Dozent am Partytisch
Während der Corona-Krise unterrichtet Michael Gebauer von zuhause aus

Michael Gebauer unterrichtet seine Studenten zurzeit vom heimischen Arbeitszimmer – seinem "Home-Hörsaal" – in Sprockhövel aus. | Foto: privat
  • Michael Gebauer unterrichtet seine Studenten zurzeit vom heimischen Arbeitszimmer – seinem "Home-Hörsaal" – in Sprockhövel aus.
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Anfang vergangener Woche hat das Semester begonnen. Normalerweise steht Prof. Dr. Michael Gebauer von der University of Applied Sciences Europe seinen Studenten direkt gegenüber. Wegen der Corona-Krise unterrichtet er nun digital von seinem Arbeitszimmer zuhause in Niedersprockhövel aus.

Von Vera Demuth

Drei Standorte hat die private Universität: Iserlohn, Hamburg und Berlin. Michael Gebauer (51), Fachdozent für Unternehmensführung, arbeitet am Standort Iserlohn, hält aber auch immer mal blockweise Lehrveranstaltungen in Hamburg ab. Vergangene Woche hätte er eigentlich in Hamburg sein müssen, diese Woche in Iserlohn.
Doch das Coronavirus machte einen Strich durch die Semesterplanung von Gebauer und seinen Kollegen. "Wir haben intensiv überlegt, wie wir mit der Situation umgehen", erläutert er. "Wir wollten die Lehre möglichst rasch anbieten, damit die Studenten das Sommersemester nicht verlieren." Gemeinsam mit IT-Fachleuten suchten sie nach einer Möglichkeit, die Kurse digital abzuhalten.
Dazu hat Gebauer sein privates Arbeitszimmer in Niedersprockhövel in einen "Home-Hörsaal", wie er es nennt, umgewandelt. Ein Partytisch dient ihm als Rednerpult, und aus dem Gästezimmer hat er den Fernseher geholt, um einen zweiten Bildschirm zu haben. Darüber hinaus bräuchten er und die Studenten lediglich ein Kommunikations- und Videokonferenzprogramm sowie eine relativ stabile Internetverbindung.

Internet statt Beamer

"Das funktioniert ganz gut", lautet Michael Gebauers Fazit nach einer Woche, in der er seinen Studenten unter anderem die Fächer Controlling und Marktforschung näher gebracht hat. Neben Ton und Bild übertrug er die Präsentation, die er sonst im Kursraum per Beamer projiziert, übers Internet auf die Bildschirme der Studierenden. "Während der gesamten Woche hat es nur eine halbe Minute geruckelt."
Üblicherweise legt die University of Applied Sciences Europe großen Wert auf den engen Kontakt der Studenten untereinander sowie auf eine Interaktionen zwischen Dozenten und Studenten. Aber selbst darauf mussten Gebauer und seine Studenten dank der Chatfunktion nicht verzichten. "Ich lasse gern mal über etwas abstimmen, und das war über eine kleine Umfrage im Chat möglich", zeigt sich der 51-Jährige angetan.
Als Herausforderung betrachtet Gebauer die Projekte für Studenten, die sonst Teil mancher Kurse sind, zum Beispiel Marktforschungsumfragen. "Die werden sie wohl nicht in der Fußgängerzone machen können, sondern nur online."

Lösung für Prüfungen finden

Sollte das gesamte Semester bis Ende Juni digital stattfinden müssen, steht ebenfalls noch nicht fest, wie die Prüfungen ablaufen könnten. Hier werde an einer Lösung gearbeitet, so Michael Gebauer. Obwohl er beispielsweise im Fach Marktforschung kein Problem sieht. "Dort ist eine Abschlusspräsentation vorgesehen. Das funktioniert auch online."
Der Dozent aus Niedersprockhövel sieht in dem erzwungenen Unterricht per Internet auch Vorteile. "Dadurch lernen die Studierenden, mit digitalen Dingen umzugehen", erläutert er. "Sie lernen nicht nur fachliches Know-how, sondern auch Methoden-Know-how."
Nichtsdestotrotz glaubt Michael Gebauer nicht, dass ein rein digitaler Unterricht nach der Corona-Krise zum Standard wird. "Das ist nicht die Zukunft. Ich denke, dass es eine Mischung geben wird und dass nur Teile dessen, was wir lernen mussten, bleiben werden." Für die University of Applied Sciences Europe könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass Gastdozenten virtuell eingeladen und an allen drei Standorten gleichzeitig einen Kurs abhalten könnten.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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