Die alltägliche Vielfalt der Kita Regenbogen

Der kleine Noel ist der Jüngste der Kita - hier beim „Waschen“.
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  • Der kleine Noel ist der Jüngste der Kita - hier beim „Waschen“.
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Serie: Ein Ort für die halbe Kindheit

Eltern stehen immer wieder vor der großen Aufgabe - welche Kita und Grundschule ist die richtige für mein Kind. Nicht nur das Geld muss stimmen. Hier verbringt es seine halbe Kindheit. In dieser Serie stelle ich Ihnen die lokalen Einrichtungen in den nächsten Wochen umfangreich vor.

Kita Regenbogen
Hier ist kein Topf voll Gold am Ende des Regenbogens, sondern glückliche Kinder

Eltern suchen einen passenden Kindergarten für ihren Schatz - schwerer als gedacht. Was braucht unser Kind, worauf soll wert gelegt werden? Bedeuten Fachbegriffe wie Integration, Inklusion und Frühfördergruppe eine Selektion? Nicht in der integrativen Kita Regenbogen. Hier ist jedes Kind wie alle anderen auch - einmalig.

Auf den ersten Blick erinnert das Gebäude an der Heinrich-Strunk-Straße 82 an eine Schule. Ein breiter Flur, Kinder auf zwei Etagen - viele Türen. Aber einmal hingeschaut wird klar, das hier ist Kindegartenrevier.
Bunte Wände zeigen den Eltern, was ihre Schätze grade unternehmen, was benötigt wird und wie weit die 30 Vorschulkinder schon ihre Stadt Essen erforscht haben. Die Großen nehmen auch am KidsGoMint-Projekt teil, einer Initiative zur Förderung technischer Grundbildung.

Im Flur spielt ein kleiner Junge, allein mit einer Erwachsenen. Was hier passiert, ist in der integrativen Kindertagesstätte ganz normal. Kinder mit besonderem Förderungsbedarf bekommen besondere Unterstützung. Beate Stephan, Leiterin der Kita, ist stolz darauf. „Zusätzliches Personal ist unser Möglichmacher. In unserem Team von 15 Erzieherinnen arbeiten zusätzlich eine Motopädin und eine Logopädin. Unser Auftrag- Stärken stärken.“

90 Kinder besuchen die Kita derzeit. Es gibt zehn Integrationsplätze. „Wir sind ein Kindergarten für alle. Das bedeutet, wir machen keinen spürbaren Unterschied zwischen den Kindern“, betont Stephan. „Vielfalt hat nichts mit Behinderung zu tun. Jedes unserer Schützlinge wird individuell behandelt und gefördert. Unsere Kinder mit besonderen Bedürfnissen, von körperlichen Besonderheiten hin zu Sprachproblemen oder Verhaltensauffälligkeiten werden nicht ausgeschlossen und nicht zu etwas Sonderbarem gemacht.“
Ein Besuch in der Gruppe zeigt - da steht zwar ein Rollstuhl, aber es ist nichts ungewöhnliches. Auf dem Flur spielt der Junge mit seiner Motopädin - das ist grad seine Zeit, die anderen sind unterdessen im Turnraum und erforschen einen Parcour. Einzelförderung ist hier kein Ausschluss. Den anderen Kindern fällt diese kurze Absonderung kaum auf.

„Wir haben hier Kinder aus 26 Nationen. Die Eltern-Aktionen werden gern angenommen“, freut sich die Leiterin. In den Gruppen hängen selbstgebastelte Elternwappen, welche die Familien und ihre Bräuche vorstellen. „Es ist normal, verschieden zu sein. Wir bauen auf Vielfalt.

Die Kita Regenbogen ist als Familienbildungsstätte zertifiziert. Umfangreiche Beratung, Elterncafè und Vermittlungsarbeit wird hier geleistet. „Sehr gern genutzt wird unsere Frühfördergruppe Sprache im Spiel, welche von Kindern besucht wird, die noch nicht in den Kindergarten gehen.“ Zusammen mit ihren Eltern und zwei Familienbildnerinnen lernen sie spielerisch die Sprache, Materialien und den Umgang miteinander kennen. Beate Stephan und ihr Team sind spezialisiert auf Bewegungsangebote und Sprachförderung.
Ein Medium hat hier besondere Bedeutung - das Foto. „Das Foto ist hier etwas ganz alltägliches. Es dient der besseren Organisation. Die Kinder wissen, wer da ist und können zeigen wo sie grad sind“, erklärt Stephan. Fotos geben auch Anlass zum Austausch und nicht zuletzt dient es der Veröffentlichung. Man kann sich vorstellen, kann zeigen was man gemacht hat „Was die Kinder während ihrer Laufzeit hier mit Herzblut verfolgen ist ihr Portfolio“ sagt Stephan. Jedes Kindergartenkind hat einen eigenen Ordner. Wenn es beim wöchentlichen gemeinsamen Einkauf beispielsweise eine Gurke gekauft hat und diese unbedingt fotografiert haben will kommt das Bild also in den Portfolio Ordner, den die Kinder stolz hüten und am Ende mit nach Hause nehmen können.

Die Aktionen im Alltag sind vielfältig. Schwimmkurse zur Wassergewöhnung, gemeinsames Einkaufen, Exkursionen und tägliche Bewegungsangebote sind eine kleine Auswahl dessen, was den Kindern hier geboten wird.
„Wir legen unseren Schwerpunkt auf das Zusammen und das Leben. Zusammen-Leben bedeutet, gemeinsame Entscheidungen zu treffen, kinderzentriert zu Arbeiten und zu handeln und die Kinder zu stärken, ihre Vorstellungen umzusetzen“, fasst Beate Stephan zusammen.
Die Umgestaltung eines Gruppenraumes findet derzeit statt. „Das haben die Kinder entschieden und eigenständig Skizzen gemalt und diskutiert. Wir setzen diese Wünsche dann mit den Kindern um, denn am Ende ist der Ort nicht allein ein Raum für uns Erzieherinnen. Es ist der Ort der Kinder.“

Und wenn der große Hunger kommt, wird gemeinsam in den Gruppen gegessen. Die Kita hat das große Glück, eine Hauswirtschafterin dabei zu haben, welche täglich das Essen zubereitet. Das Angebot ist eine Mischung aus Tiefkühlkost und frischen Beigaben. Frühstück bringen die Kinder selbst mit, bis auf den gemeinsamen Frühstückstag in der Woche.
Für die Kleinsten steht ein Schlafraum zur Mittagsruhe zur Verfügung, Wickelräume und Fußbodenheizung im gesamten Gebäude. Da wird das Bäuchlein vom kleinen Noel sicher nicht kalt. Der Jüngste hier krabbelt sich durch die Welt und zeigt sich offen und fröhlich. Er ist in der Gruppe für Kinder ab 4 Monaten. Es gibt zwei integrativ geführte Gruppen ab drei Jahren, eine Gruppe von drei bis sechs und eine von zwei bis sechs Jahren.
„Alle Kinder leben und lernen zusammen“, sagt Beate Stephan. „Jedes Kind entwickelt sich in seinem individuellen Tempo, nach seinen Interessen. Die Unterschiedlichkeit bietet vielfältige Erfahrungen für alle - die Kinder lernen und profitieren voneinander.“ Der Tag endet für die Kinder spätestens 17 Uhr. Morgens um sieben öffnen sich die Türen der Kita und Familienbildungsstätte Regenbogen wieder - für die Kinder ebenso wie für ihr Eltern.

Autor:

Augustine Gueffroy aus Essen-West

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