Interview mit Leon Windscheid
"Ich habe 108 unbeantwortete Whatsapp-Nachrichten"

Leon Windscheid steht derzeit mit seinem Programm "Gute Gefühle" auf der Bühne.  | Foto: WeMyndGmbH
  • Leon Windscheid steht derzeit mit seinem Programm "Gute Gefühle" auf der Bühne.
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In unserer Lokalkompass-Reihe "Entweder / oder - Promis müssen sich entscheiden" geben wir Prominenten Auswahl-Möglichkeiten zu ganz unterschiedlichen Themen vor. Sie treffen, ohne lange zu überlegen, eine Entscheidung.

Psychologe, Bestsellerautor, Podcaster, Speaker. All das ist Dr. Leon Windscheid in einer Person. Die meisten werden ihn noch von seinem legendären Auftritt bei "Wer wird Millionär?" kennen. Hier gewann der gebürtige Bergisch Gladbacher 2015 die eine Million Euro. Er nutzte die mediale Aufmerksamkeit jedoch als Sprungbrett für etwas viel Größeres: Wissenschaftskommunikation. Ob in seinem Podcast "Betreutes fühlen", den er gemeinsam mit Atze Schröder führt, oder mithilfe seiner Bücher "Besser fühlen" oder "Hey Hirn - warum wir ticken, wie wir ticken" - sein Handeln hat das Ziel, der Allgemeinheit das Thema Psychologie näherzubringen. Mit Erfolg! 

