Hamborner Fußpilger machen sich zum 240. Mal (!) auf den Weg nach Kevelaer
„Ein Privileg und eine Auszeit“

Die Hamborner Fußpilger pilgern im Sonnenaufgang, Unser Foto vom letzten Jahr zeigt sie auf  auf der Rheinfähre zwischen Walsum und Orsoy.
Foto: Gregor Lauenburger
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    Foto: Gregor Lauenburger
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Am frühen Samstagmorgen machen sie sich wieder auf den Weg. Pünktlich mit dem Glockengeläut um 6 Uhr werden über 120 Pilger und Pilgerinnen von der Hamborner Abteikirche aus starten, nachdem sie die Wallfahrt mit der Frühmesse um 5 Uhr begonnen haben.

Ihr Ziel ist das Gnadenbild der Trösterin der Betrübten in Kevelaer, wo die Hamborner ebenfalls zum Glockengeläut um 18 Uhr ankommen werden. Bereits zum 240. Mal machen sich die Hamborner Katholiken am Samstag, 7. September, auf den 50 Kilometer langen Fußweg. Auf dem Weg wird gesungen, gebetet, geschwiegen und gequatscht.

„Manche Pilger kennen sich schon lange, treffen sich aber nur einmal im Jahr bei der Fußwallfahrt. Da hat man sich viel zu erzählen“, erklärt Rainer Schmenk, der im letzten Jahr als Nachfolger von Klaus Damm zum ersten Vorsitzenden der Fußpilger gewählt wurde. Seit über 40 Jahren ist er dabei und kennt die Stationen des Weges genau. Zuerst geht es durch Marxloh und Walsum, dann mit der Rheinfähre nach Orsoy.

Sonnenaufgang

„Der Sonnenaufgang über dem Rhein ist ein erstes Highlight der Wallfahrt, auch dafür lohnt sich das frühe Aufstehen“, schwärmt Schmenk. In Rheinberg wird gefrühstückt, in Alpen gibt es Mittagessen und in Kapellen ist am Nachmittag noch eine Kaffeepause, bevor es dann auf die letzte Etappe über Wetten nach Kevelaer geht.

Die Pilger sind stets voller innerer Gedanken, andächtig und bei der Sache: „Wie viele Wege müssen wir täglich gehen? Wie viele davon gehen wir vergebens? Wie viele Wege gehen wir gehetzt von Termindruck und Stress? Es gibt aber Wege, die gehen wir aus freiem Entschluß, die gehen wir in unserem eigenen Rhythmus.“ Eine Wallfahrt, so sind im Grunde genommen alle Teilnehmer der einhelligen Meinung, ist solch ein Weg. Wallfahrt ist ein Privileg. „Sie ist eine Auszeit“, betont Schmenk, die helfe, das Leben zu „entschleunigen“.

Entschleunigung

In Kevelaer angekommen, wird vor dem Gnadenbild gebetet, bevor viele mit dem Bus wieder zurück nach Hamborn fahren. Ein Teil der Fußpilger übernachtet in Kevelaer und feiert am Sonntagmorgen im Klarissenkloster Messe und betet am Nachmittag den Kreuzweg. Eine kleine Gruppe pilgert am Montag zurück von Kevelaer zur Abteikirche, wo sie mit einem besonderen Glockengeläut und von vielen Hambornern um 18 Uhr wieder begrüßt werden.

Anmelden muss man sich für die Teilnahme an der Wallfahrt nicht. „Einfach vorbeikommen, mit passenden Schuhen, wetterfester Kleidung und der Lust am Pilgern“, lädt Schmenk Interessierte aller Altersgruppen ein. Um eine Übernachtungsmöglichkeit in Kevelaer muss sich selbst gekümmert werden. Weitere Infos zur Wallfahrt gibt es online unter http://www.hamborn-kevelaer.de.

Hintergrund

Seit mindestens 240 Jahren pilgern Hamborner zu Fuß nach Kevelaer. Seit 1642 wird dort ein kleines Gnadenbild der Mutter Gottes verehrt. Die Hamborner pilgern stets am Samstag des zweiten Septemberwochenendes von Hamborn nach Kevelaer. Am Sonntag finden in Kevelaer Gottesdienste und Gebete statt, am Montag pilgert eine kleinere Gruppe wieder zurück nach Hamborn.

Die Hamborner Fußpilger pilgern im Sonnenaufgang, Unser Foto vom letzten Jahr zeigt sie auf  auf der Rheinfähre zwischen Walsum und Orsoy.
Foto: Gregor Lauenburger
Der langjährige Vorsitzende Klaus Damm (l.) reichte letztes Jahr den sprichwörtlichen „Pilgerstab” an seinen Nachfolger Rainer Schmenk weiter.
Foto Daniel Gewand
Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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