Kooperationsausstellung dreier Duisburger Museen
Lehmbruck Museum, MKM und DMK ehren Nobert Kricke

Das MKM Museum Küppersmühle richtet dem Bildhauer Norbert Kricke im neuen Oberlichtsaal eine Sonderausstellung mit dem Titel „Bewegung im Raum“ aus.
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  • Das MKM Museum Küppersmühle richtet dem Bildhauer Norbert Kricke im neuen Oberlichtsaal eine Sonderausstellung mit dem Titel „Bewegung im Raum“ aus.
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Am 30.November 2022 wäre Norbert Kricke 100 Jahre alt geworden. Das Lehmbruck Museum, das MKM Museum Küppersmühle und das Museum DKM nehmen dies zum Anlass, das Werk des Künstlers in ihren Häusern zu präsentieren. Es ist das erste gemeinsame Ausstellungsprojekt aller drei Duisburger Kunstmuseen und eine gute Empfehlung für den Museums-Standort Duisburg.

Auf die Großplastiken von Norbert Kricke trifft man im öffentlichen Stadtraum häufig. Ihr Wiedererkennungswert ist hoch, denn die kraftvollen, dynamischen Edelstahlskulpturen sind unverkennbar. Da ist die "Große Mannesmann" vor dem Mannesmann-Hochhaus an der Düsseldorfer Rheinpromenade, die "Große Flächenbahn in zwei Ebenen" am Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen oder die "Große Kurve" vor dem Museum Quadrat in Bottrop, um nur einige zu nennen. Weniger bekannt sind seine frühen Arbeiten, die noch ganz der klassischen, figurativen Formensprache folgten. Die künstlerische Entwicklung des Bildhauers Norbert Kricke wird nun in den Ausstellungen der drei Duisburger Kunstmuseen hervorragend präsentiert.

Norbert Kricke hoch drei

Starten sollte man im Lehmbruck Museum, denn hier sind in einer kleinen, feinen Studioausstellung seine frühen, figürlichen Arbeiten wie aber auch sein Wandel zur dynamischen Skulptur zu sehen. Mitte der 1940er Jahre widmet sich Kricke zu Beginn seiner Laufbahn zunächst klassischen Motiven. Seine Arbeiten sind von einer sich an der Antike orientierten klassischen Formensprache geprägt. Jedoch beginnt er schon dort nach eigenen Ausdrucksform zu suchen indem er Volumen reduziert und verschlankt. Seine nun entstehenden Figuren erinnern an Arbeiten von Wilhelm Lehmbruck und Alberto Giacometti. Nachhaltig geprägt haben ihn Drahtarbeiten von Hans Uhlmann, die er während seiner Berliner Studienzeit kennenlernt. So entwickelt er in den 1950ern seine typisch "Krickesche" Formensprache: dynamisch, kraftvolle Draht- und Stahlrohrplastiken. Krickes Skulpturen und Grafiken werden in der Studioausstellung Arbeiten von Wilhelm Lehmbruck, Alberto Giacometti, Hans Uhlmann und Alexander Calder vergleichend gegenüber gestellt. Bereits 1971 erhielt Norbert Kricke für sein grafisches und plastisches Werk den Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg.

Das MKM Museum Küppersmühle, das dank der Sammlung Ströher bereits über einen großen Bestand von Kricke Arbeiten verfügt, richtet dem Bildhauer Kricke mit weiteren Leihgaben im Oberlichtsaal eine Sonderausstellung mit dem Titel „Bewegung im Raum“ aus. Gleich zu Beginn werden die Besucher/innen von einer übergroßen, plakatierten Wand auf Ausstellung und Raumerlebnis eingestimmt. In der hervorragenden Ausstellungsarchitektur von Nina Simonis werden rund 40 Raumplastiken aus drei Jahrzehnten gezeigt. Hier sehen Besucher/innen die radikale Abwendung von klassischer Skulptur hin zu einer gegenstandsfreien Plastik. Anstatt aus Materialien wie Marmor, Stein oder Bronze eine geschlossene Oberfläche zu bilden und damit Raum zu verdrängen, sucht Kricke nach einer Formensprache, die Raum und Bewegung in einer Skulptur erlebbar macht. 1954 sagt er: " Mein Problem ist nicht Masse, ist nicht Figur, sondern es ist der Raum und es ist die Bewegung - Raum und Zeit." So gibt er seinen Skulpturen auch keine Namen, sondern nennt sie durchgängig "Raumplastiken", die bei unterschiedlicher Annäherung immer neue Raumerlebnisse ermöglichen.
Neben den Skulpturen sind auch zahlreiche Zeichnungen zu sehen, die man für Entwurfsskizzen halten könnte, doch sind es eigenständige Arbeiten. Ob Linien auf dem Papier oder Draht-bzw. Stahlrohre im Raum, Kricke biegt, bündelt, überlagert oder lässt sie explosionsartig frei. In seinem Todesjahr 1984 reduziert Kricke seine Formensprache nochmals radikal. Es bleibt der "Schluss-Strich", eine Linie auf Papier. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Freundeskreis Norbert Kricke e.V.

