1. Vorsitzende Evelyn Wagner im Interview mit Marco Hortz
10 Jahre Sicherheit in Hotelpools - Parents4Safety

Der gemeinnützige Verein Sicherheit in Hotelpools e. V. möchte vor den versteckten Gefahrenstellen in Schwimmbädern warnen und aufklären, die durch technische und bauliche Mängel und Unwissenheit entstehen und zu schwerwiegenden, oftmals auch tödlichen Unfällen führen. Wer denkt schon im Urlaub oder beim Freizeitspaß in einem Schwimmbad daran, wenn er unmittelbar neben dem Pool liegt, dass sich sein Kind in tödlicher Gefahr durch eine defekte Ansauganlage befinden könnte!?! Neben all dem  Badevergnügen im Pool, sollte nicht vergessen werden, dass es auch unter Wasser latente Gefahren geben kann.  Alter und Schwimmfähigkeit  verlieren an Bedeutung, solange Ansaugöffnungen tödliche  Kräfte entwickeln. Falsche und lockere Schutzabdeckungen, zu stark eingestellte Pumpen, lassen Poolbetreiber diese nicht strenger und regelmäßiger kontrollieren, werden vor allem Kinder zu Opfern und Leidtragenden.

Wofür steht „Sicherheit in Hotelpools - Parents4Safety“?
„Einen unvergesslichen Urlaub in einer Hotelpoolanlage, ein erholsamer, schöner Tag in einem Schwimmbad oder Wasserpark, findet die ganze Familie toll. Niemand denkt daran, dass hier auch Gefahren lauern! Die Folge sind tragische Badeunfälle! Vor allem Kinder können Gefahren nicht abschätzen. Sie sind neugierig, unbekümmert und sie tauchen sehr gerne. Nichts Böses ahnend stecken sie zum Beispiel ihren kleinen Arm in ein offenes Absaugrohr, heben lose Gitter an um ihr verlorenes Spielzeug zurückzuholen oder spielen direkt an den Ansaugeinrichtungen im Pool. Dass sie sich in große Gefahr begeben könnten, ist ihnen nicht bewusst. Die Mitglieder vom Verein Sicherheit in Hotelpools - Parents4Safety e. V. möchten Eltern und Kinder vor Gefahrenstellen in Schwimmbädern warnen und aufklären. Schwimmbad- und Hotelbetreiber zur Einhaltung der täglichen Funktions-Sicherheitskontrollen vor Betriebsbeginn, durch geschultes Aufsichtspersonal und zur Einhaltung nationaler und internationaler Unfallsicherheitsregeln für Schwimmbäder sowie Reiseveranstalter zu regelmäßigen und sachkundigen Überprüfungen „ihrer“ Hotelpoolanlagen, durch geschulte Pooltester im In- und Ausland bewegen, um Unfälle zu verhindern.“

Was hat sich der Verein auf die Fahne geschrieben?

„Unfallsicherheit muss für Hotel- und Schwimmbadbetreiber oberste Priorität haben – alles andere wäre fahrlässig! Eine Wirksamkeit zum Schutze des Badegastes, ist nur im Rahmen einer regelmäßigen und gründlichen Überprüfung durch Fachpersonal gegeben um Unterwasser-, Körper-, oder Haar- Ansaugungen zu verhindern. Der Einbau von Sicherheitssystemen in Pools ist weltweit unerlässlich. Pumpen müssen so konzipiert sein, dass ein Sicherheitssystem die Anlage sofort abschaltet, sobald an der Ansaugeinrichtung ein übermäßiger Unterdruck entsteht. Es darf nicht nachlässig an den Umwälzpumpen gearbeitet und lebensgefährliche Konstruktionsmängel durch Laien in Kauf genommen werden. Zwingend erforderlich sind gut sichtbare Not-Ausschalter zur zentralen Abschaltung von Pumpen. Maßnahmen und technische Verbesserungen in Poolanlagen, regelmäßige, fachmännische Überprüfungen minimieren das Risiko durch einen Ansaugunfall im schlimmsten Fall zu Ertrinken. Unser Gesetzgeber fordert in festgelegten Zeitabständen Fahrzeugchecks, um einen sicheren Straßenverkehr zu gewährleisten. Solche Hauptuntersuchungen fordern wir auch für alle Schwimmbäder in Deutschland, weil Ansaugunfälle wegen gravierender Mängel auch in deutschen Bädern verursacht werden! Am 1. Februar 2020 wurde ein 15-jähriger aus Hessen beim Ausschwimmen nach einem Schwimmwettkampfes am Rücken an ein ungeschütztes Absaugrohr gesaugt. Mehrere Schwimmer haben versucht, den Jungen aus seiner Notlage zu befreien, erfolglos. Erst als die Pumpen abstellt wurden, kam der 15-jährige frei. ca. 7 Minuten hing der junge Schwimmer fest. Glücklicherweise blieb er mit seinem Kopf über Wasser. Die Schutzabdeckung fand man auf dem Beckenboden.“

