Marion Greve: Ich wünsche Ihnen allen den Frieden der Heiligen Nacht!

Pfarrerin Marion Greve ist Superintendentin der Evangelischen Kirche in Essen. Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
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Seit jeher erzählt die Geschichte der Heiligen Nacht von der Menschwerdung Gottes. Das ist ihr Kern: Gott begegnet uns in einem Kind – und nicht als Kriegsfürst, Milliardär oder Präsident. Arm erscheint es, schutzlos und bedürftig. Und doch wohnt eine große Kraft in ihm, die die Menschen bis heute in ihrem Innersten berührt und verwandeln kann – eine Kraft der Nächstenliebe und der Menschlichkeit. Was bedeutet das für unsere Zeit?

Jede Begegnung macht uns reicher

Zum einen – dass es Sinn macht, die uralten Hoffnungen, Lieder und Erfahrungen der Begegnung mit Gott, von denen die Bibel erzählt, durch die Generationen weiterzugeben und mutig in unsere Gegenwart zu übersetzen – damit Menschen auch heute von der Weihnachtsbotschaft angerührt werden. Zum Zweiten – dass jedes Leben einzigartig ist, dass jeder Mensch ein Recht auf Anerkennung und Respekt hat und von Gott geliebt wird. Zum Dritten – dass jede Begegnung wichtig für mein Leben ist. Das war nie einfach. Jede Begegnung birgt das Potential in sich, etwas zu entdecken, das beglückt – genauso wie etwas zu entdecken, was mir widerstrebt und mich vielleicht verstört. Doch wenn wir einander wahrhaftig zuhören, wenn wir wirklich verstehen wollen, woher der oder die andere kommt, woran sie glaubt, worauf er hofft – werden wir am Ende belohnt und durch jede Begegnung reicher.

Zuhören ist wichtig

In diesem Bewusstsein können wir von der Heiligen Nacht aus auf andere Menschen zugehen, an jedem Tag. Das beginnt oft ganz einfach – mit Zuhören. Höre aufmerksam hin, wenn Heimatlose, Entwurzelte und Vereinsamte ihre Geschichten erzählen. Lass dir berichten von dem, was Menschen erleiden, die ohne Obdach oder Arbeit sind. Lass dir sagen, was Hoffnungslosigkeit tatsächlich bedeutet. Frage die Opfer von Gewalt, Vertreibung oder Vorurteilen nach ihren Erfahrungen. Und dann richte dein Handeln an dem aus, was du hörst. Auf diese Weise kann Weihnachten zum Hoffnungsfest für eine offene, menschliche und vielfältige Gesellschaft werden.

Viele Beispiele in unserer Nähe

Gerade jetzt, an Weihnachten, erlebe ich viele gute Beispiele für die Wirkung dieser Hoffnungsbotschaft. Ich spüre sie in Katernberg, wo Einsame und Obdachlose auch in diesem Jahr zu einer Weihnachtsfeier in das Gemeindezentrum eingeladen wurden – und viele aus der Gemeinde halfen mit. Ich erlebe sie in unserem Studierendenzentrum, wo Diakoniewerk und Caritas, unterstützt durch viele Ehrenamtliche, wieder eine Weihnachtsfeier für Wohnungslose ausrichten. Ich erkenne ihre Wirkung in Überruhr, wo Menschen, die allein und einsam sind, Heiligabend in der Gemeinschaft mit anderen verbringen können. Ich spüre sie in jener Frau, die sich im Weigle-Haus für Geflüchtete engagiert und immer am zweiten Weihnachtstag eine Gruppe von Flüchtlingen aus dem Iran in ihre eigene Wohnung einlädt – weil sie so viel Liebe in sich verspürt, die sie weiterverschenken kann. Ich sehe sie in unserer Telefonseelsorge, deren Mitarbeitende auch an Heiligabend und den beiden Weihnachtstagen für Verzweifelte und Hoffnungslose da sein werden – ohne Unterbrechung, rund um die Uhr. Es gibt noch viele weitere gute Taten der Menschlichkeit, von denen ich in diesen Tagen höre.

Die Weihnachtsbotschaft mit anderen Menschen teilen

Ja – dass Gott in einem Kind zur Welt kommt, macht mich frei, gibt mir Mut und lässt mich hoffen! Das wollen wir miteinander erleben und teilen: im Krippenspiel und in der Musik, in der Predigt und im Gebet, an Heiligabend und an allen kommenden Tagen. Ich wünsche Ihnen allen den Frieden der Heiligen Nacht!

Ihre

Marion Greve
Superintendentin des Kirchenkreises Essen

Evangelische Weihnachtsgottesdienste in Essen

Heiligabend, 24. Dezember
1. Weihnachtstag, 25. Dezember
2. Weihnachtstag, 26. Dezember

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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