Stephan Sülzer ist nun CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung IX
Der Neue ist ein Teamplayer

Stephan Sülzer ist neuer CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung IX.
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Neues Amt, neue Verantwortung. Der 45-jährige Stephan Sülzer ist nun Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion. Was liegt an im Essener Süden? Unsere Zeitung ließ sich mitnehmen auf eine kommunalpolitische Rundreise durch den Bezirk IX.

Herr Sülzer, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch. Wie sind Sie eigentlich in die Politik gerutscht? Warum sind Sie bei der CDU eingetreten?
„Danke. Ich spürte den Wunsch, etwas zu verändern, ich wollte gerne mitgestalten. Wohlgemerkt hier vor Ort und nicht in der großen Weltpolitik. Ich bin mit einem Kanzler Helmut Kohl aufgewachsen. Programm, Ziele und vor allem die Werte unserer Volkspartei kamen und kommen mir entgegen. Damit konnte ich mich identifizieren, auch waren Freunde und Familienmitglieder bereits in der Partei. In die Junge Union bin ich 1990 eingetreten, wenig später dann auch in die CDU.“

Wie gehen Sie Ihre neue Aufgabe an?
„Ich möchte Bindeglied sein zwischen der BV und unseren vier starken Ortsverbänden. Seit 2009 sitze ich in der Bezirksvertretung. Da hatten wir schon viele kontroverse Themen auf dem Tisch, die innerhalb der Partei schon sehr intensiv diskutiert wurden. Das darf auch gerne so bleiben. Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender war ich bisher schon in diese Themen mit einbezogen. Da möchte ich Patrick Widmaier sehr für die Zusammenarbeit danken. Ich möchte an diesen Themen weiterarbeiten, insbesondere zusammen mit unseren Ratsmitgliedern.“
Wo würden Sie entscheidende Unterschiede zu Ihrem Vorgänger sehen, in der Gewichtung der Themen und im Führungsstil?
„Ob es gravierende Unterschiede gibt, sollen andere entscheiden. Ich bin da der falsche Ansprechpartner. Wir haben immer gut zusammengearbeitet und ich habe von Patrick viel Input bekommen. Uns verbindet der Wunsch, alle mit ins Boot zu holen - die eigenen und auch die anderen Bezirksvertreter. Das sollte immer Anspruch der größten Fraktion sein. Eine Gewichtung fällt schon deswegen schwer, weil ja immer neue Themen an uns heran getragen werden. Dennoch müssen auch die alten Themen noch abgearbeitet werden. Doch die Verwaltung blockt da oft. Zur Frage nach dem Führungsstil: Als Handballer bin ich Teamplayer. Wir möchten unsere Ziele gemeinsam erreichen.“

Wo brennt's in den Stadtteilen?


Welche Themen brennen denn im Bezirk besonders unter den Fingernägeln?

„Hier sind die strukturellen Veränderungen zu nennen: Wie sehen unsere Stadtteile in 10, 15 Jahren aus? Wie kommen wir zur Arbeit? Wie zur Schule? Wie bekommen wir unsere Schulen saniert, was ist mit den Kitas? Wie wird der ÖPNV funktionieren? Bekommen wir die Umweltbelastungen in den Griff?“
In Bredeney?
„Wir müssen eine Attraktivitätssteigerung der Bredeneyer Straße erreichen. Der Umbau des Tribünenbereichs der Regattastrecke am Baldeneysee muss forciert werden, auch mit verbesserten Parkmöglichkeiten. Zukünftig werden auch die Bebauung am Alfredusbad und nicht zuletzt die Nutzung des Flughafengeländes eine Rolle spielen. Es ist mir irgendwie nicht klar, was die Stadt Mülheim da wirklich will.“
In Fischlaken / Heidhausen?
„Was wird mit Christi Himmelfahrt? Sollen hier wirklich gewachsene Strukturen zerschlagen werden? Was wird aus dem Volkswald? Wie kann die Stadt so ein ideales Grundstück im Grünen nur verrotten lassen? Das Umfeld des Heidhauser Rathauses muss wieder aktiviert werden. Wir brauchen da Begegnungsstätten mit Aufenthaltsqualität. Es müssen Angebote für jede Altersgruppe geschaffen werden, das gilt übrigens für alle Stadtteile. Es muss gewährleistet bleiben, dass Ruhrlandklinik und Papiermühle zumindest zu Zeiten mit großem Bedarf weiter von der Ruhrbahn angefahren werden.“
In Kettwig?
„In Kettwig gibt es große Neubaugebiete, da sind viele Familien mit Kindern hingezogen. Sie benötigen Angebote in Kita und Schule. Die CDU setzt sich dafür ein, dass diese Angebote so schnell als möglich umgesetzt werden, um die Eltern zu entlasten. Die Schule an der Ruhr muss also noch mehr in den Fokus rücken. Das sind unhaltbare Zustände. Was ist nun mit dem geschlossenen Hauptstandort am Mintarder Weg? Der Teilstandort an der Gustavstraße ist doch völlig überlastet. So geht das nicht. Hier geht es um gute Bildung für unsere Kinder. Auch sollten das Rathaus und auch sein Vorplatz nun endlich gezielt in Angriff genommen werden. Das ständige Hin und Her ist kontraproduktiv.“
In Werden?
„Die Parksituation ist mehr als unbefriedigend. Wie geht es weiter mit dem ÖPNV-Konzept der Ruhrbahn? Passt das? Das Verkehrskonzept wurde vom Verwaltungsgericht gestoppt, meines Erachtens muss weiter an einer Lösung gearbeitet werden. Ein ‚Weiter so‘ darf es da nicht geben. Die Stadt ist jetzt gefragt, das kurzfristig auf den Weg zu bringen. Auch müssen Vandalismus und Vermüllung auf dem Brehm und am alten Strandbad Löwental gestoppt werden.“
Apropos Löwental. Was wird denn nun?
„Ich hoffe doch, etwas Schönes. Das Löwental hat Entwicklungspotenzial in vielfältiger Weise. Wir möchten ergebnisoffen in die Diskussion gehen und dort verschiedene Wünsche umsetzen. Ich persönlich könnte mir sowohl eine Kita als auch eine Sporthotel-Lösung vorstellen. In diesem Bereich kann man Sport, Erholungsflächen, Gastronomie und den RuhrtalRadweg sinnvoll miteinander verbinden. Nur so wäre eine noch höhere Aufenthaltsqualität zu erreichen. Jetzt muss aber auch mal was passieren.“