Welche Verbindung besteht zur SafeWaterpark GmbH?
„Seit vielen Jahren ist SafeWaterpark in regelmäßigen Abständen und in unterschiedlichen Projekten für den Verein tätig. Aufgrund mehrerer tödlichen Unfälle in den letzten Jahren, steht  SafeWaterpark an unserer Seite und berät unter anderem Eltern, dessen Kinder bei einem Schwimmbad-Unfall an Ansauganlagen verunglückt sind. Ein Beispiel: 2018 und 2019 haben wir das SafeWaterpark-Team in unserem Auftrag nach Chile geschickt um Eltern eines tödlich verunglückten 3-jährigen Jungen zu unterstützen. Das Team begleitete die Eltern zum Strafverfahren und traf sich mit dem Gesundheitsminister und Abgeordneten des Landes. Auf den Weg gebracht wurde eine Gesetzesvorlage hinsichtlich Mindestvorgaben zur Erhöhung der Badesicherheit und ein Gesetz, das härtere Strafen gegen Poolbetreiber vorsieht, die nicht über angemessene Sicherheitsmaßnahmen an und in ihren Poolanlagen verfügen. Zusätzlich zu diesem Thema unterstützt SafeWaterpark uns tatkräftig bei den Aufklärungsarbeiten in diversen Medien. Mit Ihrer langjährigen Erfahrung und Ihrem Fachwissen helfen Sie uns gerne in allen Fragen zur Sicherheit der Anlagen. SafeWaterpark bietet ein hervorragendes Potenzial zur Verbesserung der Sicherheit von Schwimmbadanlagen auf der ganzen Welt an.“

Der Verein führt eine Liste „Eltern für Opfer von Sicherheitsmängeln“.
Wie kommen Sie an die Daten?

„Mindestens genauso wichtig wie unfallverhütende Maßnahmen und technische Verbesserungen in Poolanlagen ist die Sicherstellung der Opfer- und Hinterbliebenenbetreuung. Opfer und Hinterbliebene benötigen Hilfe bei der Verarbeitung und Aufklärung der für sie schrecklichen Geschehnisse. In den weitaus meisten Fällen sind Eltern, Großeltern, Geschwister oder Freunde Unfallzeugen und können das Opfer aus dem starken Sog der Pumpe nicht befreien. Sie erleben hilflos den Ertrinkungstod ihrer Angehörigen mit. So ein furchtbares Erlebnis verbindet Menschen auf der ganzen Welt. Opfer, Hinterbliebene, Zeugen, Badegäste die Sicherheitslücken erkennen, wenden sich direkt über unsere Homepage www.parents4Safety.de oder Soziale Netzwerke an Parents4Safety. Viele aufgelistete Unfälle basieren auf Medienrecherchen.“

Wie finanziert sich die Organisation?
„Der Verein finanziert sich hauptsächlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden.“

Woher stammen der fachliche Input bzw. das sicherheitstechnische Knowhow?
„Im Verein sind sachkundige Mitglieder. Knowledge Sharing - ist für Parents4Safety unentbehrlich. Der Wissensaustausch erstreckt sich über ein sicheres Schwimmbad, die Pooltechnik bis auf juristische Fachgebiete, wie das internationale Reise-, Straf-, und Zivilrecht.“

