Hattinger Feuerwehr feiert zwei Tage lang ihr 150jähriges Bestehen

Viel Jubel und Beifall erhielt Jürgen Rabenschlag (links), Vorgänger von Feuerwehrchef Tomás Stanke (vorne), bei seiner offiziellen Begrüßung während der offiziellen Jubiläumsveranstaltung für geladene Gäste in der Gebläsehalle. alle Fotos: Römer
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  • Viel Jubel und Beifall erhielt Jürgen Rabenschlag (links), Vorgänger von Feuerwehrchef Tomás Stanke (vorne), bei seiner offiziellen Begrüßung während der offiziellen Jubiläumsveranstaltung für geladene Gäste in der Gebläsehalle. alle Fotos: Römer
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Da hatte unser aller Freund Gallus doch das richtige Näschen: Letzte Woche hatte er noch vermutet, dass sich St. Florian, der Schutzpatron der Feuerwehr, bei St. Petrus, dem Volksglauben nach im Himmel fürs Wetter zuständig, für allerbeste äußere Bedingungen an diesem Samstag und Sonntag einsetzen würde. Denn schließlich feierte „seine“ Hattinger Feuerwehr an diesen beiden Tagen ihr 150jähriges Bestehen – und das vor allem draußen.

Während am Samstagvormittag unter tatsächlich wolkenlosem Himmel am Untermarkt Fahrzeuge gezeigt wurden, Info-Stände nebst Mitmachmöglichkeiten bis Obermarkt und ins Krämersdorf auch über DLRG und Technisches Hilfswerk informierten, gab es reichlich Getöse vor dem Reschop Carré. Das lag an dem lauten Martinshorn, mit dem ein Gerätewagen der Feuerwehr dort anrückte. Angeblich hatte es hier einen Auto-Unfall gegeben.
Die vielen Hattinger rundherum konnten daher nahezu eine Stunde lang begleitet vom fach- und sachkundigen Kommentar eines Feuerwehrmannes beobachten, wieviel Aufwand es ist, eine Person aus einem Unfallfahrzeug zu retten: Fahrzeug aufbocken, Airbag sichern, Autoscheiben erst mit Klarsichtfolie abkleben, dann einschlagen und entfernen, schließlich die Autotüren mit einem Spezialwerkzeug „abtrennen“ und die gesamte lange Zeit über drin im Auto mit der Unfallfahrerin warten, diese betreuen und erstversorgen.
Dieses und noch weitere Aktionen wie eine spezielle „Modenschau“ oder Anleiterübungen an diesem „Tag der Feuerwehr“ führten zum Abend. Der war geladenen Gästen in der Gebläsehalle vorbehalten.

Offizielle Jubiläumsveranstaltung in der Gebläsehalle

Zunächst wurde bei dieser offiziellen Jubiläumsveranstaltung viel geredet. Das lag nicht allein am Moderator, Pfarrer Dr. Udo Polenske, sondern vor allem daran, weil dies bei solchen Veranstaltungen schlicht üblich ist. Nach der Begrüßung durch den Hattinger Feuerwehrchef Tomás Stanke, bei der vor allem auffiel, dass lauter Jubel und Applaus der überwiegend Politiker und vor allem Feuerwehrleute im Publikum aufbrandete, als sein Vorgänger Jürgen Rabenschlag nebst Gattin begrüßt wurde, gab es eine Reihe von Grußworten. In einer treffenden Rede überbrachte Bürgermeister Dirk Glaser den Dank der Hattinger an ihre Feuerwehr.
Ein sehr gelungenes Grußwort richtete auch die Erste Beigeordnete der Stadt und damit direkte Vorgesetzte der Hattinger Feuerwehr, Christine Freynik, an alle Anwesenden. Sie hatte sich die Feuerwehr als Ehrenamt zum Thema genommen, sprach über die hohe Verantwortung gerade der Feuerwehrleute und zitierte den ersten Bundepräsidenten der Bundesrepublik, Theodor Heuss, mit den Worten „Demokratie lebt vom Ehrenamt.“ Sie vermutete, dass unter anderem das Gebrauchtwerden und der Zusammenhalt untereinander, das Verlassen aufeinander ein Quell sei, aus dem die Feuerwehr seit 150 Jahren Ehrenamtler schöpfe. Auch sie dankte allen im Namen der Bürger dafür, dass sie immer wieder ihr Leben riskierten, um anderen zu helfen.
Tomás Stanke blickte zurück auf 150 Jahre Hattinger Feuerwehr-Geschichte, stellte große Ereignisse für die Stadt und ihre Floriansjünger heraus, sprach über den Dienst am und für den Menschen.
„Ich nenne das die Hingabe an unseren Beruf oder das freiwillige Engagement. Aber da sind auch die Opferbereitschaft und etwas Stolz auf das, was man leistet. Und das ist richtig so. Wir leben in einer verlässlichen Gemeinschaft, müssen uns bei Einsätzen auf den anderen verlassen können. Das ist schon ein etwas eigener Kosmos. Manchmal setzen wir bei Einsätzen unser Leben ein. Es ist ein besonderer Dienst am und für den Menschen.

