Wut nach Unfall: Gaffer filmen Verletzten

In Brambauer, so berichtet eine Leserin, filmten Gaffer den Verletzten nach einem schweren Motorrad-Unfall. | Foto: Magalski / Themenbild
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Kristina und ihre Tochter halfen dem Verletzten nach einem schweren Motorrad-Unfall in Brambauer - andere hielten mit dem Handy drauf und filmten die Szene. Mutter und Tochter sind wütend auf die Gaffer.

Kristina möchte ihren Nachnamen nicht in diesem Artikel lesen, denn schon vor Ort kassierte sie  -so berichtet sie - von den Gaffern blöde Antworten. Die Lünerin und ihre Tochter wollen sich am Montag in einem Imbiss am Verkehrshof in Brambauer etwas zu Essen holen, da hören sie von der Königsheide ein lautes Krachen. Ein Unfall! Kristina und ihre Tochter eilen zur Hilfe, sehen auf der Fahrbahn einen Mann und sein Motorrad am Boden. Kristinas Tochter ist sechzehn Jahre alt und Schülerin in der zehnten Klasse der Realschule in Brambauer, hilft hier ihren Mitschülern als Schul-Sanitäterin. Ihr Wissen hilft nun nach dem Unfall auch dem Verletzten und zusammen mit einer anderen Ersthelferin kümmert sie sich um den Mann am Boden. Mutter Kristina bemerkt die Gaffer rund um den Unfallort, viele halten nach dem Bericht der Ersthelferin ihr Handy in der Hand. "Einen Verletzten zu filmen, dafür habe ich keine Worte, denn wer würde das für sich in so einer Situation wollen", so Kristina. Die Lünerin spricht die Menschen an, die lieber filmen als zu helfen und fordert sie auf, die Kameras auszuschalten, doch beim Gedanken an die Reaktionen fühlt sie noch am Mittwoch Wut. "

Polizei lobt Mutter und Tochter

Peter Bandermann, Pressesprecher der Polizei Dortmund, mit dem unsere Redaktion über den Vorfall spricht, lobt Kristina und ihre Tochter für ihren Einsatz. "Den Ersthelferinnen gebührt für ihren Einsatz ein großes Dankeschön! Mutter und Tochter leisteten nicht nur erste Hilfe, sondern hatten auch noch den Mut, die Gaffer anzusprechen und sind so an die Stelle des Verletzten getreten, der sich selbst nicht mehr wehren konnte", erklärt Bandermann. Verletzte zu filmen oder zu fotografieren, sei ein vollkommen unverschämtes und nicht zu tolerierendes Verhalten, so der Pressesprecher. Im Falle eines Unfalls sei dem Gesetz nach jeder zur ersten Hilfe verpflichtet, ob nun als aktiver Helfer, der sich um die Verletzten kümmert und Hilfe ruft oder zum Beispiel bei der Absicherung der Unfallstelle.  Gaffer bewegen sich dabei nicht nur moralisch im falschen Bereich, sondern auch rechtlich: Wenn Einsatzkräfte während einer Unfallaufnahme erkennen, dass Gaffer eine hilflose Person filmen oder fotografieren und damit die Persönlichkeitsrechte verletzen, gehen sie dagegen vor, erläutert Peter Bandermann. Filme und Fotos von hilflosen Personen zu machen ist eine Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen - und damit eine Straftat. Die Täter erwartet dafür eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe. Zur Straftat wird das Gaffen auch ohne Filme und Fotos dann, wenn die Person keine Erste Hilfe leistet - in Deutschland steht auf unterlassene Hilfeleistung eine Freiheitsstrafe von einem Jahr oder Geldstrafe. Wenn Zeugen bereits Erste Hilfe leisten, ist das aber nicht der Fall.

Thema "Gaffer" im Lokalkompass:
> Autobahn-Unfall: Gaffer, ihr bekommt Post!

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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