Bettina Steinacker zeigt dokumentarische und experimentelle Fotografie
Neue Landschaften

Architektur im Pariser Viertel Montparnasse bot die Vorlage für analoge Doppelbelichtungen der Fotografin.  | Foto: Steinacker
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  • Architektur im Pariser Viertel Montparnasse bot die Vorlage für analoge Doppelbelichtungen der Fotografin.
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Seit rund 15 Jahren fotografiert Bettina Steinacker Motive im Ruhrgebiet, ob es Orte des Strukturwandels sind, Architektur oder Landschaften. Dokumentarische Fotografie wird es genannt. Denn die Fotos fungieren als Zeitzeugen.

Demnächst wird die Fotografin, die bis 2004 Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität studiert hat, in der Galerie Clowns & Pferde ausstellen. Die Vernissage ist am Freitag, 21. Juni, 19 Uhr.
Ihr Themenkomplex reicht von den Halden, die sie "Emscherberge" nennt, über gemäldeartige Landschaftsaufnahmen wie der Rhein bei Hochwasser, Landmarken im Winter, ein Wald nach dem Sturm oder einfach ein heimatloser Koffer in der Natur - geöffnet, die Klamotten auseinandergefleddert, gelandet am falschen Ort. "So etwas ist natürlich Zufall, wenn man dann auch eine Kamera dabei hat", sagt Bettina Steinacker. Sie wohnt in Frohnhausen, kommt aber ursprünglich aus Coburg. Wegen des Studiums zog es sie nach Essen. Nach 20 Jahren fühle sie sich inzwischen als "Ruhri", sagt sie.

Emscherberge

In der Ausstellung in der Essener Galerie Clowns & Pferde zeigt Bettina Steinacker einen Ausschnitt aus verschiedenen Werkreihen der letzten 15 Jahre. Neben der Ruhrgebietsfotografie entstanden außerdem experimentelle Architektur-Kompositionen und eine Reihe von Nahaufnahmen mit den Schwerpunkten Struktur und Farbe.
Experimentell sind ihre Fotografien von Gebäuden aus dem Pariser Viertel Montparnasse. "Dafür habe ich eine analoge Mittelformatkamera verwendet, eigentlich ein russisches Modell, eine Billigkamera. Dabei muss man den Film per Hand weiterdrehen", erklärt sie ihre Manipulation, "dann habe ich den Film immer nur stückchenweise weitergedreht, so dass die Ausschnitte übereinanderliegen." Dadurch entstanden interessante Doppelbelichtungen. Allerdings seien nur die aus Montparnasse wirklich geglückt. "90 Prozent der Aufnahmen schmeiße ich weg", gibt sie ehrlich zu. "Sehr aufwendige Technik, aber dafür kommen dann Unikate heraus."

Großformatige Fotos werden gezeigt

Man könne diese Doppelbelichtungen sehr einfach digital machen, aber das sei nicht ihr Anspruch gewesen.
Die inzwischen 50-Jährige fotografiert auch soziale Räume, ob es Aufenthaltsräume sind oder menschenleere Bereiche in Warenhäusern. Die Abbildungen wirken tatsächlich wertfrei und dokumentarisch und bieten doch Anlass zu Assoziationen. So kann der Betrachter sich fragen, welche Geschichten sich in diesen Räumen wohl abspielen mögen.
Für die Ausstellung haben die Galeristen und sie Werke aus verschiedenen Jahren ausgewählt, einige Bilder aus der Reihe "terrain vague" von 2004. Das sind Fotografien über städtebauliche Umbauprozesse. Die Erkundung von Lost Places sei allerdings kein Anreiz. ",Urban Exploring' ist nicht mein Ding", erklärt sie dazu, "ich mache das nicht aus Spaß, weil ich heruntergekommene Gebäude schön finde, sondern weil ich mich mit Stadtumbau beschäftige, zwei unterschiedliche Dinge. Der Inhalt, der hinter den Fotos steht, ist mir auch wichtig."
Außerdem zeigt sie Landschaftsaufnahmen. Denn der Titel lautet schließlich "Neue Landschaften".

Museen kauften Fotos an

Mittlerweile hat sich die Diplom-Designerin einen eigenen Stil erarbeitet, "der sich über die Jahre so durchzieht", wie sie erklärt. Sogar Museen interessieren sich für Werke von Steinacker: 2009 gab es Ankäufe aus den Serien „terrain vague“, „A40“ und „Duisburg Bruckhausen, Grüngürtel Nord“ durch das Ruhr Museum, Essen.
"Davon werden auch zwei Portraitaufnahmen und drei Fotografien der Gegenwart, gezeigt", ergänzt Steinacker.
Das Industriemuseum Oberhausen kaufte 2011 die Serie „Soziale Räume“ an.
Doch nicht nur oder nicht mehr dokumentarisch arbeitet die Frohnhauserin, in den letzten Jahren habe sie eher das Experimentelle im Blick. Seien es Doppelbelichtungen oder Makroaufnahmen, die eher grafische Resultate sind, etwa wenn sie Dinge fotografiert, die durch Plastikfolien gepresst werden.
Mehr Infos gibt es schon mal unter www.fotografie-steinacker.de.

Architektur im Pariser Viertel Montparnasse bot die Vorlage für analoge Doppelbelichtungen der Fotografin.  | Foto: Steinacker
"Ich würde mich freuen, wenn auch viele Frohnhauser zur Ausstellung kommen", sagt Bettina Steinacker, Fotografin und Designerin. | Foto: Steinacker
Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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