„Es ist kein Leben mehr da“

Erich Messerle zeigt, dass dort, wo einst eine große Wiese war, auf der Rinder weideten, nun viele Pflanzen wuchern. „Der Klärschlamm aus dem alten Klärwerk hat hier großen Schaden angerichtet“, so der Hattinger.
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  • Erich Messerle zeigt, dass dort, wo einst eine große Wiese war, auf der Rinder weideten, nun viele Pflanzen wuchern. „Der Klärschlamm aus dem alten Klärwerk hat hier großen Schaden angerichtet“, so der Hattinger.
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„Renaturierung“ ist in Hattingen ein viel diskutiertes Thema. Auch Erich Messerle beschäftigt sich ausgiebig mit der Natur in seiner Heimatstadt und ärgert sich darüber, dass im ehemaligen Ruhrbett der Klärschlamm für großen Schaden gesorgt hat.
„Es ist kein Leben mehr da“, bringt der gebürtige Hattinger es auf dem Punkt. Das alte Flussbett der Ruhr, das hinter dem Haus Kemnade in Hattingen Richtung Blankenstein verläuft, war einst Lebensraum vieler Tiere.
„Doch von der früheren Fisch- und Vogelvielfalt ist heute nichts mehr zu sehen“, bedauert der gelernte Bankkaufmann, der inzwischen im Ruhestand ist. „Schuld ist der Klärschlamm aus der alten Kläranlage.“ Wenn er heute daran denkt, wie es hier früher ausgesehen hat, ist er erschrocken. „Der Eingriff in die Natur, hat sich als fataler Fehler rausgestellt. Man kann durchaus von einem schlechten Beispiel sprechen.“

Einen großen Teil seiner Kindheit habe der heute 76-Jährige an dem alten Flussbett der Ruhr und der angrenzenden großen Wiese, auf der einst Kühe weideten, verbracht. „Wir konnten Hechte mit der Schlinge fangen und viele Wasservögel beobachten. Außerdem waren hier im Winter teilweise bis zu 100 Leute zum Eislaufen“, erinnert er sich.
Dann aber wurde der Verlauf der Ruhr verändert und ein neues Klärwerk zur Wassergewinnung verrichtet. Damit habe alles seinen Anfang genommen. „Der Klärschlamm der alten Kläranlage, die hier direkt am Haus Kemnade liegt, hat mit seinen Fäkalien und den weiteren enthaltenen Stoffen die Natur verschmutzt“, so Erich Messerle.

Von der großen Wiese ist nichts mehr zu sehen. „Der Schlamm ist bis zu einem Meter tief, alles ist zugewachsen. Und dahinter verläuft der Plesbach“, weiß der 76-Jährige. Schon seit über 25 Jahren müsse die Natur hier einen Kampf austragen, sich von der Verschmutzung erholen und nur nach und nach würden Flora und Fauna hier wieder Fuß fassen können, urteilt Erich Messerle. Dabei wurde die Region einst zum Naturschutzgebiet erklärt.
„Die Tiere sind schon seit Jahren weg, nach und nach sind sie ausgestorben, weil ihr Lebensraum zerstört wurde und sie keine Nahrung mehr hatten“, weiß der Hattinger. „Nun dominiert die Herkulesstaude (Anmerkung der Redaktion: auch als Riesen-Bärenklau bekannt), die den Klärschlamm inzwischen als Nährboden nutzen kann.“
Zu retten sei hier natürlich nichts mehr, ist sich der Hattinger sicher. „Die Natur wird sich hier selber renaturieren müssen. Bis sich das Gebiet allerdings erholt hat, wird es aber sicherlich noch gut 20 Jahre dauern.“

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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