Schriftsteller

Beiträge zum Thema Schriftsteller

Kultur

Zum 75. Geburtstag des Schriftstellers Christoph Hein am 8. April* erschien der Band „Gegenlauschangriff“
Von Drachenblut bis Verwirrnis

„Relativ locker kann ich alles erzählen, weil es mir besser ergangen ist als vielen meiner Kollegen. Viele Autoren verloren mit der Wende ihre Verlage, die standen auf der Straße – so wie die Arbeiter, deren Betriebe zumachten“, erklärte Christoph Hein kürzlich in einem Interview über seinen jüngst erschienen, schmalen (historischen) Anekdotenband „Gegenlauschangriff“, in dem der äußerst kontrovers diskutierte Text „Mein Leben, leicht überarbeitet“ enthalten ist, in dem Hein den oscar-gekrönten...

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  • 26.03.19
Kultur

Frank Goosens Roman "Kein Wunder"
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"Ich habe zwar auch an der Verklärung mitgeschrieben, aber immer versucht, das ironisch zu brechen", hatte Frank Goosen kürzlich über seine Rolle als "Ruhrgebiets-Autor" in einem Interview erklärt. Der 53-jährige Goosen war einst mit seinem Partner Jochen Malmsheimer als kabarettistisches Tresenleser-Duo zu respektabler Popularität gelangt und hatte erst relativ spät zur Literatur gefunden. Dann startete er aber mit seinem später erfolgreich verfilmten Romandebüt "Liegen lernen" (2001) sofort...

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  • 11.03.19
Kultur

Leise Aufschreie

Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman „Enteignung“ Als der auf dem elterlichen Bauernhof im niederösterreichischen Eberstalzell aufgewachsene Reinhard Kaiser-Mühlecker vor elf Jahren mit dem schmalen Roman "Der lange Gang über die Stationen" debütierte, wirkte seine Prosa über das bäuerliche Leben in der Provinz wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Längst ist der 36-jährige Schriftsteller kein Geheimtipp mehr. Seine Nachfolgewerke offenbarten ein herausragendes sprachliches Talent, und er...

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  • 04.03.19
Kultur

In den Träumen lesen

Peter Høegs Roman „Durch deine Augen“ Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, die Gedanken anderer Menschen lesen und sichtbar machen zu können und durch deren Augen zu sehen. Genau darum und um den schmalen Grat zwischen subjektiver Erinnerung und faktischer Realität geht es im neuen Roman des dänischen Schriftstellers Peter Høeg. Mit dem später von Bille August kongenial verfilmten und insgesamt über sechs Millionen Mal verkauften Roman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" wurde der...

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  • 20.02.19
Kultur

Wenn der Vater mit dem Sohn

Hanns-Josef Ortheils opulenter Band „Die Mittelmeerreise“ "Das Kind weiß, dass es sich durch das Schreiben retten und am Leben erhalten kann", hieß es in Hanns-Josef Ortheils 2010 erschienenen Vorgängerwerk "Die Moselreise". Ortheil legte nicht nur eine geografische Erkundungstour vor, sondern er begab sich auch auf eine schmerzhafte Entdeckung der Familiengeschichte. Danach ließ der 67-jährige Autor noch die ähnlich konzipierten autografischen Bände „Berlinreise“ (2014) und "Paris, links der...

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  • 20.12.18
Kultur

Chronist des alltäglichen Wahnsinns

Zum Tod des Georg-Büchner-Preisträgers Wilhelm Genazino Er war ein stilistisch hochbegabter Außenseiter, der erst spät den Durchbruch geschafft hat. Wilhelm Genazino hat die melancholischen, zum Selbstmitleid neigenden Flaneure in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur salonfähig gemacht. Immer etwas neurotisch, dem Wahnsinn nahe, aber höchst empfindsam, so schickte er seine zumeist ziemlich biederen Alltags-Protagonisten durch seine leicht elegischen Romane. „Viele verborgen lebende...

