Quincy, Boerne und die Folgen - Einflüsse von Krimiserien auf das wahre Leben

Professor Dr. Jo Reichertz,  Natascha Kempken und Dr. Carina Jasmin Englert (v.l.) bei der CSI-Analyse. Wie wirken sich Krimiserien auf die Gesellschaft aus? Ändern die Ermittler durch die Vorgehensweise ihrer Bildschirmkollegen die Arbeitsmethoden? | Foto: DUE
  • Professor Dr. Jo Reichertz, Natascha Kempken und Dr. Carina Jasmin Englert (v.l.) bei der CSI-Analyse. Wie wirken sich Krimiserien auf die Gesellschaft aus? Ändern die Ermittler durch die Vorgehensweise ihrer Bildschirmkollegen die Arbeitsmethoden?
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In den 70er Jahren war er der erste seiner Zunft, der ein Zeichen setzte und die Fernsehzuschauer durch sein fulminantes Wissen auf dem Gebiet der Gerichtsmedizin überraschte: Quincy stand nicht nur am Seziertisch, sondern übernahm die Aufgaben der ermittelnden Kollegen gleich mit. Und natürlich löste er jeden Fall ...
Ihm folgten eine ganze Reihe von Fernsehkollegen, die es ihm gleich taten: Ulrich Mühe, der als Robert Kolmaar den letzten Zeugen mimte, oder Karl-Friedrich Boerne alias Jan-Josef Liefers der noch immer dem Münsteraner Tatort zusammen mit Hauptkommissar Thiel hohe Einschaltquoten beschert.
Die Universität Duisburg-Essen untersucht nun in einem Forschungsprojekt den Einfluss von Krimi-Serien auf das wahre Leben. Wie wirken Crossing Jordan oder die Ermittler von CSI Miami auf die Gesellschaft, auf reale Staatsanwälte, Polizisten, Forensiker - und nicht zuletzt auch auf den Fernsehzuschauer auf der Couch.
Professor Dr. Jo Reichertz und Dr. Carina Jasmin Englert, wissenschaftliche Mitarbeiterin, arbeiten zusammen mit der studentischen Hilfskraft Natascha Kempken am Projekt „Mediatisierung der Sicherheitspolitik“. Das zweijährige Vorhaben gehört zum Schwerpunktprogramm „Mediatisierte Welten“ und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die Idee zum Projekt enstand aus einer wissenschaftlichen Arbeit Englerts heraus, die sich mit dem sogenannten CSI-Effekt beschäftigte. „Viele Geschworene in den USA orientieren sich vor Gericht an Serien dieser Art“, erklärt Dr. Englert.
Da wird dann ganz selbstverständlich eine DNA-Analyse gefordert, weil das in den Fernsehkrimis doch auch immer so gehandhabt wird ... Und so mancher Anwalt beginnt sein Plädoyer mit „Wir sind hier nicht bei CSI...“
Werden Zuschauer bald zu potenziellen Detektiven, die den Polizisten erklären, wie sie ihren Job zu machen haben? Wie beeinflussen die Serien das aktuelle Bild von Ermittlern und das ihrer Aufklärungsmethoden? Wie realistisch sind die im Fernsehen dargestellten Methoden der Spurensicherung?
Die Kommunikationswissenschaftler untersuchen, inwiefern die Medien Einfluss nehmen. Analysiert werden zunächst ausgewählte TV-Serien und ihre Botschaften. Im Rahmen des Projektes befragt werden sollen Journalisten und Programmdirektoren, aber auch Staatsanwälte, Polizisten und Forensiker.
„Wir beschäftigen uns mit Krimiformaten wie CSI, Aktenzeichen XY, Niedrig & Kuhnt oder auch dem Tatort“, erläutert Dr. Carina Jasmin Englert. „Uns interessiert dabei vor allem, wie sich Wissen verbreitet.“
Die Kommunikationsforscher vermuten, dass die tiefgreifende Mediatisierung auch in der Kriminalität neue Handlungsrahmen, Normen und Orientierungsmuster schafft.
Ob in einem weiteren Schritt auch die Krimifans auf der Couch zu Forschungszwecken hinzugezogen werden sollen, wird nicht zuletzt die DFG entscheiden, indem sie das Projekt weiterhin unterstützt.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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