lernHÄUSER helfen Schülern bis zum Schulabschluss
Geringe Finanzierung bedroht jedoch erfolgreiches Bildungsprojekt des Kinderschutzbundes

Bei der Hausaufgabenbetreuung im lernHAUS Altenessen gehen Schülerin und Ehrenamtliche gemeinsam die Mathehausaufgaben durch.  | Foto: DKSB Essen

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen und hat Schwierigkeiten, Texte zu verstehen. Wie die neuesten Zahlen zeigen, verließen rund 47.500 Jugendliche bundesweit die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss. Das sind 6,2 Prozent. In Essen ist die zuletzt gemeldete Quote noch höher: Etwa sieben Prozent der Schüler beendeten die Schule ohne Hauptschulabschluss. Damit haben sie kaum Chancen auf eine Ausbildung und auf eine gute berufliche Perspektive. Die Versager sind jedoch nicht die Schülerinnen und Schüler; es sind fehlende individuelle Förderungen und Unterstützungsleistungen. „Es ist ein Skandal, dass Deutschland händeringend nach Fachkräften sucht und auf die Möglichkeit verzichtet, vorhandene Schulabgänger einzusetzen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorsitzender DKSB OV Essen e. V.

Um Kindern und Jugendlichen chancengerechte Bildungswege zu eröffnen, startete der Kinderschutzbund Essen mit seinen lernHÄUSERN vor mehr als 20 Jahren seine Bildungsoffensive – mit Erfolg. Allein in diesem Sommer haben alle Jugendlichen der Abschlussklassen, die regelmäßig die lernHÄUSER besuchten, ihren Schulabschluss geschafft und eine Ausbildungsstelle gefunden.

Dieser Erfolg des Bildungsprojekts ist jedoch in Gefahr. Denn während die Kosten für den Betrieb der lernHÄUSER drastisch steigen, gehen die Gelder durch Spender und Förderer deutlich zurück. „Ohne ausreichende Spenden und eine dauerhafte finanzielle Lösung ist das Angebot bedroht. Die Folge wären Einschränkungen bei der Bildungsarbeit und Schließungen einzelner lernHÄUSER“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Spie. Die Arbeit der lernHÄUSER wird fast ausschließlich durch Spender und Förderer finanziert. Eine Förderung der pädagogischen Angebote der lernHÄUSER gibt es nicht. Der Finanzierungsbedarf pro lernHAUS liegt bei rund 150.000 Euro jährlich.

Nachfrage nach Lernförderung steigt

Das Angebot der lernHÄUSER an den Standorten in der Innenstadt, Altenessen, Zollverein und Borbeck fortzusetzen, ist jedoch umso wichtiger, da die Nachfrage nach Lernförderung steigt. „In die lernHÄUSER kommen Kinder, die unser Schulsystem ohne Unterstützung nicht bewältigen würden. Aber wenn wir sie nicht mehr fördern können, ist nicht nur ihr Schulabschluss, sondern auch ihre Möglichkeit zur Berufsausbildung in Frage gestellt“, sagt Prof. Dr. Ulrich Spie.

Die lernHÄUSER unterstützen fast 300 benachteiligte Kinder und Jugendliche. Etwa 84 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Vielfach sprechen sie in ihren Familien kein Deutsch. In den lernHÄUSERN werden sie von pädagogischen Fachkräften und Ehrenamtlichen bei den Hausaufgaben betreut und erhalten eine individuelle Lernförderung. „Wir sorgen dafür, dass Kinder zu Bildungsaufsteigern werden“, sagt Martin Hollinger, Koordinierende Leitung lernHÄUSER. „Die aktuelle Zertifizierung der lernHÄUSER hat unser Bildungsmodell bestätigt.“

Für die vielen Erfolge der Bildungsarbeit stehen zwei Beispiele: Von den Schülerinnen und Schülern, die in der Vergangenheit ein lernHAUS besuchten, hat beispielsweise eine Schülerin einen guten Realabschluss gemacht und arbeitet nun als Arzthelferin. Ein anderes Mädchen kam in der zweiten Klasse, nachdem sie diese wiederholt hatte, zum lernHAUS. Weil die Familie Transferleistungen bezog und zuhause kein Deutsch sprach, erhielt das Mädchen eine schlechte Sozialprognose. Doch dank der Unterstützung im lernHAUS machte es Abitur und hat inzwischen ein BWL-Studium abgeschlossen.

Ganzheitliche und langfristige Entwicklungsförderung

Das Konzept der lernHÄUSER sieht eine ganzheitliche und langfristige Entwicklungsförderung der Kinder und Jugendlichen vor, die über schulische Lernangebote hinausgeht. Das Angebot umfasst einen gemeinsamen Mittagstisch, Wertevermittlung und im Einzelfall auch Aggressivitäts- und Gewaltprävention. Weitere Schwerpunkte des Bildungsprojekts liegen auf der Berufsvorbereitung und der Sprachförderung. Hinzu kommen außerschulische Lern- und Freizeitangebote, durch die Fähigkeiten wie Sozialkompetenz, Kompromiss- und Konfliktfähigkeit gefördert werden.

Immer mehr Kinder, die die lernHÄUSER besuchen, benötigen allerdings eine zusätzliche präventiv-therapeutische Förderung. Auf diesen Bedarf hat der Kinderschutzbund Essen reagiert und vor drei Jahren die im lernHAUS Zollverein angesiedelte Förderpraxis für integrative Lerntherapie gegründet. In der Praxis werden Kinder, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie haben, in 1:1-Sitzungen durch eine Therapeutin für integrative Lerntherapie unterstützt, um drohenden Lernbehinderungen vorzubeugen. Auch dieses Zusatzangebot wird maßgeblich durch Spenden finanziert. Ohne weitere finanzielle Hilfe ist die Förderpraxis in ihrer Existenz bedroht.

Spenden, um die Bildungs-, sozialpädagogische und lerntherapeutische Arbeit der lernHÄUSER zu unterstützen, sind auf das folgende Konto möglich: Sparkasse Essen, Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Essen e. V., IBAN: DE70 3605 0105 0000 2907 00

Autor:

Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Essen e.V. aus Essen-Nord

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