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  • 14.12.18
Kultur

Korn zwischen den Mühlsteinen

Vor 100 Jahren am (11. Dezember) wurde Literatur-Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn geboren "Bedrückten Herzens habe ich das fertige Buch jahrelang zurückgehalten: Die Pflicht gegenüber den noch Lebenden überwog die Pflicht gegenüber den Verstorbenen. Doch nun, da das Manuskript in die Hände des Staatssicherheitsdienstes gefallen ist, bleibt mir keine andere Wahl, als es unverzüglich zu veröffentlichen", notierte Alexander Solschenizyn 1973 über sein später weltberühmt gewordenes Buch "Der...

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  • 10.12.18
Kultur

Jeden Abend ruft Hegel an

Martin Walsers neuer Band "Spätdienst" erscheint am 20. November Martin Walsers Energie ist bewundernswert. Mit nun fast 92 Jahren legt er das zweite Buch binnen eines Jahres vor. Wieder keine lineare Erzählung mit konventioneller Handlung, sondern ein assoziatives, ausschweifendes Gedan­kenkonvulut mit lyrischen und aphoristischen Sen­tenzen. Mal bissig, mal melancholisch, mal pro­fund, mal kitschig. Genau so, wie in seinen beiden letzten Büchern "Gar al­les" (2018) und "Der letz­te Rank"...

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  • 18.11.18
  • 1
Kultur

Muss noch fliegen lernen

Zum 80. Geburtstag des provozierenden Multitalents Herbert Achternbusch (*am 23. November)  "Mein Vater war sehr leger und trank gern, er war ein Spaßvogel. Kaum auf der Welt, suchten mich Schulen, Krankenhäuser und alles Mögliche heim. Ich leistete meine Zeit ab und bestand auf meiner Freizeit. Ich schrieb Bücher, bis mich das Sitzen schmerzte. Dann machte ich Filme, weil ich mich bewegen wollte. Die Kinder, die ich habe, fangen wieder von vorne an. Grüß Gott!" Mit diesen typischen,...

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  • 08.11.18
Kultur

Kammerspiel des Bösen

„Der Erzähler“ - der neue Roman von Booker-Preisträger Richard Flanagan Der australische Autor Richard Flanagan ist erst durch seinen mit dem Booker-Preis ausgezeichneten Roman „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ (2014) hierzulande bekannt geworden - ein beeindruckendes und unter die Haut gehendes Werk über die Grausamkeiten in einem japanischen Kriegsgefangenenlager im Grenzgebiet zwischen Thailand und Birma. Zuletzt war von ihm 2016 der Roman „Die unbekannte Terroristin“ in deutscher...

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  • 24.10.18
Kultur

Liebenswerter Außenseiter

Zum 80. Geburtstag von Georg-Büchner-Preisträger Walter Kappacher am 24. Oktober Er galt viele Jahren als Geheimtipp in der literarischen Welt, sein renommierter Landsmann Peter Handke hatte sich vehement für ihn eingesetzt, doch die große öffentliche Anerkennung errang der Schriftsteller Walter Kappacher erst 2009 nach dem Erscheinen des Romans "Der Fliegenpalast." Danach wurde ihm die wichtigste literarische Auszeichnung des deutschsprachigen Raumes verliehen – der Georg-Büchner-Preis. "In...

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  • 16.10.18
Kultur

Vorzimmer zum Sarg

„Endlos leben“ - der neue Roman von „Skandal“-Autor Frédéric Beigbeder In Frankreich genießt der Schriftsteller Frédéric Beigbeder seit der Veröffentlichung seines Erfolgsromans „39,90“ (2001) über die verlogene Scheinwelt in der Werbeindustrie beinahe den Status eines Popstars. Seitdem darf sich der inzwischen 53-Jährige über eine Dauerpräsenz in den französischen Medien freuen - ob als vermeintlicher Literaturexperte, als zynischer Kolumnist und provozierender Talkshow-Moderator oder eben als...

