigen. Gleichzeitig müssen Gesundheitsschutz und Schutz der Wirtschaft Hand in Hand gehen. Viele Unternehmen leisten mit Hygienekonzepten in ihren Betrieben, Homeoffice und vielem mehr ihren Beitrag dazu, um die Pandemie einzudämmen. Die geschlossenen Cafés, Kinos oder Hotels zahlen dafür einen hohen Preis. Ein klarer Stufenplan, wer wann unter welchen Bedingungen wieder öffnen darf, ist das Mindeste, was die Betriebe von der Politik erwarten können." Laut Dietzfelbinger bleiben die aktuellen Beschlüsse hinter dieser Erwartung deutlich zurück. "Nach einem Jahr Pandemie und 15 Wochen Lockdown hätten wir uns jetzt eine differenziertere Öffnungsstrategie gewünscht. Das Infektionsrisiko in Fitnessstudios, Solarium oder einem Escaperoom ist sicher anders zu bewerten als in einem Baumarkt."
Vorschläge lägen genug auf dem Tisch. Jetzt müsse die Politik liefern. "Den Lockdown einfach immer weiter zu verlängern, ist keine Lösung. Wir fordern eine bessere Kommunikation und mehr Kreativität von Wissenschaft und Politik", so Dr. Stefan Dietzfelbinger
Zuvor hatten die Industrie- und Handelskammern im Rheinland ihr Konjunkturbarometer veröffentlicht. „Immer größer wird die Kluft zwischen den Krisengewinnern und den Krisenverlierern. Die Wirtschaft erholt sich nur mit angezogener Handbremse“, erklärt dazu Dr. Stefan Dietzfelbinger. „Vor allem in der Gastronomie, im Einzelhandel, der Veranstaltungsbranche oder den personenbezogenen Dienstleistungen wie Fitnessstudios stehen viele Unternehmer vor den Trümmern ihrer Existenz. Hier gibt es viele Firmen, die sich von Insolvenz bedroht sehen.“ In Gastgewerbe und Tourismus liegt die Quote bei 20 Prozent, im Einzelhandel bei 10 Prozent.
Laut Konjunkturbericht der IHKs erholt sich die Wirtschaft über alle Unternehmen gesehen dennoch leicht. „Viele kommen in der Krise ganz gut über die Runden, auch dank der öffentlichen Hilfen“, so Dietzfelbinger. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, liegt bei 97 Punkten, er hält damit trotz Lockdown das niedrige Niveau aus dem Herbst (98 Punkte). Im Frühjahrs-Lockdown 2020 war er noch auf 68 Punkte abgestürzt.

"Jetzt muss die Politik liefern"

In der Gastronomie bewerten 84 Prozent ihre Lage als schlecht und im stationären Einzelhandel 40 Prozent. Auch Unternehmen, die von den Aufträgen dieser Lockdown-Branchen abhängen, leiden. Dazu zählen etwa das Papier- und Druckgewerbe (39 Prozent mit schlechter Lage), das Ernährungsgewerbe (43 Prozent) und die Logistik (36 Prozent). Gut behaupten können sich die IT-Branche, Banken und Versicherungen, das Gesundheitswesen und die Baubranche. Alle Branchen drückt die Sorge vor der rückläufigen Nachfrage.
Den Bericht gibt es online unter: www.ihk-niederrhein.de/rheinland-barometer.

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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