Rückblick auf 150 Jahre Hattinger Feuerwehr-Geschichte

Wilhelm von Humboldt, der große Staatsmann und Philosoph, hat im Jahre 1792 einen Satz geprägt: ,Denn ohne Sicherheit ist keine Freiheit.‘
Es ist dieser Satz in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Erstens weil er andeutet, dass ein gemeinschafts- und demokratieverträglicher Freiheitsbegriff nicht die Freiheit meinen kann, zu tun und zu lassen, was man als Einzelner gerade will, und zweitens weil er dieser Freiheit in der Verantwortung für sich und für andere einen Begriff an die Seite stellt, der immer wieder als ihr Gegensatz verstanden wird: den Begriff der Sicherheit. Das sind aber keine Gegensätze. Sicherheit ist die Voraussetzung für die Freiheit. Ohne Sicherheit ist alle Freiheit nichts, weil sie ein Leben in Angst bedeuten würde. Nur wer in Sicherheit lebt, kann sich frei entfalten und bestmöglich entwickeln. Die Feuerwehr trägt zu dieser Sicherheit bei.“
Als besondere Geste machte Tomás Stanke der Hattinger Feuerwehr ein persönliches Geschenk: Als die St.-Georgs-Kirche – wie ausführlich berichtet – die frisch restaurierten goldenen Sterne ihrer Himmelsdecke an Sponsoren verkaufte, erwarb der Feuerwehrchef für die Hattinger Feuerwehr den Stern 266. Dieser steht genau in den Koordinaten zweier Worte, die für alle Feuerwehren weltweit stehen: Verantwortung und Gemeinschaft. Die Urkunde für den Besitz des Sterns überreichte er an Daniel Backhaus, den Chef des Löschzugs Hattingen-Mitte, der vor 150 Jahren am Haldenplatz gegründet worden war.
Da diese Veranstaltung gleichzeitig die Jahreshauptversammlung der Hattinger Feuerwehr war, wurde Hauptbrandmeister Erwin Kaiser auf die Bühne gebeten. Er gehört der Hattinger Feuerwehr seit 70 Jahren an und erhielt dafür die Ehrennadel in Gold. Mit Tränen in den Augen hauchte er ins Mikrofon: „Ich bin gerührt!“
Viel Anerkennung erfuhr der Hattinger Filmemacher Claus Barteczko, der einen Image-Film über die Hattinger Feuerwehr gedreht hat. Dieser erlebte seine mit viel Beifall bedachte Uraufführung an diesem Abend. Der sehenswerte Film ist übrigens für alle ab den nächsten Tagen auf YouTube abrufbar.
Anschließend ging es über in den gemütlichen Teil des Abends mit verschiedenen Salaten, Schnitzeln und Frikadellen sowie Tanzmusik der Hattinger Band „Feedback“ bis nach Mitternacht.

Feuerwehr-Marsch durch die Hattinger Fußgängerzone

Nach dem ökumenischen Jubiläumsgottesdienst in der St.-Georgs-Kirche von Pfarrer Dr. Udo Polenske und Pfarrer Winfried Langendonk sammelten sich am Sonntagmorgen alle Hattinger Feuerwehrleute auf dem Haldenplatz und dem Platz vor dem Bügeleisenhaus und zogen angeführt von der Jugendfeuerwehr unter Begleitung des Hattinger Fanfarenzugs Rot-Weiß und Bürgern durch die Innenstadt zum Rathaus.
Hier meldete Feuerwehrchef Tomás Stanke Bürgermeister Dirk Glaser und Erster Beigeordneten Christine Freynik, die beide auf der Rathaustreppe standen: „Hattinger Feuerwehr vollzählig angetreten!“
Nach seinem Kommando „Aufsitzen!“ begaben sich alle Feuerwehrleute auf den Marktplatz, auf dem sämtliche Feuerwehrautos parkten. Begleitet von der Hattinger Polizei setzte sich der Fahrzeugkorso nun in Bewegung zur Wache am Wildhagen. Dazu wurden alle Kreuzungen, auch die am Reschop, kurzzeitig durch die Polizei für den übrigen Verkehr gesperrt.
Am Wildhagen schließlich gab es den letzten Teil der Feierlichkeiten rund um 150 Jahre Feuerwehr Hattingen, den gut besuchten „Tag der offenen Wache“.

Zu den Fotostrecken über die beiden "Feuerwehr-Tage" von STADTSPIEGEL-Fotograf Holger Groß geht es hier und hier!

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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