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  • 16.10.18
Kultur

Stimmungen und Empfindungen

„Schlafende Erinnerungen“ - Meisterliche Prosa von Nobelpreisträger Patrick Modiano  „Es geht in meinen Büchern überhaupt nicht um mein eigenes Leben. Ich benutze nur Empfindungen, die ich gehabt habe, und Stimmungen, in denen ich gelebt habe“, bekannte Patrick Modiano, Nobelpreisträger des Jahres 2014, in einem seiner wenigen Interviews. Und doch schreibt der inzwischen 73-jährige französische Autor, für dessen umfangreiches Werk Paris mindestens ebenso wichtig ist, wie es Köln einst für...

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  • 05.09.18
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Kultur

Fremd in der Heimat

Thomas Hürlimanns opulenter Roman „Heimkehr“ „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh' ich wieder aus“, heißt es in Schuberts „Winterreise“. Ums Fremdsein, um die schmerzhafte Suche nach eigenen familiären Wurzeln und um die Suche nach einem Wohlfühl-Ort geht es auch in Thomas Hürlimanns neuem opulenten Roman „Heimkehr“. Schreiben war für den inzwischen 67-jährigen Schweizer Autor stets ein schmerzvolles Abarbeiten an der eigenen Familiengeschichte. Vier Jahre hatte Hürlimann an seinem letzten...

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  • 29.08.18
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Kultur

Juni an der Westküste

Michael Kumpfmüllers Roman „Tage mit Ora“ "Ich war Anfang fünfzig, als sie in mein Leben lief, und man sah mir an allen Ecken und Enden an, dass ich Anfang fünfzig war“, resümiert der Ich-Erzähler in Michael Kumpfmüllers neuem Roman. Der 57-jährige Erfolgsautor, der erst mit fast vierzig Jahren seinen von der FAZ damals vorab gedruckten Romanerstling „Hampels Fluchten“ vorgelegt hatte und uns in „Die Heimlichkeit des Lebens“ (2011) an seiner Kafka-Annäherung teilhaben ließ, stellte zuletzt 2016...

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  • 28.08.18
Kultur

Ein edler Mensch

Christoph Heins Roman „Verwirrnis“  Wenn die Hauptfigur eines Romans Friedeward und deren Vater Pius heißt, klingt dies zunächst einmal etwas befremdlich und ziemlich altmodisch. Und wenn der streng katholische Vater seinen Spross dann auch noch mit einem „Siebenstriemer“ auspeitscht, um ihm die Homosexualität auszutreiben, glaubt man, in eine sinistre Handlung aus grauen Vorzeiten hineingeraten zu sein. Doch Christoph Heins neuer Roman handelt von der Zeit zwischen 1950 und den ersten Jahren...

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  • 15.08.18
  • 1
Kultur

Die Erlösung des Planeten

Zum 85. Geburtstag des Georg-Büchner-Preisträgers Reiner Kunze am 16. August* „Die Erlösung des Planeten von der Menschheit / ist der Menschheit mitgegeben / in den Genen“, heißt es in Reiner Kunzes neuem Band mit Gedichten und Prosaminiaturen. Ungewohnt offen nimmt Kunze darin Stellung zur politischen Lage in Osteuropa. Viele Verse kreisen um das Thema Alter und Vergänglichkeit. „Selbst wenn ich keine Leser hätte, würde ich schreiben. Es ist meine Art zu leben - manchmal auch zu überleben“,...

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  • 12.08.18
Kultur

Das ungelüftete Geheimnis

Maxim Billers Roman „Sechs Koffer“ Maxim Biller pflegt seit fast drei Jahrzehnten sein Image als „enfant terrible“ des deutschsprachigen Literaturbetriebs und inszeniert sich selbst gern als nonkonformistischer Schwimmer gegen den Strom des Zeitgeistes. Zunächst mit seiner Kolumne „100 Zeilen Hass“, später mit seinem Roman „Esra“ (2003), der wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten die Justiz beschäftigte und dann in jüngerer Vergangenheit auch als wütender Dauerpolemiker in der zweiten...

