CDU-Politiker fordert Helmpflicht für Radfahrer
Und was ist mit einer sicheren Radinfrastruktur?

2022 registrierte das statistische Bundesamt 97.856 Verletzte bei Fahrradunfällen. Dabei waren 75.345 von ihnen auf einem Fahrrad ohne Motor, 22.511 Menschen mit dem Pedelec unterwegs gewesen. 474 Personen kamen dabei ums Leben, davon 266 auf einem "normalen" Fahrrad und 208 auf dem Pedelec. 2021 lag die Zahl verstorbener Radfahrer noch bei 372. Somit liegt der Radverkehr nicht im allgemein positiven Trend der Unfallstatistik.

Besonders gravierend ist hierbei die Entwicklung der Unfallsituation bei Pedelecs. Von 2014 auf 2021 stieg aufgrund ihrer zunehmenden Verbreitung die Zahl der damit Verunglückten auf fast das Acht-, die Zahl der Getöteten auf mehr als das Dreifache. Und allein von 2021 auf 2022 nahm die Zahl der Unfalltoten hier noch einmal um fast 59 Prozent zu.

Vor diesem Hintergrund hat sich der Unionspolitiker Thomas Bareiß nun für eine allgemeine Helmpflicht ausgesprochen. »Früher oder später müssen wir über eine Helmpflicht in Deutschland sprechen«, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der »Welt«.

Was mir dabei sofort in den Sinn kommt: Wieso denkt er sofort an eine Helmpflicht, aber nicht an eine sichere Fahrradinfrastruktur? Das ist, um es mal auf den Punkt zu bringen, herumdoktern an Symptomen, statt die Ursachen zu beseitigen.

Nebenbei: Die Niederlande verzeichnen deutlich weniger tödliche Fahrradunfälle, obwohl sie keine Helmpflicht haben. Woran das wohl liegen mag?

Seltsam übrigens, dass das gleiche Land, welches sich vehement gegen ein Tempolimit auf Autobahnen wehrt, aus Sicherheitsgründen eine Helmpflicht für Fahrradfahrer einführen will.

Ich bin aus mehren Gründen gegen eine Helmpflicht, und die Frisur hat damit nicht das Geringste zu tun. ( Die ruiniere ich Wasserratte mir sowieso ständig beim Schwimmen. )

1.) Fahrradfahrer werden mit Helm unvorsichtiger und riskieren mehr. Einem Helm wohnt jedoch keine Zauberkraft inne.

2.) Auch Autofahrer werden rücksichtsloser, weil sie meinen, der Radfahrer sei doch durch den Helm geschützt.

3.) Nur ein geringer Teil der Fahrradunfälle passieren mit dem Kopf. Davor, dass ein LKW irgendwelche Körperteile zu Matsch fährt, schützt ein Helm allerdings überhaupt nicht. Außerdem: Schwere Rückenverletzungen können zur Querschnittslähmung führen. Warum empfiehlt man dann keine Rückenprotektoren?

4.) Kommt eine Helmpflicht, werden weniger Menschen Fahrrad fahren und statt dessen das Auto für ihre Wege benutzen. Wird statt dessen die Fahrradinfrastruktur verbessert, ist es umgekehrt. Es gibt nämlich ein großes Potenzial an Personen, die gern mehr Fahrrad fahren würden als sie es aktuell tun, sich aber wegen der teilweise gefährlichen Infrastruktur nicht trauen. 
Es liegt auf der Hand, was dem Klima mehr nützt. 

Zudem macht eine generelle Helmpflicht meines Erachtens keinen Sinn. Warum soll jemand, der auf Wald- und Feldwegen und in dörflichen Vororten mit äußerst geringem Unfallrisiko unterwegs ist, einen Helm tragen? Wenn, dann könnte man evtl. eine punktuelle Helmpflicht diskutieren, d.h. nur an Stellen, die als Unfallschwerpunkt bekannt sind und wo es auch nachweislich nicht möglich ist, an der Infrastruktur etwas zu ändern.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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