4-Tage-Woche
4-Tage-Woche: Fluch oder Segen

Die Diskussion um die 4-Tage-Woche kommt wellenartig immer wieder in die Nachrichten. Wenn man aber in die wissenschaftliche Literatur schaut, dann wurden Arbeitszeitverkürzungen schon vor vielen Jahrzehnten als „Produktivitätspeitsche“ bezeichnet. Sie fördern organisatorische und technische Innovation, die es erlauben, die bestehenden Aufgaben in der geringeren Zeit durchzuführen. Laut Statistischem Bundesamt arbeiten Menschen in Deutschland im Schnitt 34,7 Stun­den pro Woche (2021). Im Vergleich mit unseren europäischen Nachbar*innen liegen wir damit eher am unteren Rand. In Serbien beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit 43 Stunden, in den Niederlanden 31,2 Stunden.

Die Deutschen wollen knapp 33 Stunden die Woche arbeiten.

Die Wunscharbeitszeit liegt laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bei 32,8 Stunden.
Im Herbst 2022 veröffentliche der Versicherer HDI eine Umfrage, die YouGov im Auftrag erhob. Dort kam heraus: Mehr als drei Viertel sagten, dass sie die Einführung der Vier-Tage-Woche in ihrer jeweiligen Firma begrüßen würden, eine große Mehrheit allerdings nur bei vollem Lohnausgleich. ¼ wäre aber auch bereit, auf Lohn zu verzichten. Ein weiterer Grund der gegen eine Erhöhung der Arbeitszeit: Sie macht es schwieriger, Care-Arbeit zu leisten. Auch die Pflege, die Kinderbetreuung oder das soziale bzw. politische Engagement würden leiden.

Dabei gibt es verschiedene Varianten einer 4-Tage-Woche. Angefangen mit der reduzierten Arbeitszeit bis hin zu 4-Tage Arbeit bei gleicher Stundenzahl, ist vieles denkbar. Und wichtig: Arbeitnehmer haben laut Teilzeit- und Befristungsgesetz einen Rechtsanspruch in Teilzeit zu arbeiten. Die Vier-Tage-Woche ist unsere Antwort auf den Fachkräftemangel. Sie sehen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen, wenn es um die Akquise neuer Mitarbeiter geht. Wer ein Praxisbeispiel zur Vier-Tage-Woche hören will, dem lege ich meine Podcastfolge mit dem Essener Maler Marc Kecker ans Herz (Podcastfolge).

Die Arbeit müssen andere übernehmen - Argumente gegen die 4-Tage-Woche

Fakt ist, dass eine 4-Tage-Woche nicht bedeuten darf, dass bloß die Arbeitszeit reduziert wird und der Arbeitsumfang der Gleiche bleibt. Somit könnte es passieren, dass die Arbeit durch die Kollegen übernommen werden müssten. Hinzukommen die fehlende Erreichbarkeit für Kunden und die ausbleibende Sichtbarkeit im Unternehmen, was der eigenen Karriere im Weg steht. Und am Ende verdient man auch noch weniger Geld. 

Die Studienlage zeigt aber auch deutliche Vorteile einer reduzierten Arbeitszeit. Die Arbeitsausfälle sinken und gleichzeitig auch das Risiko auf Burnout. Die Arbeitnehmer haben mehr Freizeit und die
ökologischen Gründe, wie z. B. einen Tag weniger zur Arbeit fahren/oder zur Baustelle, sprechen ebenalls dafür.

Tipps für eine erfolgreiche 4-Tage-Woche für Mitarbeiter und Führungskräfte

Diese Strategien helfen dir, deinen Job zu machen und gelassen zu bleiben.

  • Identifiziere Zeitfresser: Die Zeit bei einer Vier-Tage-Woche ist kurz. Es gibt gute Ablenkung und schlechte Ablenkung. Nicht jeder Plausch ist schlecht. Aber es ist auch nicht jeder Termin nützlich. Insbesondere beim derzeit beliebten »Austausch« gibt es Fallstricke: Manchmal ist er ein getarntes Verkaufsgespräch, andere brauchen dich als Vertreter:in für ihr Geschäft. Willst du in Teilzeit arbeiten, musst du ein Bewusstsein dafür entwickeln, ob ein Termin sinnvoll ist und ob du ihn schaffst. Wie es dir besser gelingt, erkläre ich hier: Eisenhower-Prinzip
  • Plane vernünftig:  Du musst nicht jeden Tag deiner Vier-Tage-Woche durchorganisieren. Im Gegenteil: Taktest du alles durch, dann fehlt dir die Flexibilität, um auf den Arbeitsalltag zu reagieren. Weise Aufgaben Tage oder Wochen zu, aber keine Stunden. Und lass dir in jeder Woche Raum, um Liegengebliebenes zu schaffen. Es helfen: Prioritäten für den Tag, Zeiten, um Kleinkram zu erledigen und nicht erreichbar sein

Für dich als Führungskraft habe ich folgende Tipps::

  • Überlege dir einen Testzeitraum, z. B. 3 – 6 Monate: Nach Ablauf der Testphase wird erneut darüber gesprochen, ob die 4-Tage-Woche für Euch passt oder welche Änderungen vorgenommen werden müssen.
  • Halte wichtige Spielregeln in der Vier-Tage-Woche fest, vor allem im Hinblick auf Kommunikation in deine Richtung, das EInholen von Informationen (Hol- vs. Bringschuld) und die Kommunikationswege mit den Kollegen. Ganz wichtig ist auch der Umgang mit Arbeitsspitzen. Dabei solltest du auch eventuelle Vorgehensweisen in Richtung von Kunden und Lieferanten bedenken, wenn du in die Vier-Tage-Woche startest.
Autor:

Michael Zocholl aus Essen

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