Die Schneekönigin

Meine Schneekönigin, mit der Maus gemalt
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Nikolaus stand unmittelbar vor der Türe, und die Kinder wussten, dass es dann mit Riesenschritten auf Weihnachten zugingen. Im nahe gelegenen Theater wurde eine tolle Vorstellung angekündigt. Große Plakate hingen draußen in den Schaukästen, und man konnte beobachten das besonders kleine Mädchen sich dort die Nasen platt drückten um die zauberhaften Bilder genau ansehen zu können.

Es war förmlich zu spüren dass sie schon vom Betrachten der Bilder ins Phantasieland reisen konnten, aufgeregt erfanden sie ihre eigenen Geschichten um dort gezeigte fantastische Bilder. Das war nicht verwunderlich, denn es war die verlockende Ankündigung eines Weihnachtsmärchens. Da fehlten weder niedliche Engel mit großen goldenen Flügeln, noch zierliche Elfen mit Blumenkränzchen im Haar, ein wie verzaubert daliegender Winterwald mit lachenden Kobolden auf Schlitten, Fantasieblumen, Einzapfen an Berghütten und einiges mehr. Selbst die Jungen verharrten gebannt vor den großen Scheiben und bestaunten den etwas ungewöhnlichen Herrn Frost der wirklich sehr beeindruckend abgebildet war. Sein Kostüm sah aus wie aus Eiszapfen zusammengesetzt, die oft gewaltig dick und spitz von den Dachrinnen herabhingen. Seine kunstvolle Gesichtsmaske schien grünlich blau, wahrscheinlich da ihm so kalt war. Sie war furchterregend und geheimnisvoll zugleich, und zog die Jungen unheimlich an.. So hatten Mädchen wie Jungen ihre eigene Theorie über den Inhalt des Stückes, und jedes für sich erzählte zu Hause seine eigene Geschichte die durch diese Bilder in den Köpfen entstand.

Den Zwillingen Jasper und Jette ging es nicht anders. Sie entwickelten unglaubliche Ideen und beide übertrafen sich beim Erfinden der tollsten Möglichkeiten vom Handlungsablauf, dass selbst Eltern und Großeltern den Geschichten ganz gebannt lauschten. So ergab es sich, dass die beiden beim Abendbrot weiter eigene Abläufe dazu erfanden, und die waren so grandios, dass die Eltern nur erstaunte Blicke wechselten ob der unglaublichen Märchen die ihre Kinder erfanden.

Sie beschlossen, die Aushänge mal genauer zu lesen wenn die Kinder nicht dabei waren, möglicherweise könnten sie mit Oma und Opa eine Vorstellung besuchen. Die gewonnene Zeit könnte gut genutzt werden, um in Ruhe unbemerkt ein größeres Weihnachtsgeschenk für die beiden nach Hause zu transportieren.

Als die Zwillinge endlich in ihren Betten lagen und selig träumten, riefen die Eltern gleich bei den Großeltern an, erzählten von den begeisterten Schilderungen der Kinder, und weihten sie in den Plan ein. Oma und Opa waren erfreut und wollten sehen was sich da machen ließe. Sie wussten, das im Moment ein kleines Märchen mit dem Titel "Eisherz aufgeführt wurde".

Das wäre doch ein tolles Geburtstagsgeschenk für die beiden am Nikolaustag. Am nächsten Mittag ging Großvater gleich los um sich zu erkundigen ob es noch Karten gäbe. Er hatte Glück, besorgte gleich sechs und freute sich auf die überraschten Gesichter der Kinder.

Sie jubelten, als es an ihrem Geburtstag dann so eine unverhoffte Überraschung gab. Da Samstag war, durften sie ausnahmsweise mit in die Abendvorstellung, und folgten dem fantastischen Geschehen mit vor Aufregung geröteten Wangen und großen, glänzenden Augen. Gebannt verfolgten sie das Geschehen auf der Bühne, als wären sie selbst eine der Figuren.

Noch am Ende der Vorstellung waren sie wie betäubt, und konnten sich kaum lösen. Doch es sollte noch eine zusätzliche Überraschung geben von der sie bisher nichts ahnten. Auf dem Heimweg schwärmten sie noch immer. Jette sagte: " war das nicht wunderschön, da möchte ich auch mal mitspielen, "was meinst du Jasper". "Mhm, ja, war echt toll, aber das geht doch eh nicht", meinte er. Er fühlte sich immer unheimlich klug und groß, denn er war 5 Minuten älter als seine Zwillingsschwester, und kehrte das gern mal hervor. Inzwischen waren sie zu Hause angekommen und auch müde, und schliefen schnell. Eltern und Großeltern waren glücklich dass ihre Idee so gut angekommen war und den Kindern so viel Freude bereitet hatte. Die Neuigkeit sollten sie erst morgen erfahren, na da würden sie Augen machen.

