Widerstand gegen Pläne der "WasserWelten" Bochum
Kampf ums Langendreerer Freibad

Dem Freibad in Langendreer droht nach dem Willen der Politik das "Aus" - dagegen formiert sich nun Widerstand. | Foto: WasserWelten Bochum
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Als die rot-grüne Ratsmehrheit im Bochumer Stadtrat im November letzten Jahres das künftige Bochumer Bäderkonzept absegnete, da schien die Erleichterung groß: Alle Bochumer Bäder sollten erhalten bleiben und ein neues Hallenbad im Höntroper Südpark entstehen. Das "Kleingedruckte" aber, das ging zunächst unter - und schlägt nun immer höhere Wellen: Denn die WasserWelten wollen zwar Millionen investieren - auch das Hallenbad in Langendreer soll saniert werden - dafür aber das dortige Freibad schließen.

Bürgerbeteiligung? Fehlanzeige!

Stattdessen soll auf der Freibadfläche als "Urban Blue" eine Grünfläche mit Sportflächen entstehen. Dazu soll es eine Bürgerbeteiligung geben - nicht aber zu den Schließungsplänen selbst.
Dagegen wächst nun der Widerstand und sorgte zunächst auch für rot-grünen Koalitionszoff im Bochumer Osten. Denn noch im November hatte die Bezirksvertretung Ost gemeinsam den Beschluss gefasst, dass das Ostbad in Langendeer in seiner kompletten Funktionalität erhalten bleiben solle. Dahinter stehen nach wie vor die Grünen im Bochumer Osten - und gehen damit auf Konfrontationskurs nicht nur mit dem Koalitionspartner, sondern auch mit der eigenen Ratsfraktion. "Wir sind nicht bereit, uns dieser Ratsmeinung anzuschließen, und werden uns weiterhin für den Erhalt des beliebten Freibades, das auch einen hohen sozialen Stellenwert besitzt, einsetzen", so Fraktionssprecher Detlef Kühlborn und Katharina Schubert-Loy, Sprecherin des Grünen Ortsverbandes Ost. Sie rechnen vor: Das Freibad in Werne habe über die Hälfte seiner Wasserfläche verloren, biete statt einst 3.350 Quadratmetern nur noch 1.578 - und mit der Schließung des Freibades in Langendreer fielen weitere 2.000 Quadratmeter weg. "Und davon ist nicht nur der Bochumer Osten betroffen, sondern auch angrenzende dicht besiedelte Stadtteile wie etwa die Hustadt, die kein Freibad besitzen."

Online-Petition hat schon viele Unterstützer

Inzwischen haben Anwohner aus Langendreer eine Online-Petition zum Erhalt des Freibades gestartet. Auf: www.openpetition.de werden unter dem Titel "Das Freibad Langendreer darf nicht 'baden' gehen" Unterschriften gesammelt - mehr als 2.700 Bürgerinnen und Bürger haben bereits ihre Stimme abgegeben. "Wir fordern die WasserWelten Bochum GmbH auf, das Freibad Langendreer zu erhalten", so Initiator Michael Philipp Lange, der zugleich fordert, bei der Betrachtung des Freibades weg von den rein wirtschaftlichen Aspekten zu kommen. "Der Klimawandel wird uns viele heiße Sommer bringen. Das Freibad ist bezahlbar, gut zu erreichen und auch für alle offen, die sich kein Spaßbad leisten können."

Bürgerinitiative formiert sich

Dass sich das Engagement von Bürgern für "ihr" Bad lohnen kann, dass weiß Anja Tillmann. Die Langendreererin hat sich vor Jahren erfolgreich für den Erhalt des Freibades in Werne eingesetzt, das in diesem Jahr runderneuert eröffnet werden konnte - auch dank des Drucks der von ihr mitgegründete Bürgerinitiative. Sie unterstützt nun die Online-Petition und kritisiert vor allem, dass die Entscheidung, das Bad zu schließen, von der Politik an den Bürgern vorbei getroffen wurde. "Langendreer ist der Stadtteil, in dem ich bereits seit über 20 Jahren lebe. Bei so weitreichenden Entscheidungen möchte ich gefragt werden - und das geht vielen meiner Nachbar*innen ebenso." Bürgerbeteiligung dürfe kein "Feigenblatt" zur Legitimierung von bereits gefassten Entschlüssen sein. "Deshalb fordere ich alle Ratsmitglieder, die für die Schließung gestimmt haben, auf : Nehmen Sie ihre Empfehlungen zur Schließung des Freibades zurück." Engagierte Anwohner haben sich nun zu einer Initiative zusammengeschlossen. Alle Infos zur Initiative „Das Freibad Langendreer darf nicht ,baden’ gehen!“ sowie den Link zur Online-Petition gibt es auf: www.freibadlangendreer.de.
Und auch der vor zehn Jahren gegründete Stadtteilverein "Langendreer hat's" meldet sich betroffen zu Wort: "Wir sind entsetzt über die Nachricht, dass unser Freibad geschlossen werden soll, und können weder die Gründe, noch die Vorgehensweise nachvollziehen", so Vorstand Karsten Höser. Langendreer sei ein sehr junger Stadtteil mit vielen Familien. Das Freibad mit seinen großen Freiflächen sowie den verschiedenen Wasserbecken zum Schwimmen und Planschen bietet eine Freizeitmöglichkeit, die allen Einwohnern offenstehe und nicht von der Einkommenslage abhängig sei - gerade durch seine subventionierten Eintrittspreise und die Ferienpass-Angebote. "Schwimmbäder sind öffentliche Einrichtungen, die subventioniert werden müssen und nicht an rein wirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden dürfen."
Nachdem das Hallenbadfreibad in den 1960er Jahren vollständig erneuert worden war, sei nicht mehr viel investiert worden. "Den durch fehlende Instandsetzungen schlechten Zustand des Bades und den damit verbundenen Kostenaufwand bei einer Modernisierung nun als einen Schließungsgrund zu nennen, finden wir nicht akzeptabel, zumal die Alternativen auch sehr hoher Investitionen bedürfen." Die Haltung des Stadtteilvereins ist daher klar, so Höser: "Wir fordern die Erhaltung und Sanierung des Hallen- und Freibades und eine Bürgerbeteiligung, bei der Gestaltungs- und Nutzungsvorschläge vor einer endgültigen Entscheidung eingebracht werden können."

Dem Freibad in Langendreer droht nach dem Willen der Politik das "Aus" - dagegen formiert sich nun Widerstand. | Foto: WasserWelten Bochum
Die Wasserfläche in Bochum schrumpft kontinuierlich. Mit dem Freibad in Langendreer würden erneut 2.000 Quadratmeter weg fallen. | Foto: WasserWelten Bochum
Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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