  • Berlin oder Münster? Münster. Mit Anfang 20 wollte ich raus aus Münster. Aber jetzt mit Mitte 30 werden mir Dinge wie einheitliches Geschirr immer wichtiger. Da ist Münster eher der richtige Ort für. 
  • Stadt - oder Landleben? Stadtleben. Ich brauche mindestens nochmal zehn Jahre, um aufs Dorf zu ziehen. 
  • Viel Geld oder viel Freizeit? Viel Freizeit. Das Geld habe ich damals ja schon geschenkt bekommen.
  • Chill – oder Aktivurlaub? Chillurlaub. Aber ich habe dann auch gern das Rennrad dabei. Zweimal die Woche Rennrad fahren und den Rest der Zeit liege ich in Südfrankreich in der Sonne. Die Niederländer haben da ein schönes Wort für: niksen (niederländisch für Nichtstun). Einfach mal nichts tun und annehmen, mal nichts zu machen.
  • E-Auto oder SUV? E-Auto auf jeden Fall. 
  • Fahrer oder Beifahrer? Beifahrer. Früher war ich der festen Überzeugung, ich sei ein guter Autofahrer. Heute weiß ich: Das stimmt nur bedingt. Ich fahre sowieso am liebsten Zug, weil man da einfach nur aus dem Fenster gucken kann. Und das würde dem auf dem Beifahrersitz näherkommen, als selber zu fahren. 
  • Ordnung oder Chaos? Ich hätte gerne Ordnung, lebe aber im Chaos. Ich wohne in einer 5er WG, und ich will mich nicht rausreden... ich bin Teil des Chaos, all diese Streitigkeiten, die man so kennt: Wer räumt die Spülmaschine aus? Wer hat die Handtücher wieder in der Waschmaschine gelassen? Das ist alles Teil meines Lebens und ich erwische mich dabei, dass ich mit Mitte 30 anfange, absurde Bedürfnisse zu entwickeln, wie zum Beispiel einen ausgewischten Badezimmerschrank, oder einheitliche Gläser. Ich bin eher Chaos und hätte gerne mehr Ordnung. 
  • Instagram oder Tik Tok? Am liebsten beides nicht, ich brauche es aber beruflich. 
  • Buch schreiben oder Podcast aufnehmen? Ich habe noch den Schmerz vom letzten Buch in mir drin. Weil das so schwierig für mich gewesen ist. Ich habe bis kurz vor Abgabe noch überlegt, ob ich es doch lasse. Dass das Buch ("Besser fühlen") so ein Erfolg werden würde und jetzt nach drei Jahren in der Bestsellerliste so weit oben bleibt, das hätte ich mir damals nicht erträumen können. Das kompensiert aber nicht den Schmerz des Schreibens. Wenn man da morgens sitzt mit der weißen Seite und diesem Druck der Abgabefrist. Gleichzeitig bin ich auch so ein Mensch, der diesen Schmerz mag und braucht. Ich werde bestimmt irgendwann mal wieder anfangen zu schreiben. Wenn mein Umfeld das erfährt, werden die alle ausrasten und sagen: Lass das sein! Denn die haben mitgefühlt damals. Ich bin da ambivalent, würde jetzt aber sagen Podcast aufnehmen. Das fällt mir leichter. Die besten Gedanken entstehen jedoch beim Schreiben. Manchmal denkt man besser, wenn man so denkt, wie man schreiben würde. 
  • Film oder Serie? Serie. Da fasziniert mich dieses Handwerk so sehr. 
  • Museum oder Stadion? Museum. Ich bin auch mal gerne im Stadion, das reißt mich mit, aber ich bin überhaupt kein Fußballfan. 
  • Bestellen oder essen gehen? Ich bin der faulste Nichtkocher. Ich kann auch nicht gut kochen. Ich esse immer bei meinen WG-Mitgliedern mit. Kann man auch beides sagen? Ich sage beides!
  • Telefonieren oder schreiben? Telefonieren. Ich finde, dieses "Ich lagere Kommunikation aus" nimmt ganz viel weg, von dem, was Kommunikation eigentlich ausmacht. Und ich glaube, das wird unterschätzt. Wenn du den Kontakt zu mir abbrechen willst, schick mir eine zweiminütige Sprachnachricht. Ich habe bei Whatsapp 108 ungelesene Nachrichten und die werde ich auch nie mehr lesen. Einfach, weil ich dieses Medium ablehne. 
  • Salzig oder süß? Salzig
  • Bier oder Wein? Bier. Gerade am liebsten tatsächlich alkoholfreies Bier.
  • Leger oder schick? Leger! Schick wirklich nur, wenn ich muss. (...) Ich gebe auch wenig auf Mode und Aussehen. 
  • Streber oder Faulpelz? Ich bin ein Streber! Auch schon in Schulzeiten gewesen. 
  • Samstag oder Sonntag? Samstag. Als Kind habe ich den Freitag geliebt, da hatte man direkt zwei freie Tage nacheinander.
  • Langschläfer oder Frühaufsteher? Unfreiwilliger Frühaufsteher. Ich würde gerne länger schlafen, aber ich werde morgens relativ früh wach.
  • Gegensätze ziehen sich an oder gleich und gleich gesellt sich gern? Also wissenschaftlich ganz klar: Gleich und gleich gesellt sich gern. Ich finde es schon spannend, wenn man auf Leute trifft, die Sachen anders sehen, aber in dem Moment, wo jemand sagt, dass er AfD wählt, wüsste ich: Wir können kein Liebespaar werden! 
  • Haben oder sein? Sein, sein! "Die schaffen, dass wir wollen, was wir sollen." (Zitat von Erich Fromm). Ich glaube, dass wir viel zu sehr in einem Haben-wollen-Modus sind. Wenn wir es schaffen würden, mehr im Sein zu sein, das wäre, glaube ich, deutlich besser. 
  • Kopf oder Bauch? Das trenne ich nicht. Viele denken, dass es Kopf- und Bauchmenschen gäbe. Die Psychologie sagt heute, dass wir ein Organismus sind. Wir fühlen mit dem ganzen Organismus genau so, wie wir mit dem ganzen Organismus denken. 
  • Introvertiert oder extrovertiert? Im Privaten introvertierter als im Beruflichen. Aber ich glaube schon eher extrovertiert
  • Tinder oder Partyschiff? (Lacht) Partyschiff. Hallo? Ich bin sowieso der Meinung, dass es viel schöner ist, sich persönlich kennen zu lernen. 
  • Familie oder Freunde? Ich bin mit meiner Familie befreundet. Das ist für mich gar nicht so zu trennen. 
  • Träume haben eine tiefe Bedeutung oder Träume sind Schäume? Träume haben eine tiefe Bedeutung, wir kennen sie aber noch nicht. Das ist wissenschaftlich noch nicht durchdrungen. 

"Gute Gefühle Tour"

Wer Leon Windscheid gern einmal live sehen möchte, kann das derzeit tun. Momentan tourt er mit seinem Bühnenprogramm durch Deutschland. Er steht beispielsweise am 10. Februar in Dortmund, oder am 18. Februar in Duisburg auf der Bühne. 

Autor:

Sarah Kotala aus Essen

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