„Grubenpferd“ Henry ist ein toller Partner - Am Samstag besuchen blinde und sehbehinderte Menschen den Reit- und Fahrverein Hubertus

„Grubenpferd“ Henry, hier mit Werner Albry (r.) und Gilbert Kuczera, ist am Samstag Partner von blinden und sehbehinderten Menschen, die sich riesig auf ihr „Blind Date“ mit ihm freuen.
Fotos: Reiner Terhorst
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„Wir wollen, dass Kinder viel über die Natur und ihre Lebewesen erfahren, aus der Geschichte lernen und dadurch selbstbewusster im Umgang mit sich, der Umwelt und ihrem Umfeld werden“, sagt Werner Albry, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Hubertus.

Mit „Wir“ meint Albry sich, sein Vereinsteam, vor allem aber sein Fellpony Henry. Und Henry scheint das verstanden zu haben, denn beim Besuch des Wochen-Anzeigers auf dem großflächigen Gelände des Reit- und Fahrverein auf dem ehemaligen Maushof an der Oberen Sterkrader Straße im Bereich Neumühl und Röttgersbach, hebt er plötzlich den Kopf, spitzt die Ohren und nickt ein paar Mal.

„Er ist gutmütig und einfühlsam. Vor allem versteht er alles und kriegt auch alles mit“, lacht Albry. Kein Wunder, schließlich hat ein Pferd alleine 17 Muskeln, die nur das Ohr bewegen. Wenn er Kindern, die den Verein oft besuchen, diese und andere Informationen weitergibt, erntet er nicht selten fast ungläubiges Staunen.

Viele Infos zum "Dienstleiter Pferd"

Seit vielen Jahren pflegt Albry, der als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der TSTG-Schienenwerke schon immer ein hohes soziales Engagement an den Tag gelegt hat, eine intensive Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen aus der Region. In verschiedenen Reit-AGs bekamen und bekommen die Schülerinnen und Schüler nicht nur mit, wie man sich im Sattel hält, sondern viel Wissenswertes rund um den „Dienstleister Pferd“.

Zurzeit läuft ein Projekt mit der Gesamtschule Emschertal aus Neumühl. Hier erfahren die Kinder eine ganze Menge über die Pferde, die in der Vergangenheit wichtige Leistungsträger der Gesellschaft waren. In einem Stall beim Reit- und Fahrverein Hubertus, der eigentlich ein kleines „Pferde-Geschichts-Museum“ ist, wird das mit historischen, ausdrucksstarken Bildern dokumentiert. „Die Ausstellung begeistert wirklich alle“, so Reiner Eltus, der, so oft er kann, ehrenamtlich auf dem Hof hilft.

„Wenn der Werner erzählt, sind die Kinder, aber auch die Lehrer mucksmäuschenstill“, berichtet bei unserem Besuch Gilbert Kuczera, in der Nähe wohnendes Hamborner und Neumühler Urgestein, der als Programmmacher der „Blauen Bude“ in Dinslaken-Lohberg zahlreiche Aktivitäten auf dem „Lern- und Erlebnis-Idyll“ von Albry und seinen Vereinsmitgliedern auf den Weg gebracht hat.

Henry ist eine "lebendige Symbolfigur"

Und bei vielen Erzählungen Albrys ist Henry „lebendige Symbolfigur“. Auf ihn zeigend, spricht er vom „Kumpel mit Hufen.“ Der Pferde- und Menschenfreund in einem erläutert: „Grubenpferde gehörten zum Schacht wie der Steiger und das Geläucht. Im 19. Jahrhundert begann mit der Industrialisierung ein Produktionsboom der Kohleförderung im Bergbau. Die Kumpel waren schlecht bezahlte Lohnarbeiter, selbst Frauen und Kinder mussten mitmalochen. Kaum verwunderlich, dass die Pferde unter Tage zum Einsatz kamen und nicht selten zehn Kohleloren ziehen konnten. Als 1966 das letzte Pferd über Tage sein Gnadenbrot bekam, war es mit der harten Knochenarbeit vorbei und eine Ära ging zu Ende.“

Kuczera anerkennend: „Das ist immer Geschichte, Natur und Erlebnis in einem.“ Das wissen längst nicht nur die kleinen Besucher zu schätzen. Auf Initiative von Gilbert Kuczera sind am Samstag zehn Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Duisburg zu Gast bei den Hubertus-Reitern und haben, wie selber sagen, ein mit großer Vorfreude erwartetes „Blind Date“ mit Grubenpferd Henry.

"Blind Date" mit dem Grubenpferd

Die Besucher können ihn streicheln, füttern, ihn an der Leine führen, sogar auf ihm reiten und so hautnah Kontakt mit ihm bekommen. Sie ertasten das Futter und füttern ihn selbstredend. Sie können sich mit alten Gartengräten vertraut machen und somit praktische Übungen am Pferd und im Stall tätigen. Dieter Holthaus, der die Gruppe leitet, denkt sogar noch weiter: „Ziel soll es sein, Blinde und Menschen mit Seheinschränkungen ein regelmäßiges Erlebnis mit dem Pferd oder auch therapeutisches Reiten anzubieten.“ Klar, dass der Wochen-Anzeiger wieder mit von der Partie ist.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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