Organisiert vom Netzwerk Alter und Demenz
Ein fröhlicher Tanz im Mai im Klever Kolpinghaus

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Es hatte sich mir irgendwie eingeprägt über all die Jahre hinweg. Die Schilderungen meiner Mutter, die damals ihre an Alzheimer erkrankte Freundin zu einer Tanzveranstaltung für Menschen mit Demenz ins Kolpinghaus Kleve begleitet hatte. Wie gut dieser Nachmittag ihrer Freundin getan hat und auch wie beeindruckend sie es selbst gefunden hat. Nun sind einige Jahre ins Land gezogen und meine Mutter, inzwischen über 90 Jahre jung, ist selbst an Demenz erkrankt. Und ja, ich schreibe ganz offen darüber. Viel zu oft wird ein, meiner Meinung nach völlig ungerechtfertigter, Mantel aus Scham und Schweigen über diese Krankheit gebreitet. Aber auch die Menschen mit Demenz gehören nicht an den Rand, sondern genau wie alle übrigen Leute auch, in die Mitte der Gesellschaft!

Tanz im Mai und warum er so gut tut 

Als ich davon las, dass auch dieses Jahr wieder der "Tanz im Mai" (zum 10. Mal übrigens) stattfindet, dachte ich sofort darüber nach, ihn gemeinsam mit meiner Mutter zu besuchen. Und war sehr gespannt, wie es auf mich wirken würde. Zu meiner Freude ergab es sich, dass sich eine größere Gruppe aus der Evangelischen Stiftung dank des Engagements von Frau Tanja Schmitz zusammenfand und wir zusammen zum Kolpinghaus gehen würden. Für eine Tanzveranstaltung war es natürlich unabdinglich, sich vorher, wie sagte man früher, hübsch zu machen oder in Neudeutsch sich aufzubrezeln und zu stylen! Gesagt, getan, brachen wir schließlich um kurz vor 15 Uhr auf. 

Es erwartete uns ein schöner, heller Raum mit vielen Tischen, wo schon frischer Erdbeerkuchen auf die Gäste wartete und eine Tanzfläche, wo sich die Band 2-Zylinder bereits einspielte. Nach einer kurzen Ansprache der Hauptamtlichen vom Netzwerk Alter und Demenz im Kreis Kleve, die aus vielen unterschiedlichen Bereichen wie z.B. der Caritas oder der LVR-Klinik kommen, wurde heißer Kaffee kredenzt und die ersten Töne erklangen. Wie mir Frau Kirsten Lommen vom Katholischen Bildungsforum erklärte, sei dieser Nachmittag für viele Erkrankte eine gute Möglichkeit, seinen Angehörigen, sei es der Partner oder die eigenen Kinder, nach langer Zeit wieder einmal auf Augenhöhe begegnen zu können.

Mit 2 Zylinder auf Touren kommen und ein Gänsehautmoment 

Und, wie mir Dr. Christoph Baumsteiger erläuterte, dass das Tanzen gut für Gehirn und Gedächtnis ist und die Patienten dabei erstaunlich aufleben. Ja, das kann ich nach diesem Nachmittag nur bestätigen :-) es wurde getanzt und gelacht, geschunkelt, mitgesungen - und keiner brauchte sich zu sorgen, als Mauerblümchen vergessen zu werden. Aktiv gingen die Ehrenamtlichen vom Netzwerk auf die Besucher zu und forderten sie zum Tanz auf. Auch zahlreiche Rollstühle drehten sich auf der Tanzfläche zur Musik. Die übrigens vom "Kleinen grünen Kaktus" über "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n" bis hin zum "Griechischen Wein" ging, um nur mal ein paar Songs zu nennen. Kompliment an die 2-Zylinder, die gut gelaunt "Was in der Jugend ist Amore, wird im Alter Rollatore" und ganz ohne Pause durchgespielt haben!

Zum Abschluss nach über 2 geselligen Stunden dann Gänsehautmomente! Wir alle bildeten einen Kreis und wir fassten uns an den Händen. Dann wurden die Lieder "Bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand" und "Sierra Madre del Sul" intoniert. Damit wir alle gut nach Hause kämen und nicht einschliefen ;-) gab es als letzten Beitrag "Marmor, Stein und Eisen", der uns wieder ordentlich wachgerüttelt hat. Danke an alle Verantwortlichen für die schöne Möglichkeit - also wir kommen nächstes Mal gerne wieder.

Übrigens... 

Das Netzwerk Alter und Demenz ist ein freiwilliger, auf Dauer angelegter Zusammenschluss von professionellen sowie ehrenamtlich Helfenden, Unterstützenden und Betroffenen im Kreis Kleve. Unter anderem haben sich hier leitende Mitarbeiter aus geriatrischen und neurologischen Abteilungen der kreiszugehörigen Krankenhäuser, der hier ansässigen Wohlfahrtsverbände, Mitarbeitende aus dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Niederrhein und Vertreter*innen aus kommunaler Verwaltung, Weiterbildung und Selbsthilfegruppen organisiert. Herzlichen Dank an Frau Kirsten Lommen für die interessante Ergänzung.

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

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