Beim Frühstück tanzte Jette gleich wie eine Schneeflocke an den Tisch, denn die wirbelten schon pausenlos vom Himmel herab, Jasper stakste eher wie ein gefrorener Eiszapfen daher, beide immer noch erfüllt von dem besonderen Erlebnis. "Kommt frühstücken, es gibt noch eine kleine Überraschung, " lockte die Mutter. "Waaas, noch eine, heute feiern wir doch Kindergeburtstag mit allen Freunden was soll denn noch kommen", meine der 'Große ' laut. So schnell wie heute hatten sie das Frühstück noch nie verputzt, denn eher würde die Mutter sich kaum erweichen lassen. "Nun erzähl' schon" sagte Jette, die schon unruhig auf dem Stuhl herumzappelte, und Jasper bekräftigte den Wunsch.

"Ihr wisst, dass die Großeltern Karten besorgt haben, und auch ein Programmheftchen ausgehändigt bekamen. Darin lag ein Zettel auf dem stand dass sie am Theater Jungen und Mädchen für das Weihnachtsmärchen "die Schneekönigin" suchen. Zwei riesengroße, weit aufgerissene Augenpaare schauten sie ungläubig an. "Hahaha, so ein Witz" maulte Jasper, " da hast du uns ja schön angeschmiert, nur damit wir schneller frühstücken" Er war beleidigt, doch Jette die vor Staunen auch den Mund nicht mehr zu bekam wusste, dass ihre Mutter keine solchen Tricks anwenden würde. "Wie, das Theater sucht Kinder, was müssen die denn tun? Geht das denn einfach so, ohne Probe", zweifelte nun auch Jette. " Ja, sie suchen noch Mädchen die als Engel verkleidet auf einer Wolke sitzen, oder als Elfen durch den Winterwald streifen. Das tun sie gemeinsam mit Herrn Frost, den ihr auf dem Plakat so toll fandet und den Jasper so bewunderte. Kindern, die etwas tanzen können, werden noch ein paar leichte Schritte einstudiert.. Jungen werden gesucht, die den kleinen Tannenbäumchen ein lebendiges Gesicht geben und werden so verkleidet das Märchen verfolgen können. "Wirklich wahr, Mama" klang es nun von beiden zugleich. "Wenn ich es doch sage", bestätigte die Mutter ernsthaft. "Dann müssen wir da sofort hin uns anmelden klar machen wir da mit". Jette jubelte laut, Jasper redete gar nicht, stand auf, und lief in den Flur um. seine Jacke zu holen. "Haaalt" ertönte Mutters Stimme, "nicht so schnell, es ist schon alles geregelt. Oma dachte gleich, dass so etwas genau richtig wäre und hat euch gestern schon vormerken lassen, die erste Probe ist am Montag um 15 Uhr". Sie waren platt und total aufgedreht, und das wichtigste Thema als die kleinen Gäste eintrafen. Die waren total sprachlos, so etwas hatten sie noch nie vorher gehört und beneideten die Zwei.

Der fröhliche, bunte Nachmittag mit Spielen und kleinen Gewinnen für alle verging schnell, nun wurde der Montag sehnsüchtig herbei gesehnt. Da das Theater direkt um die Ecke lag, hatten sie es nicht weit. Doch schon nach dem Mittagessen drängelten beide dass sie gehen müssten, sie wollten nicht zu spät kommen. "Wir sind doch in zwei Minuten da" tröstete die Mutter, "es ist viel zu früh". Die Zappelphilippe gaben keine Ruhe, und so gingen sie zehn Minuten vor der Zeit los. Außer ihnen waren noch drei Jungen und vier Mädchen dort. Eine freundliche Dame kam und erklärte die kleinen Rollen, und fragte wer sich als erstes trauen würde auf die Bühne zu kommen. "Wir", erklang es klar und deutlich", Jasper sprach meist für beide, er war ja der Ältere. Unerschrocken griff Jasper nach der Hand seiner Schwester und ging mit ihr die wenigen Stufen hinauf. "Bange seid ihr ja nicht gerade", lächelte die Dame vom Theater, aber das ist prima. Wer traut sich denn noch"? Zwei der Mädchen klammerten sie verlegen an die Hand ihrer Mutter, und versuchten sich hinter ihrem Rücken zu verstecken. Sie machten ihnen Mut, und langsam, wenn auch etwas zögerlich folgten die anderen Kinder.

