Glosse
Steht auf! Wehrt euch!
Eigentlich sollte diese Glosse Menschen zum Lachen bringen, doch angesichts der Ereignisse dieser Woche, halte ich lauwarme Gags zum Wittener Zeitgeschehen allerdings für unangebracht.
Humor ist ein zweischneidiges Schwert. Er hat eine heilende Wirkung, bietet Trost in schweren Zeiten, kann allerdings auch überdecken. Wenn Humor überdeckt, wird er gefährlich. Wenn er eine Kompfortzone bildet, wenn man glaubt, seinen Lesern am Samstagmorgen nichts zutrauen zu können, genau dann wird er zur Gefahr. Genau deswegen sollen hier heute keine billigen Witze stehen.
Das menschenverachtende Attentat in Hanau geht uns alle an. In Zeiten, in denen eine Partei voller Faschisten, Hetzer und Neo-Nazis im Bundestag gegen Minderheiten hetzt, ist ein solches Attentat in jeder Stadt denkbar. Marina Weißband, ehemalige Vorsitzende der Piratenpartei, nennt diese Form der Hetze "stochastischen Terrorismus". Ein solcher Terrorismus benötigt keine Ausbilder, keine Terrorcamps und keine Organisation.
Vielmehr wird über Fake-News, krude Verschwörungstheorien und mediale Provokation ein Bevölkerungsteil aufgehetzt (denkende Demokraten würden das Volksverhetzung nennen, die Mitarbeiter des Verfassungsschutzes prüfen lieber noch eine Weile). So wird ein Opfermythos aufgebaut, laut dem die eigenen Handlungen als Notwehr ausgegeben werden können. Diesem Opfermythos muss sich eine Zivilgesellschaft entschlossen entgegenstellen.
Wenn ein ausgewiesenes Arschloch (Staatszugehörigkeit: Reichsbürger) in ihrer Umgebung wieder Meinungsfreiheit mit Widerspruchsfreiheit verwechselt, zeigen sie ihm die Grenzen auf - auch wenn er es nicht verstehen wird. Tag.
Autor:Florian Peters aus Witten |
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