Seit Eröffnung im Jahre 2009 hat das Museum DKM zwei Ausstellungsräume in seiner ständigen Sammlung dem Werk von Norbert Kricke gewidmet. Zu sehen sind plastische Modelle sowie über zwanzig Zeichnungen, die die gesamte Schaffensphase des Bildhauers umfassen. Ganz dem Thema des Hauses "Linien Stiller Schönheit" verpflichtet, sind hier eher die ruhig bewegten Linien und Plastiken zu finden. Darunter auch sechs Zeichnungen zum Thema "Schluss-Strich", die 1984 kurz vor seinem Tod entstanden sind. Einzigartig sind Zeichnungen, die mit einem poetischen Text versehen sind.

Der Künstler Norbert Kricke
Norbert Kricke (1922–1984) zählt zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne. Er studierte von 1946 bis 1947 als Meisterschüler unter Richard Scheibe an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1947 zieht Kricke zurück in seine Heimatstadt Düsseldorf und findet als freischaffender Künstler zu seiner „typischen” Formensprache, geprägt von Linien, die sich dynamisch durch den Raum bewegen.
Krickes ungegenständliche Raumplastiken verzichten auf Masse und Volumen und suggerieren Schwerelosigkeit und Bewegung. Damit wird der Raum für die Wahrnehmung der Betrachtenden geöffnet. 1964 wird Norbert Kricke als Professor für Bildhauerei an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf berufen, die er von 1972 bis 1981 als Direktor leitet.

Krickes Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit präsentiert, unter anderem im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal (2011), im Kunstpalast Düsseldorf (2006), im Detroit Institute of Arts (2003), im Martin-Gropius-Bau in Berlin (1997), im Palazzo della Società Promotrice delle Belle Arti in Turin (1985), in der Staatsgalerie in Stuttgart (1876), in der Hamburger Kunsthalle (1973), im Museum of Modern Art in New York (1961) und der Galerie Ophir in München (1953). Insgesamt drei Mal – 1959, 1964 und 1977 – stellte Kricke auf der documenta in Kassel aus. 1964 nahm er an der 32. Biennale di Venezia teil.

Krickes Werke sind in diversen renommierten Sammlungen vertreten, so zum Beispiel in der Hilti Art Foundation, Vaduz (Liechtenstein), der Nationalgalerie, Berlin, der Staatsgalerie, Stuttgart, dem Museum Ludwig, Köln, dem Museum Abteiberg, Mönchengladbach, und der Situation Kunst (für Max Imdahl), Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum.
Für den öffentlichen Raum realisierte Kricke unter anderem die Große Mannesmann (1958–1960) am Düsseldorfer Rheinufer, die Raum-Zeit-Plastik (1955/56) an der Fassade der Städtischen Bühnen Münster oder das Wasserherz (1969), das anlässlich der zweiten Bundesgartenschau im Dortmunder Westfalenpark entstand. Für das 1959 eröffnete Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen gestaltete Kricke die Außenwand des Kleinen Hauses.
1958 wurde Kricke mit dem Preis der Graham Foundation for Advanced Studies in Fine Arts, Chicago, ausgezeichnet. Nach der Ehrung mit dem Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Bildhauerei (1963) ist die Verleihung des Wilhelm-Lehmbruck-Preises der Stadt Duisburg im Jahr 1971 die dritte international renommierte Auszeichnung Norbert Krickes.
(Quelle: Presse-Information des Lehmbruck Museums)

Laufzeiten und weitere Infos zu den Ausstellungen:

Lehmbruck Museum / Studioausstellung
vom 18. November 2022 - 07. Mai 2023
www.lehmbruckmuseum.de
MKM Museum Küppersmühle / Norbert Kricke - Bewegung im Raum
vom 18. November 2022 - 31. März 2023
www.museum-kueppersmuehle.de
Museum DKM / Norbert Kricke - Sammlung DKM
vom 18. November 2022 - 07. Mai 2023
www.museum-dkm.de

Zur Ausstellung im MKM ist ein umfangreicher Katalog u.a. mit Beiträgen von Anthony Cragg, Guido Reuter und Hans-Peter Riese im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König erschienen.

Die Fotos entstanden während der Pressevorbesichtigung.
Ich freue mich über euer Interesse.

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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