Mülheim errichtet ein eigenes Diagnosezentrum in Saarn – Hausärzte und Krankenhäuser vernetzt und vorbereitet
„Coranaviren fliegen ja nicht durch die Luft“

Uwe Brock, Vorsitzender der Kreisstelle Mülheim an der Ruhr bei der Ärztekammer Nordrhein, berichtet mit einem Hinweis auf die Risikogebiete, über seine Erfahrungen mit den Auswirkungen des Coronavirus. Foto: PR-Foto Köhring/TW
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  • Uwe Brock, Vorsitzender der Kreisstelle Mülheim an der Ruhr bei der Ärztekammer Nordrhein, berichtet mit einem Hinweis auf die Risikogebiete, über seine Erfahrungen mit den Auswirkungen des Coronavirus. Foto: PR-Foto Köhring/TW
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„Natürlich“, so sagt Uwe Brock, Vorsitzender der Kreisstelle Mülheim an der Ruhr bei der Ärztekammer Nordrhein, „sind nicht nur die Krankenhäuser, sondern auch die niedergelassenen Ärzte in unserer Stadt von einem verstärkten Informationsbedarf ihrer teilweise verunsicherten Patienten und besorgter Bürger zum Coronavirus betroffen.“

Im Gespräch mit der Mülheimer Woche berichtet er aus den Erfahrungen der letzten Wochen und Tage. Als die ersten Meldungen über Erkrankungen in der Region bekannt wurden, glühten mitunter die Telefondrähte. Es waren aber ausnahmslos Anrufe, die nicht in das „Schema“ passen. Bevor man sich selbst in unbegründete Angst oder Panik versetze, solle man etwa die ausführlichen und zielorientierten Informationen des Robert-Koch-Instituts lesen oder auch die bundesweite Hotline 116117 in Anspruch nehmen. Dort werde man zügig in den regionalen Bereich weitergeleitet.

Im übrigen gelten ähnliche Regeln wie bei der Influenza. In Mülheim gäbe es bis heute keinen einzigen Corona-Verdachtsfall. Es gibt aber keine konkreten Zahlen oder Übersichten zu durchgeführten Tests. Die müssten auch zentral durchgeführt werden, und können nicht von einem einzelnen Hausarzt nach der Devise „Kommen Sie mal vorbei und testen mich“ geleistet werden. „Natürlich“, so Brock, „gab es solche Wünsche, aber das ist ja gar nicht zu machen. Erstens haben wir kein Material, um solche Test eigenständig durchzuführen, andererseits fehlt es auch an entsprechender Schutzkleidung für uns Ärzte.“

Forderung erfüllt

Alle Mediziner seien sich deshalb einig, dass solche Test nur in einer zentralen Einrichtung durchgeführt werden sollten. Und auf diese Forderung hat der von Stadt eingerichtete Krisenstab Coronavirus am Donnerstag schnell reagiert. Die Feuerwehr hat dieses zentrale Diagnostikzentrum in einem der leerstehenden Holzhäuser des ehemaligen Flüchtlingsdorfes auf dem Saarner Kirmesplatz an der Mintarder Straße bereits eingerichtet. Es wird stundenweise an sechs Tagen in der Woche mit einem Arzt besetzt sein, dort werden Schnelltests durchgeführt.

„Allerdings“, so erläutert Stadtsprecher Volker Wiebels," ist das keine Einrichtung für die Laufkundschaft, wo jeder mal schnell hingehen kann, um sich vorsorglich testen zu lassen.“ Hier gelte die Regel „kurzer Anruf bei seinem Haus- oder Facharzt, Schilderung der Symptome, und dann schickt der Arzt per Fax eine Überweisung ans Saarner Diagnosezentrum.“

Uwe Brock sieht die Einrichtung und die schnelle, sachbezogene Entscheidung des installierten Krisenstab auch als eine Botschaft für die Zukunft. „Ich denke, dass ähnlich wie bei der Influenza auch der Coronavirus gegen Ende des Monats abgeebbt sein wird. Aber die nächste Welle wird im nächsten Jahr auf uns zukommen. Aus den jetzigen Erfahrungen müssen und werden wir lernen und Konsequenzen ziehen.“

Hygiene statt Hysterie

Als erste Schlussfolgerung nennt er spontan: „Hygiene statt Hysterie. Die Coronaviren fliegen ja schließlich nicht durch die Luft.“ Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) ist eine von Mensch zu Mensch übertragbare Tröpfcheninfektion. Dies kann direkt über die Schleimhäute der Atemwege geschehen oder auch indirekt über Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden. Brock verweist auch auf die Risikogebiete Iran, die chinesische Provinz Hubei und in Italien die Regionen Emilia Romana, Venezien und die Lombardei. Mögliche Kontakte mit Personen, die dort waren, sollte man ebenfalls auf dem Schirm haben.

Für Mülheim hat der Krisenstab jedenfalls jetzt für klare Verhältnisse gesorgt. Das Diagnosezentrum an der Mintarder Straße nimmt spätestens am Dienstag, 10. März, seine Arbeit auf. Die Tests werden dann sofort an das Zentrallabor im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen geleitet. Zusätzlich appellieren die Verantwortlichen in unserer Stadt, sich in jeden Fall gegen Influenza impfen zu lassen. Der amtierende Krisenstabsleiter, Kämmerer Frank Mendack, und Thomas Franke, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes bei der Feuerwehr, dazu: „Vor dem Hintergrund des Coronavirus rufen wir gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten und den Mülheimer Krankenhäusern dringend zur Impfung gegen die Influenza auf Der Grund: Influenza ist eine hoch ansteckende, schwere Krankheit mit teilweise lebensbedrohlichen Komplikationen wie etwa eine Lungenentzündung.“

Spürbare Entlastung

Diese schweren Fälle müssen in der Regel im Krankenhaus behandelt werden. Durch eine möglichst hohe Impfquote werden Hausärzte und Krankenhäuser effektiv von Influenza-Fällen entlastet und haben mehr Zeit für mögliche Corona-Patienten. Zudem ist eine gleichzeitige Erkrankung mit Influenza und COVID-19, also der „Corona-Krankheit“, denkbar, würde aber bei geimpften Personen vermieden werden, so Dr. Frank Pisani vom städtischen Gesundheitsamt und Dr. med. Thomas Nordmann vom Marienhospital. Die Impfungen werden bei allen Hausärzten durchgeführt. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Uwe Brock, Vorsitzender der Kreisstelle Mülheim an der Ruhr bei der Ärztekammer Nordrhein, berichtet mit einem Hinweis auf die Risikogebiete, über seine Erfahrungen mit den Auswirkungen des Coronavirus. Foto: PR-Foto Köhring/TW
In einem der leerstehenden Holzhäuser des ehemaligen Saarner Flüchtlingsdorfes an der Mintarder Straße richtet die Mülheimer Feuerwehr zurzeit das zentrale Diagnosezentrum ein.      Foto: Walter Schernstein
Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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