Comédie mêlée-Premiere im Aalto Musiktheater
Unerwartete Auftritte

In den Hauptrollen spielen Lisa Wittig (Léontine) und George Vîrban (Valcour). | Foto: Matthias Jung
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  • In den Hauptrollen spielen Lisa Wittig (Léontine) und George Vîrban (Valcour).
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Das Werk des weitgehend unbekannten Komponisten Joseph Bologne läutet eine neue Ära am Aalto Musiktheater ein: Der Ablauf der Comédie mêlée "L'amant anonyme oder Unerwartete Wendungen" birgt reichlich Überraschungen und unerwartete Auftritte.

"Zu seiner Zeit war Bologne eine der prominentesten Figuren der Pariser Kulturszene und der Adelsgesellschaft - nicht zuletzt aufgrund seiner zahlreichen Talente: Geiger, Fechter, Komponist, Dirigent und Offizier", so Dramaturgin Savina Kationi. 1780 entstand die kammermusikalische Komödie über Versteckspiele und das Werben um die Liebe.
Die Handlung der rund zweistündigen Aufführung - in deutscher und französischer Sprache mit deutschen Übertiteln - ist überschaubar: Valcour ist ratlos. Er kann sich seine Liebesgefühle für seine vor Kurzem verwitwete Freundin Léontine nicht zugestehen - stattdessen lässt er ihr anonyme Briefe, Blumensträuße und Geschenke zukommen. Nur sein Freund Ophémon weiß von der wahren Identität des unbekannten Liebhabers und hilft Valcour, sich endlich zu offenbaren.
Zsófia Geréb und Alvaro Schoeck, die im Team für die Inszenierung verantwortlich sind, präsentieren eine ausgesprochen gelungene Aufführung, die Lust darauf macht, die Welt der Oper und ihrer musikalischen Varianten zu erkunden.
Kein schon 1.000-fach aufgeführtes Werk lag vor den kreativen Köpfen des Aalto-Ensembles, sondern etwas Rudimentäres, Verschollenes, Unbekanntes, das mit neuem Leben gefüllt werden wollte.
Diese Übung ist gelungen und damit kann das Aalto Musiktheater vielleicht auch ein ganz neues Publikum begeistern, das vielleicht keine leicht angestaubten Klassiker schätzt, sondern neugierig darauf ist, wie Spoken Art Artists, Streetdancer, ein junger Chor oder ein Seniorinnenquartett in die Aufführung integriert werden können. Und wieso sind plötzlich eine Zuschauerin und ein Zuschauer (gespielt von Christina Clark und Rainer Maria Röhr) Teil der Handlung und was macht nun auch noch ein Filmteam mitten im Geschehen?
Alles neu, alles unbekannt, alles wunderbar unerwartet im Aalto Musiktheater. Ein kurzweiliger und ungemein kreativer Abend mit gelungenem Bühnenbild und reichlich rosa Wolken und Schäfchen.
Jan Seglitz - als Jay Nightwind ziemlich bekannt in der Poetry Slam-Szene unserer Stadt und Kollegin Jule Weber, die jüngst in der Elbphilharmonie den Kampf der Künste Award gewonnen hat, stehen plötzlich inmitten der Aufführung des Werkes aus dem Jahr 1780, dem der Düsseldorfer Komponist SJ Hanke auch noch drei Stücke beigefügt hat - irgendwie im Stil der Dogville-Oper von Gordon Kampe, die kürzlich noch im Aalto Musiktheater begeisterte.
Unter der musikalischen Leitung von Wolfram-Maria Märtig überzeugen in der ungewöhnlichen Aufführung in den Hauptrollen LéontineLisa Wittig (Léontine), George Vîrban (Valcour), Tobias Greenhalgh (Ophémon), Natalia Labourdette (Jeannette) und Aljoscha Lennert (Colin).
Die nächsten Vorstellungen: 21. März; 14. und 20. April; 3. und 15. Mai; 7. Juni
Die nächste Premiere: "Einmal möcht' ich was Närrisches tun!", Operettengala am 23. März im Aalto Musiktheater

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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