Vortrag über das Schicksal gestrandeter Migranten in Gao

Eric Alain Kamdem, Koordinator und Leiter des "Hauses des Migranten" in Gao (Mali) hielt in seiner Landessprache Französisch im Bürgerhaus Rees den Vortrag „Gestrandet in Gao“. Dieser wurde übersetzt von Dr. Cornelia Giesing, der ehemaligen Leiterin des Regionalbüros Westafrika und Repräsentantin des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international (2011-2016), im Senegal. Ins-gesamt 20 Jahre arbeitete sie in verschiedenen westafrikanischen Ländern. Durch ihre Vermittlung lernten die Organisatoren des Abends Erik Kamdem und seine Arbeit kennen. Zum Organisationsteam gehörten Sebastian Hiller, Koordinator der Malteser für ehrenamtliche Hilfen in den zentralen Unterbringungseinheiten des Landes NRW in Rees und Ellen Lukas, Ehrenamtskoordinatorin des Caritasverbandes Kleve. Anliegen der beiden war es, die Bedingungen und Hintergründe der Zuwanderungen vom afrikanischen Kontinent bekannter zu machen.

Eine überschaubare Anzahl Interessierter war gekommen, um den Vortrag zu hören. Strukturiert und mit vielen Tabellen unterlegt, veranschaulichte Eric Kamdem die komplizierte Situation der Mig-ranten in Mali. Er zog Vergleiche zu anderen afrikanischen Ländern und stellte die einzigartige Situation Malis vor, einem Land in der westafrikanischen Sahelzone, die sich wie ein breiter Gürtel von West nach Ost über den Kontinent zieht. Er berichtete über die Migranten und erzählte von Menschen, die Zuflucht und Arbeit in Nordafrika oder Europa suchen, jedoch oftmals an den Grenzen scheitern und wieder zurück wandern müssen. Viele flüchten vor den unmenschlichen Gegebenheiten in ihrer Heimat, vor Unterdrückung und Terror, vor staatlicher Willkür oder einfach nur vor der Chancenlosigkeit.

„Hier in Deutschland, nehmen wir männliche afrikanische Flüchtlinge wahr. Sie haben die Reise durch die Wüste und übers Mittelmeer bewältigt, sind nicht, wie viele andere, in Algerien oder Libyen an den Grenzen gescheitert und aufgegriffen worden. Die meisten der Geflüchteten sind schwer traumatisiert“, sagte Kamdem in seiner weiteren Ausführung.

Er kümmert sich mit seinem Team, bestehend aus neun Personen, im "Haus des Migranten" (Caritas) in Gao um jene Menschen, die durch Westafrika wandern, oft durch Mali kommen, weil es direkt an die Sahara anschließt. Das Projekt wird von „Caritas international“ unterstützt. Sie versorgen Menschen, die kurz vor dem Verdursten aufgegriffen werden, weil sie den Weg durch die Wüste nicht geschafft haben. Außerdem befreien sie Menschen aus Gefängnissen, weil nächtliches Vagabundieren in Mali verboten ist und mit hohen Gefängnisstrafen geahndet wird. Darüber hinaus geben sie den Menschen Essen und Trinken und gewährleisten eine medizinische Versorgung. Sie helfen den Gestrandeten, eine Arbeit zu finden, die sie ernährt, denn soziale Systeme, die finanzielle Unterstützung auf Zeit liefern, gibt es dort nicht.

Anhand von Statistiken zeigte Kamdem, dass mehr als 1.700 Menschen im Jahr 2018 das Haus besucht haben und mindestens fünf Tage dort versorgt wurden. Darunter befanden sich viele Frauen und auch Kinder. Er betonte die besondere Situation der Frauen: Frauen, die im Haus aufgenommen werden, leiden unter den Folgen von Flucht und Zwangsprostitution. Sie werden von Schleppern und Banden gefangen gehalten, regelrecht verkauft und zur Prostitution gezwungen oder sie prostituieren sich, weil sie ihre Familien ernähren müssen. Im Haus der Migration finden sie Ruhe, Orientierung und Schutz.

Europa zeigt sich im Dilemma „Flucht und Auswanderung“ verbunden mit staatlichen Hilfen wenig effektiv, konzentriert man sich doch eher darauf, die Ankunft von Menschen vom afrikanischen Kontinent zu verhindern, indem man sogenannte Transitländer bezahlt, damit niemand durchlassen wird. Bleibt zu hoffen, dass frühzeitig andere Maßnahmen ergriffen werden, damit nicht weiterhin Menschen im Mittelmeer ihr Leben verlieren.

Autor:

Verena Rohde aus Kleve

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