Neuer Roman von Jörg Potthaus ist erschienen
Viele Kettwiger Züge in "Rückleuchten"

Foto: Foto: Hummelshain Verlag
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Der Kettwiger Autor Jörg Potthaus hat – nach „Dionysos-Bar“ (2018) und „Warten auf Julie“ (2020) – einen neuen Roman mit dem Titel „Rückleuchten“ veröffentlicht. Der Ausgangspunkt der erzählten Geschichte könnte aktueller nicht sein: Deutschland befindet sich mitten in der Corona-Pandemie. In einem Ort im südlichen Ruhrgebiet – auch wenn sein Name im Text nicht fällt, trägt er durchaus Kettwiger Züge - fühlt sich ein älterer Schriftsteller, wie so viele andere betroffene Menschen während des verordneten Lockdowns, in seiner Wohnung zunehmend vereinsamt und isoliert.

Bei ihm kommt erschwerend hinzu, dass er während einer ärztlichen Routineuntersuchung einen massiven Hörschaden erlitten hat, der ihn noch mehr in sich selbst einzuschließen droht. Er weiß, dass das Schreiben, Weiter-Schreiben seine einzige Möglichkeit ist, sich gegen die Kapitulation vor den privaten, wie auch sozialen und politischen Bedrängnissen zu wehren.
Und je mehr sich dieser Autor den Erinnerungen an seine Jugend- und Erwachsenenzeit überlässt, umso stärker tritt eine Liebesgeschichte in den Vordergrund, die er vor über 30 Jahren mit der vitalen, gleichzeitig äußerst wankelmütigen Petra erlebt hat und deren damals abruptes Ende ihm heute noch zu schaffen macht.

Bars zwischen Kettwig und Rüttenscheid, Sylt, Beirut und Paris

In seinem dritten Roman wechselt Jörg Potthaus erneut mehrfach die Erzählebenen und Perspektiven, die bedrückende Gegenwart verschränkt sich mit den hedonistischen Jahren vor der Jahrtausendwende, in denen sich das pulsierende Leben nicht zuletzt (gerade in unserer heutigen Zeit der permanenten Einschränkungen schaut man mit einer gewissen Sehnsucht darauf zurück) im gastronomischen Bereich abspielte. So wird das alte Rüttenscheider Arosa-Hotel mit seinem berühmten Keller genauso zum Schauplatz wie andere, längst vergessene oder noch existente Kneipen im vom Autor so genannten „Städtchen“: Alteingesessene werden sich vielleicht noch an die legendäre „Gaststätte Laupenmühlen“ oder den „Bonner Hof“ in seiner Gestalt vor fast 40 Jahren erinnern, Jüngere können sicher mehr mit der „Stiege“, dem „Rex“ oder der „Thetis“ anfangen. Aber auch Bars und Bistros von Beirut über Paris bis Sylt spielen eine nicht unerhebliche Rolle für das Geschehen. Darüber hinaus legt sich auch der „Mantel der Geschichte“, der im Herbst 1989 plötzlich in Berlin und der ganzen Welt zum Greifen nahe scheint, über die Erinnerungen des an den heimischen Schreibtisch gefesselten Protagonisten. Und, wie von Potthaus nicht anders zu erwarten, kommen auch Fußball (Eingeweihte wissen um seine schwierige Liebe zu einem Gelsenkirchener Vorortverein) und Rockmusik zu ihrem Recht und ergänzen auf ihre Weise das lebendige Panorama der damaligen Zeit.

Immer deutlicher aber wird, dass neben der am Ende unglücklichen Liebe zu Petra, auf die die Strahlen der „Rückleuchten“ fallen, auch die Geschichte einer großen Männerfreundschaft erzählt wird.
Jörg Potthaus, Rückleuchten
Hummelshain-Verlag, ISBN 978-3-943322-392, 334 Seiten, 13,80 €.

Autor:

Dieter Frey aus Essen

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