"Löwes Lunch": Türkisch first, Integration last?

Ganz offensichtlich hat der türkische Regierungschef mit markigen Sprüchen den Integrationsbemühungen in Deutschland einen Bärendienst erwiesen - und zwar auf beiden Seiten. Premier Erdogan forderte in Düsseldorf vor über 10.000 Anhängern "... unsere Kinder müssen Deutsch lernen, aber sie müssen erst Türkisch lernen."
Da er damit allerdings die Kinder meinte, die in Deutschland aufwachsen, hat er sofort den berühmten Sturm im politischen Wasserglas beschworen. Denn eigentlich ist gegen die These des Premiers ja nichts einzuwenden. Nur, dass sie natürlich jetzt so verstanden wird, als sei Türkisch wichtiger als Deutsch. Und ein Spitzenpolitiker von Erdogans Format weiß ganz genau, wie Worte wirken...
Sprache als Schlüssel zur Integration mit guter Ausbildung, guten Jobs und guten Beziehungen zwischen Türken und Deutschen, das ist ja keine Entdeckung deutscher Experten. Man muss nur diese Auswanderer-Soaps im Fernsehen verfolgen und erkennt: Wer in Spanien nicht Spanisch, in Norwegen nicht Norwegisch usw. spricht, der hat's eben super schwer.
Wobei noch dazu kommt, dass viele andere europäische Länder nicht den deutschen Langmut zeigen, wenn es um sprachlich Funktionierende oder nicht Funktionierende "von außerhalb" geht. Passend auch, dass Erdogan später nachlegte, auf die Religionsfreiheit für Türken in Deutschland verwies und "unsere" Demokratie belehrte, indem er "Unterschiede als Reichtum" postulierte.
Nun ist die Türkei ja hinlänglich für ihren großmütigen Umgang mit "Unterschiedlichen" bekannt. Beinahe täglich werden zwischen Istanbul und Ankara Grundsteine für christliche Gotteshäuser gelegt, nur um Minderheiten die Ausübung ihrer Religion zu ermöglichen. Da kommt man bei uns mit dem Bau der Moscheen ja fast gar nicht mehr nach.
Aber: Während wir im Alltag eben nicht blind den Sarrazins der Bestsellerlisten folgen, dafür gerne die Begegnungstage in den türkischen Gemeinden nutzen und neben dem Lieblings- "Italiener" auch längst den Lieblings-"Türken" haben, brauchen wir uns auf solche Spitzfindigkeiten nicht einlassen. Türken und Deutsche, die es wirklich ehrlich mit dem Miteinander meinen, sprechen schon längst die gleiche Sprache. Herr Erdogan kann das nicht wissen, er lebt ja nicht hier.

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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