Die „Ureinwohner“


Es gibt so viele Neubaugebiete im Bezirk. Wie ist da die Verträglichkeit mit den „Ureinwohnern“?

„Viele Neubaugebiete schüren Ängste bei den bisherigen Einwohnern, weil sich in deren unmittelbarer Umgebung alles verändert. Das ist nur allzu menschlich. Das ‚Zupflastern‘ von Gebieten bei gleichzeitiger Reduzierung der Angebote ist kurzsichtig und der völlig falsche Ansatz. Unser Ortsverband ist vor den letzten Wahlen von Haus zu Haus gezogen, Unverträglichkeiten waren da nicht festzustellen. Aber im manchen Gebieten stößt die Bebauung an ihre Grenzen. Hier müssen wir schauen, dass die Stimmung nicht kippt. Genug ist genug.“
Ist eigentlich genügend Infrastruktur für die „Neuen“ vorhanden? Stichpunkt Kinderbetreuung. Wo werden sie da ansetzen?
„Der ÖPNV muss weiter ausgebaut werden. Wir haben gemeinsam mit der SPD zum Beispiel in Heidhausen zahlreiche Standorte für Kitas eingebracht: Volkswald, Frielingsdorfweg, Jacobsallee. Auch in den anderen Stadtteilen muss sich was tun. Leider dauert die Umsetzung viel zu lange.“

Kommunalwahlkampf 2020

Der Kommunalwahlkampf 2020 steht vor der Tür. In wieweit werden Sie da die Zügel in der Hand halten?
„Wir werden uns im Team intensiv mit einem Programm beschäftigen, was wir den Bürgern 2020 anbieten können. Dabei will ich gerne mitarbeiten. Dabei kommt es mir weniger auf Machtgehabe und ‚Zügel in der Hand halten‘ an, sondern darauf, immer ein offenes Ohr zu haben für neue Ideen.“
Apropos Wahlkampf: In Kettwig wurde ein SPD-Kandidat durch Androhung von Gewalt dazu gebracht, seine Kandidatur zurück zu ziehen Was sagen Sie dazu?
„Bedauerlich, was da passiert sein soll. Wer sich alles in der SPD für eine solche Kandidatur bewirbt, liegt ja im Ermessen des Einzelnen. Aber die SPD entscheidet das selber und braucht bestimmt keine guten Ratschläge vom Mitbewerber.“
Wann werden ihre Ratskandidaten gekürt? Die CDU dürfte erneut stärkste Fraktion werden. Gibt es schon Hinweise darauf, wer dann Bezirksbürgermeister bleiben oder werden könnte?
„Die drei Ratskandidaten werden wir Anfang 2020 benennen. Die BV wählt den Bezirksbürgermeister nach den Kommunalwahlen. Ich habe aber keine Glaskugel und kann daher zukünftige Mehrheitsverhältnisse nicht voraussagen. Wir werden um jede Stimme kämpfen. Sollten wir dann stärkste Fraktion sein, werden wir einen geeigneten Vorschlag machen.“

Herr Sülzer, wir danken für das intensive Gespräch und wünschen Ihnen ein glückliches Händchen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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