Nun kam "Herr Frost" hinzu, der allerdings ganz anders aussah als in seinem Kostüm. Er war sehr freundlich, erklärte den Kindern was zu tun sei, und zeigte den Jungen kleine weiße Tannenbäume. Die hatten ein ausgestanztes Loch in der Mitte, durch die sie die Köpfe hindurch stecken und alles sehen konnten. Das fanden die Burschen lustig und probierten es gleich aus. Nun waren die Mädchen an der Reihe. Geduldig erklärte er auch ihnen was zu tun sei, zeigte ein paar kleine Tanzschritte für die Elfen die so an den Bäumchen vorbeitänzeln sollten. Sie hörten gespannt zu, vergaßen ihre anfängliche Scheu und waren schnell in das Spiel vertieft. "Ach ja, wir brauchen noch einen kleinen Engel der vom Himmel herabschwebt, mit wenigen Schritten zu den Elfen tanzt und sich am Ende zur Schneekönigin in den kleinen goldenen Schlitten setzt. Dort sind kleine Geschenke versteckt, und am Ende der Vorstellung bekommt jedes Kind eines davon. Offenbar war ihm aufgefallen dass Jette sich besonders anmutig bewegte und fragte ob sie das mal probieren möchte. "Au ja, ich komme vom Himmel" jubelte sie, "aber wie komme ich denn da hinauf "? Die Dame führte sie zu einer kleinen Vorrichtung in der Ecke am Vorhang und erklärte es. "Setz dich mal auf die Wolke und halt dich gut fest, dann lassen wir dich mal schweben, lachte 'Herr Frost', der in Wirklichkeit Gabriel hieß. Gesagt, getan! "Hach, ist ja ein tolles Gefühl", lachte die Kleine und tänzelte wie gefordert von den Tannenbäumchen und Elfen zum Schlitten. Sie hatte das großartig gemacht, als sei es nicht das erste Mal. Ein paar Bewegungen wurden noch probiert, dann waren sie für heute entlassen. Mittwoch und Freitag sollten noch so kleine Proben stattfinden, Kostüme waren zwischendurch schon angepasst worden, das würde schon klappen.

Es war eine aufregende Woche, und alle Kinder mit Feuereifer dabei.

Endlich war er da der große Tag der Premiere, und die Kinder kaum zu bändigen. Die Generalprobe tags vorher hatte recht gut geklappt, und sie hatten auch alle Mitwirkenden kennen gelernt. Natürlich

würden außer Mutter und Vater auch Oma, Opa, Tanten, Onkel und alle Freunde kommen, um die Zwillinge im Weihnachtsmärchen zu bewundern.

Ein Glöckchen erklang, im Saal erlosch das Licht, langsam öffnete sich der Vorhang und nahm die Zuschauer im Saal gefangen. Jasper, der die Familie im Saal entdeckt hatte, konnte sich nicht verkneifen mal schnell zu winken, wobei die kleine weißte Tanne bedenklich zu schwanken begann, doch alles ging gut. Traumhaft schön war die verschneite Kulisse, die Kinder machten ihre Sache wirklich sehr gut. Bald folgte die Stelle, an der Jette als Engel mit goldenen Flügeln auf einer Wolke zur Erde herabschwebte. Ein bezauberndes Bild, auch als sie an den Tannen vorüber zum Schlitten tänzelte. Am Ende fuhr sie mit der Schneekönigin über die Bühne an Herrn Frost, den Tannen und Elfen vorbei, während sich langsam der Vorhang schloss. Beifall brauste auf, und wieder und wieder verneigten sich große und kleine Darsteller.

Für die Zwillinge war ein Märchen wahr geworden. Sie hatten mitspielen dürfen, und ihre Sache so gut gemacht, dass sie tagelang glaubten, das nur geträumt zu haben. Für die Zwillinge war es ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, und sie freuten sich dass dieses Märchen noch öfter aufgeführt wurde. Noch oft sprach man in der Familie davon, und feierte gemeinsam ein wunderschönes, friedliches und glückliches Weihnachtsfest.

Meine Schneekönigin, mit der Maus gemalt
Schneekönigin m. Engeln aus meinem Weihnachtsbuch 2010
Autor:

Evelyn Gossmann aus Mülheim an der Ruhr

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