Grundschule an der Lüderitzallee soll einen neuen Namen erhalten
Ehrliche Auseinandersetzung mit "Afrikasiedlung" gewünscht

Lüderitzallee, Waterbergstraße und Swakopmunder Pfad sind drei von 14 Buchholzer Straßen, deren Namen sich auf die deutsche Kolonialzeit in Afrika beziehen. | Foto: Stephan Baumgarten
  • Lüderitzallee, Waterbergstraße und Swakopmunder Pfad sind drei von 14 Buchholzer Straßen, deren Namen sich auf die deutsche Kolonialzeit in Afrika beziehen.
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Gleich zwei Initiativen, “DU erinnern” und “Aufstehen gegen Rassismus”, sind aktiv, damit die koloniale Bedeutung der Straßennamen der “Afrikasiedlung” in Buchholz mehr Aufmerksamkeit erhält. Eine Umbenennung der Straßen streben sie allerdings bewusst nicht an.

„Der lange bürokratische Umbenennungsprozess würde eine ehrliche Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ausbremsen”, sagt “DU erinnern”-Mitbegründerin Anna Schwarzer. Die Grundschule an der Lüderitzallee solle hingegen einen Namen erhalten, der an Widerstand und Opfer des deutschen Kolonialismus erinnert. Diese Idee begrüßt Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske (SPD). Die Benennung der Schule solle die Opfer in den Fokus rücken – „und nicht die Täter, wie es Adolf Lüderitz einer war”, so Lieske. Lüderitz erlangte 1883 durch Betrug im Südwesten Afrikas fast das gesamte Land der dort lebenden Volksgruppen und nahm ihnen damit ihre Existenzgrundlage. Mit Hilfe der deutschen Reichsregierung wurden aufflammende Hungeraufstände blutig niedergeschlagen, was unter anderem zu dem Massaker am Waterberg in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, führte. Beate Lieske: „Ich finde es toll, dass sich so viele Duisburgerinnen und Duisburger für das Thema einsetzen.”

Straßennamen sollen aber bleiben

Die Initiative “DU erinnern” besteht aus jungen Duisburgerinnen und Duisburgern, die Aufmerksamkeit für die Bedeutung der Straßennamen schaffen möchten. „Die ‘Afrikasiedlung’ soll als Lern- und Gedenkort gestaltet werden, an dem man sich über die deutsche Vergangenheit in Afrika informieren und austauschen kann”, betont Lea Berndorf von “DU erinnern”. Lüderitzallee, Waterbergstraße und Swakopmunder Pfad sind drei von 14 Buchholzer Straßen, deren Namen sich auf die deutsche Kolonialzeit in Afrika beziehen. „Doch das ist vielen nicht bewusst, denn bislang fehlt eine sichtbare Erläuterung dieser Bedeutung”, so Berndorf. “Die Benennung vieler Straßen fand in der Zeit des Nationalsozialismus statt. So wollten die Nazis zum Beispiel den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia als ehrenwert darstellen.”
Gemeinsam mit der Initiative “Aufstehen gegen Rassismus” sei “DU erinnern” der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit den Spuren der Kolonialzeit in Duisburg überfällig ist: „Das ist ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen rassistische Strukturen in unserer Gesellschaft”, so Stefan Hillerich von „Aufstehen gegen Rassismus“. Unterstützt werden die beiden Initiative von den Fraktionen der SPD und der Grünen in der Bezirksvertretung Süd sowie den Duisburger Jusos.

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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