Rot-Weiss Essen steht im Viertelfinale des DFB-Pokals
Enzo, Georg Melches und die Pokal-Pott-Gefühle im Essener Norden

"Sauber, der Enzo.", kommentiert ein Mitglied der Facebook-Gruppe "Altenessen" am Abend des "Wunders an der Berne". Enzo? Wer ist Enzo? Er ist ein RWE-Fan, der mit seinen Worten am Pokalspielabend viele tief berührt hat.

Einen Tag nach der Pokalsensation, Penny Islacker würde heute seinen 95. Geburtstag feiern, ist Rot-Weiss Essen international in aller Munde. Man überschlägt sich des Lobes, die Zahl der RWE-Fans scheint sich über Nacht gefühlt mindestens verdreifacht zu haben.

Neben den großen Presse-Geschichten, gibt es die kleinen, feinen Herzensgeschichten, die so ein Pokalabend schreibt. Eine davon ist die Geschichte von Enzo, der in einem kleinen Dorf in Umbrien wohnt. In gebrochenem Deutsch schrieb er in einer Altenessener Gruppe:
"Halb finale italienische pokal Inter mailand- juve. 2-1 fur juve ganz Italien jubelt. Ganz Italien? Nein In ein klein dorf in umbrien ist ein kleine italiener dem im scheiss egal ist. er ist total besoffen weil hoch in norden sein RWE die Aspirin macher in sack gehaun hat. Ohhhhh RWE."

Wow, als rot-weiße (Alten)essenerin "schossen" diese Worte direkt in mein Herz. Wie Balsam ergoss sich dieses besondere Gefühl, das jeder RWE-Fan kennt und man, zumindest im Kopf, sofort los singt "Die Familie Rot-Weiss hält zusammen." Enzo erlaubte mir, seine "grenzüberschreitende Herzens-Umarmung" zu zitieren. Während einer kurzen Kommunikation per Messenger bekam ich dann erneut eine Gänsehaut:

Weil er seinem Vater den Wunsch erfüllen wollte, in seinem Heimatdorf zu sterben, ging Enzo mit 30 Jahren zurück nach Italien, sein Herz aber blieb in Altenessen, dort, wo er mit 15 Jahren sofort nach seiner Ankunft seine Liebe für die Stadt entdeckte. Seine deutliche Aussage: "Ich fùhle mich als ein kind von kohlen pott. Und só wird immer sein."

Ich liebe es, wenn das Wort "Kohlenpott" oder "Ruhrpott" fällt. Es ist für mich eher ein Gefühl als die örtliche Beschreibung einer Region. Genau dieser "Ruhrpott", dieses spezielle Gefühl, ist in Altenessen oder auch "anne und rund umme Hafenstraße" zu finden. Nicht jeder kennt es, nicht jeder kapiert es. Am Rande: Manchmal ist das sogar richtig gut, wenn jemand etwas nicht kapiert hat, sonst hätten wir gestern Abend nicht auf zig Fernsehsendern das Wort "Georg Melches Stadion" statt "Stadion Essen" gehört. Wenns nach mir ginge: Niemand sollte mehr etwas anderes sagen als "Georg Melches Stadion".

Zurück zu Enzo:
Jeder RWE-Fan kennt die Liedzeile "Begrabt mich an der Hafenstraße 97a". Was für manchen absurd klingt, ist für andere der Ausdruck einer tiefe Prägung voller Leidenschaft, getragen von einem unsichtbaren Band, das aus Zusammenhalt, Vertrautheit und Geborgenheit geknüpft ist.
Enzos "Band nach Altenessen und dem RWE" lässt sich nicht schöner beschreiben als mit seinen eigenen Worten:
"Und wenn ich sterbe móchte das meine asche am kaiserpark ruhen.ciao."
Sauber, Enzo! Neben den Toren und Helden des gestrigen Abends, gehörst du nun zur Pokal-Achtelfinal-Geschichte. Mille grazie, buona fortuna & rimanere in buona salute, Ruhrpott-Enzo.

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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