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  • 08.08.18
Kultur

Arbeiter bleibt man immer 

Henning Mankells erster Roman „Der Sprengmeister“ „Nein, ich könnte nicht sagen, welches meiner Bücher ich am meisten mag. Aber höchstens ein Drittel meiner Arbeit sind Krimis, und es ist schön, dass sie für die anderen Bücher eine Art Lokomotive geworden sind“, hatte der schwedische Erfolgsautor Henning Mankell kurz vor seinem Tod erklärt. Und diese Lokomotive (um bei der Metapher zu bleiben) nimmt uns nun mit auf eine Reise in die Vergangenheit – zu Henning Mankells erstem, 1973 in Schweden...

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  • 26.07.18
  • 1
Kultur

Meister des psychologischen Realismus

Zum Tod des Schriftstellers Dieter Wellershoff „Ohne Lebenserfahrung könnte man gewiss nicht so schreiben, wie ich das tue. Das heißt aber nicht, dass ich in meinen Texten ständig eigene Lebensprobleme ausagiere. Wenn der Autor wissen will, was an den Menschen dran ist, muss er sie in Schwierigkeiten bringen“, beschrieb Dieter Wellershoff einst sein dichterisches Credo. Und so lässt sich ohne waghalsige Interpretationsartistik eine verbindende Motivklammer vom Frühwerk „Ein schöner Tag“ (1966)...

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  • 15.06.18
Kultur

Kampf mit dem Schreiben ist vorbei

Zum Tod des großen amerikanischen Schriftstellers Philip Roth Er war ein Monument der Weltliteratur, gewaltig und mit reichlich Ecken und Kanten, ein Provokateur und Einmischer mit substanzieller Stimme – ein unübersehbarer Monolith. Alljährlich wurde der amerikanische Schriftsteller Philip Roth im Vorfeld der Nobelpreisbekanntgabe als heißer Kandidat gehandelt - zweimal hatte er den National Book Award (u.a. 1959 für seinen Erstling „Goodbye Columbus“), dreimal den PEN-Faulkner-Preis und 1998...

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  • 23.05.18
Kultur

Aspirin im Pferdefutter

Ralf Rothmanns Roman „Der Gott jenes Sommers“ „Das Schweigen, das tiefe Verschweigen, besonders wenn es Tote meint, ist letztlich ein Vakuum, das das Leben irgendwann von selbst mit Wahrheit füllt.“ Mit diesem bedeutungsvollen Satz leitete Ralf Rothmann vor drei Jahren seinen in 25 Sprachen übersetzten Roman „Im Frühling sterben“ ein. Nun nimmt er diesen thematischen Faden wieder auf und begibt sich erneut in die Wirren der letzten Kriegstage. Handlungsschauplatz ist ein Gutshof vor den Toren...

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  • 10.05.18
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Kultur

Ich bin die Wahrheit

"Die Schulzeit Jesu" - der neue Roman von Nobelpreisträger JM Coetzee "Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden", heißt es im Vorgängerroman ("Die Kindheit Jesu") aus der Feder von John Maxwell Coetzee. Der inzwischen 78-jährige Nobelpreisträger des Jahres 2003, der seit 16 Jahren im australischen Adelaide lebt, knüpft mit der "Schulzeit Jesu" erzählerisch fast nahtlos an die "Kindheit" an, als...

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  • 08.05.18
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Kultur

Erzähler und Versöhner

Zum Tod des Schriftstellers Ludwig Harig »Kein Zweifel, er ist unter den Lebenden nicht nur der bekannteste, sondern auch der beste saarländische Schriftsteller. Wer dies behauptet, setzt keinen anderen herab«, hatte Harigs saarländischer Landsmann Oskar Lafontaine schon vor 25 Jahren völlig zutreffend in der „Zeit“ geschrieben. In den letzten Jahren war es – dem Alter geschuldet – etwas ruhiger geworden um den literarischen Tausendsassa aus dem Saarland. „Ludwig Harig ist ein vielseitiger...

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  • 06.05.18
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