Wie entstand die Idee zur Vereinsgründung?
„Der Verein wurde 2011 von Eltern gegründet, die ihre Kinder während einer Urlaubsreise durch einen Ansaugunfall im Hotelpool verloren haben.“

Wie reagieren Hotelbetreiber und Reiseveranstalter auf P4S?
„Die Zusammenarbeit mit den Reiseveranstaltern und dem Deutschen Reiseverband (Krisenmanagement) funktioniert. Erreichen uns Mängelmeldungen von Urlaubern geben wir diese umgehend weiter. Der Deutsche Reiseverband (DRV) und die Reiseveranstalter handeln sofort nach einer Mängelmeldung, lassen z. B. lose oder fehlende Schutzgitter vor den Ansaugungen sicher anbringen oder wenn nötig den mangelhaften Pool sperren. Viele Urlauber sendeten uns in diesem Zusammenhang ein positives Feedback. Mit Hotelbetreibern haben wir gute aber auch schlechte Erfahrungen gemacht. Der Verein hat z. B. nach einer Mängelmeldung im Januar 2019 „Offenes Ansaugrohr in einem Therapiepool in Deutschland“ unverzüglich Kontakt zur zuständigen Reha-Klinik aufgenommen und den Verantwortlichen die Gefahrensituation verdeutlicht. Erst nach dem Einschalten des zuständigen Ordnungsamtes durch den Verein, wurde die Gefahrenstelle im Therapiepool ernst genommen, gesperrt und gesichert. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass verantwortliche Personen die Ansauggefahr eines Menschen im Pool total unterschätzen. Ihre Badegäste jedoch, verlassen sich blind. Falsche und lockere Schutzabdeckungen sind lebensgefährlich.“

Wie sieht die Arbeit von P4S aus?
Und können Sie uns anhand eines Beispiels diese Arbeit kurz aufzeigen?

„Unsere gemeinnützige Tätigkeit ist vielfältig und unsere Hilfe ist grenzenlos: Bis zum heutigen Tage unterstützen die Mitglieder die Familie von Ana Sofia. Ana Sofia aus Baden-Württemberg wurde im Hallenbad eines Kurklinik-Hotels in Prag an ein Ansaugrohr unter Wasser angesaugt. Die Zwölfjährige ertrank. Die Pumpen im Schwimmbad waren am Unfalltag (18.08.2017) laut Gutachten viel zu stark eingestellt, ein Vakuumbrecher nicht montiert und die Absaugrohre nur unfachmännisch abgedeckt. Jede der Pumpen überschritt bei Alleinbetrieb die erlaubten Normwerte. Wir haben nach dem Unfall von Ana Sofia ein Gutachten zur Unfallanalyse in Auftrag gegeben. Der Sachverständige aus Deutschland war zusammen mit Gutachtern und der zuständigen Staatsanwältin am Unfallpool in Prag. Weiterhin haben wir die Eltern von Ana Sofia 2019 zum Strafverfahren nach Prag begleitet. Die Prozessbegleitung ist eine große Hilfe von Parents4Safety und wird von den betroffenen Familien dankend angenommen. Sie beginnt schon vor einer Gerichtsverhandlung. Ein Beistand während und nach den Gerichtsverhandlungen, hilft den Angehörigen sehr, die zusätzliche Belastung zu reduzieren. Diese Unterstützung übernehmen Vereinsmitglieder mit Erfahrung. Eine nach EU-Richtlinien eingestellte Pumpe mit Vakuumbrecher und sichere Abdeckgitter, hätten die Katastrophe im Pool am 18.08.2017 in der Kurklinik in Prag verhindert. Kosten, die der Kurklinik Chef vermutlich einsparen wollte. In dieser Banalität liegt die ganze Tragik des Falls. Ana Sofia ging wegen einer Verbiegung ihrer Wirbelsäule in die Reha Klinik. Die 12-jährige fand dort am Ende keine Hilfe. Sie fand den Tod.“

Vielen Dank für das sympathische Interview und weiterhin viel Erfolg bei der Präventionsarbeit in den weltweiten Hotelanlagen.

Autor:

Marco Hortz aus Mülheim an der Ruhr

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