Mülheims Grüne haben viele konkrete Vorschläge für einen besseren Personen-Nahverkehr
Eine Ringbuslinie soll die Stadtteile verbinden

Axel Hercher, Franziska Krumwiede-Steiner und Timo Spors (v.l.) haben jetzt ein „Gegenkonzept“ zu den Ruhrbahn-Vorschlägen vorgestellt, die den ÖPNV in Mülheim auf zukunftssichere, attraktive und sinnvolle Beine stellen soll.
Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
  • Axel Hercher, Franziska Krumwiede-Steiner und Timo Spors (v.l.) haben jetzt ein „Gegenkonzept“ zu den Ruhrbahn-Vorschlägen vorgestellt, die den ÖPNV in Mülheim auf zukunftssichere, attraktive und sinnvolle Beine stellen soll.
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Mülheims Grüne haben geliefert. Nach massiver Kritik an den Plänen der Ruhrbahn durch den Spar- und Maßnahmenkatalog „Netz 23“ haben Partei und Fraktion jetzt eigene Vorschäge auf den Tisch gelegt, wie der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) in unserer Stadt attraktiver und langfristig finanzierbar werden könne.

Die jährliche Einsparung von sieben Millionen Euro bleibt bindend und gewollt. Die Ruhrbahn-Vorschäge aber sind nach Meinung der Grünen eine „Verschlimmbesserung“, da sie die ohnehin nicht große Attraktivität des ÖPNV noch senken würden. „Viele Menschen werden dadurch regelrecht abgehängt und steigen verstärkt auf das Auto um“, befürchtet Timo Spors, Schatzmeister seiner Partei, der schon deswegen auch einen Blick auf die Finanzen hat. Dadurch würde genau der gegenteilige Effekt eintreten. Weniger Menschen würden Busse und Bahnen nutzen, wodurch die sich Einnahmen drastisch verringern würden. Der Schuss ginge nach hinten los.

Viel Liebe zum Detail

Mit viel Liebe zum Detail haben Spors und der verkehrspolitische Sprecher Axel Hercher mit der Ratsfraktion und sachkundigen Bürgern ein eigenes Konzept entwickelt. Eine Stärkung des Schienenverkehrs habe dabei eindeutig Prioriät, unterstreicht Franziska Krumwiede-Steiner, stellvertretende Fraktionssprecherin. Damit entspreche man auch einer Forderung der Bezirksregierung.

Die Grünen haben das Rad des Öffentlichen Nahverkehrs nicht neu erfunden, aber ordentlich daran gedreht und Vorschläge unterbreitet, die Stadtteilanbindungen stärken, die geforderten Einsparungen berücksichtigen und zugleich einen Beitrag zum nachhaltigen Klimaschutz leisten. Einige Eckpunkte aus dem umfangreichen Konzept, das nach Gesprächen mit SPD und CDU sowie der Bezirksregierung und der Ruhrbahn nach der Sommerpause in den Rat der Stadt eingebracht werden sollen, lassen zudem aufhorchen.

Etliche Verknüpfungspunkte

Die bestehenden Straßenbahn- und Buslinien haben in dem Grünen-Konzept weitestgehend Bestand. Neu ist eine Ringbuslinie, die die meisten Stadtteile anbindet und an etlichen Verknüpfungspunkten den Zustieg in die Straßenbahn ermöglicht. Sie soll von Heißen Kirche (Abschluss an die U 18) über die Freiherr-vom-Stein-Straße, Nordstraße (Anschluss an die 104), Heidkamp, Dümptener Friedhof (102), Heifeskamp, Zehntweg (102), Schützenstraße, Sültenfuß (112), Bahnhof Styrum (S-Bahn), Raffelberg (901), Saarner Straße, Böllerts Höfe, Broich Friedhof (102), Saarn und Saarner Kuppe (mit Anbingung durch den geplanten Ausbau der 102), Menden, Holthausen (104/112) wieder nach Heißen Kirche führen.

Für den Neubau der Straßenbahnstrecke vom Heuweg ins Dorf Saarn seien gut neun Millionen Euro Investionskosten erforderlich. Eine stolze Summe, die sich allerdings bezahlt mache, denn durch kürzere Buslinien seien jährliche Einsparungen von 750.000 Euro zu erwarten. Das Problem, so Hercher und Spors, sei nicht das Umsteigen an sich, sondern die langen wie unnötigen Wartezeiten auf die Anbindungen. Daher wollen die Grünen zu den früheren Zehn- und 20-Minuten-Takten zurückkehren. Ihrer Meinung nach würde das zu einer deutlich höheren Akzeptanz und letztlich zu gesteigerten Einnahmen führen. Bei der Vorstellung ihrer Pläne haben die Grünen zudem modifizierte Taktzeiten zu Haupt-, Normal- und Schwachverkehrszeiten unterbreitet.

Eine geeignete Option

Insgesamt würde sich durch die Stärkung des Schienenverkehrs und die Ringbuslinie zudem die Anzahl der Buslinien drastisch reduzieren. Ein besonderes Anliegen ist den Grünen im Schienennetz zudem eine Verlängerung der U 18 zur Hochschule Ruhr West mit dem einzigen Zwischenhalt Stadtmitte. „Das“ so Axel Hercher, „würde den Bau von Hochbahnsteigen am Schloß Broich und an der Königstraße dann unnötig machen.“ Auch Timo Spors hält das für „eine geeignete Option.“

Für verschiedene Buslinien wie etwa die SB 90, die SB 10, die 120, 122, 124, 125 oder 130 und weitere mehr schlagen die Grünen Streckenänderungen vor, die das Gesamtkonzept sinnvoll machen sollen. Jetzt geht es darum, die Pläne der Grünen transparent zu machen und „Verbündete zu finden“. Man will, so Franziska Krumwiede-Steiner, „nicht nur die Politik, sondern auch die Menschen einbinden und mitnehmen.“

Kommentar: Nicht alles zerreden!

Die Diskussion um den Öffentlichen Personen-Nahverkehr in unserer Stadt hat eine neue Dimension erfahren. Die Pläne der Ruhrbahn mit ihrem „Sparnetz 23“ sind in der Politik und bei unzähligen Bürgern auf breite Ablehnung gestoßen. Mit konkreten Vorschlägen, was man besser machen könne, hat man sich bislang weitgehend bedeckt gehalten.

Jetzt haben die Grünen ein umfangreiches Konzept vorgelegt, mit dem sie den Bus- und Bahnverkehr zwar nicht revolutionieren, aber in Richtung „nachhaltige Zukunft“ bringen könnten. Bei einigen Vorschlägen wird es möglicherweise Rückfragen oder gar Änderungen geben. Der „Grob-Rahmen“ aber ist sinnvoll und stimmig.

Jedenfalls haben sich engagierte Kommunalpolitiker die Mühe gemacht, „gesamtstädtisch“ zu denken und den „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ bei einzelnen Nutzern, Institutionen und Organsiationen ad acta zu legen. Bleibt zu hoffen, dass die Vorschläge zielorientiert und ernsthaft diskutiert werden und man nicht alles von vornherein zerredet.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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