Emmerich - Kleve - Goch - Niederrhein: Wir dachten das der grüne Spiesser halt macht vor unserem Garten

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So mal ganz unter uns, ist nicht jeder so ein kleines bisken spießerisch, ja vielleicht auch kleinkariert? Für uns war der Buchsbaum (ich meine unsere zwei Buchsbäume, ca. 30 Jahre alt) immer ein Symbol der dieser ,,ach dat musse auch haben'' gesteuerten Welt. Im Frühjahr alles fein gemacht, die Buchsbäume waren so wie immer, unsere Gedanken ... mal wieder Schwein gehabt! Obwohl ganz Emmerich und damit meine ich nicht das kleine gallische Dorf umzingelt ist von diesen Buchsbaumzünslern. Na ja, es kam wie es kommen musste, waren für ein paar Tage in Holland und er war da, dieser gefrässige Bewohner von Luxus sempervirens! Ja wir hatten Sie diese Raupe des Buchsbaumzünslers als Bewohnerin von Buxus sempervirens die bei den Gärtnern zu viel Ärger führt. Mitunter geht nämlich die Wirtspflanze ihres Attributs «immergrün» verlustig. Und, ja selbst nach einer Attacke aus dem Baumarkt blieb kaum mehr als Gerippe und Gespinst übrig.
Da fragt man sich was den Buchs so unwiderstehlich macht, dass so manches schweres Geschütz zu seiner Verteidigung nicht hilft? Mal ein bisschen mit unseren Gärtner gesprochen, wird wohl oft vergessen, dass der Buchsbaum nicht nur eine modische Zierpflanze ist, sondern eine vielhundertjährige Kulturgeschichte auch in unseren Breitengraden hat. Er ist mit rund siebzig Arten weltweit verbreitet. Die massenhaft aus China importierten, geschorenen Bäumchen der Art Buxus microphylla haben zwei europäische Verwandte. Unser Wildbuchs der Art Buxus sempervirens ist immerhin schon gut 1500 Jahre bei uns ansässig. 
Dass der Buchsbaumzünsler kaum einen Unterschied macht zwischen modischem Abstandsgrün und altem Kulturgut, wurde schon kurz nach seiner Einreise aus Fernost klar. Der Falter trägt seine Eier dorthin, wo saftige Weidegründe locken, je dichter, desto leichter kann er sie aufspüren.
Der Zünsler hat bei uns kaum Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde, für die meisten ist er ungeniessbare Kost. Dies verhält sich in den Herkunftsgebieten des Zünslers nicht anders. Gänzlich verschmäht wird er indessen nicht: Spatz und Meise werden regelmässig mit Raupen im Schnabel beobachtet, der Gartenrotschwanz zieht den Falter vor. Im naturnahen Garten aber tut sich, anders als in der Rasenlandschaft, noch mehr: Fledermäuse und Spinnen fangen die Falter. Hornissen und räuberische Wespen machen sich über die Puppen her, parasitische Wespen und Raupenfliegen besiedeln die Larven. Es ist also nicht so, dass der Buchsbaumzünsler in seinem neuen Verbreitungsgebiet keine tierische Aufmerksamkeit erfahren würde. Nur eben: Dies ist das Szenario für den Naturgarten. Und uns wird der Buchs fehlen!

Autor:

Christian Tiemeßen aus Emmerich am Rhein

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