Weihnachten 2015 - Marathon der Idioten

Weihnachten 2015 - ein kollektives Klingglöckchen-Burnout breitet sich aus. Macht es wie Reinhold Ruhrgold alias Onkel Reinhold: Bleibt ruhig!
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  • hochgeladen von Susanne Demmer

Dat aktuelle Geschehen - Et kommentiert Onkel Reinhold: (2)

So, gez rennen se widder. Et is Weihnachtsmarkt-Marathon und Konsum-Olympiade. Und nebenbei is noch Nikolaus-, Wichtel- und Adventsfeier- Meisterschaft. Und nich zu vergessen, die Champions-League der christlich geprägten Gesellschaft: DAT WEIHNACHTSKEGELN!

Ja ist denn schon Weihnachten?

Früher, ja da war Weihnachten noch wat richtich Schönet. Früher, als Weihnachten noch im Dezember war und nich so wie heute, wo du kurz nache Sommerferien schon de Printen bei LIDL kriss und die ganz verwirrten Kollegen unter uns bis zu de Kartoffelferien schon vier Pfund Matzipankartöffelkes und Lebkuchen verspeist haben. Dat sind die, die ab Dezember Erdbeeren kaufen.

Pling - ein Weihnachtsgeräusch

Neee, früher wurd noch überall gebacken. Im Dezember! Da hat die Mama den silbernen Teigwolf an dat Tiscken geklemmt und dann ging et annet Teigmachen für dat Spritzgebäck. Dat war wirklich harte Arbeit, hat abber keinen Stress verursacht. Heute kennen viele Blagen eher wat vom Spritzbesteck als vom Spritzgebäck.
Und die Muttis kaufen heute dauernd son Fertigteig, wo man de Teigwurst nur noch mittem Messer in Scheibchen schneiden muss und dann ab mit dem Chemie-Keks innen Mikrowellen-Backofen. Pling.
Gestern hat dat ADHS-Töchterchen vom Werner ne Rügenwalder Teewurst mit sonner Teigwurst verwechselt. Da war richtich schön "Oh Du Fröhliche" inne Bude. Nach dem ganzen Rambazamba umme Wurstkekse haben se dann nen Versöhnungsessen gemacht. Im weihnachtlich geschmückten Mc Donalds.

Verhütungsmittel Weihnachten

Früher, da hasse als Kind inne Adventszeit noch jeden Morgen aufgeregt gewartet, bisse dat Türchen vom Kalender aufmachen konntes. Dat is heute eher die Seltenheit. Da haben se dann pro Kind 3-5 Kalender hängen. Und die berufstätigen Eltern merken ga nich, dat dat Kind schon am 1. Dezember die ersten 48 Stückskes auf einmal gegessen hat. Wie sollen se dat auch merken? Wenn die vonne Arbeit kommen, warten da ja schon 15 Prospekte vonne Möbelhäuser und Baumärkte auf sie. Und da müssen se dann gucken, wat et so gibt. Zum Beispiel Rentier-Bettwäsche und Weihnachtsmänner, die mitte Äugsken knipsen und "Hohoho" rufen. Bestusster geht et doch nich mehr, odder? Wär meine Omma zu Hause mit Rentierbettwäsche aufgetaucht, da wär ich heute nich hier. Unter Rentiere hätte der Oppa sich garantiert nich fortgepflanzt.

Tannenbaum-Mode

Jau, und dann noch die Sache mittem Baum. Da gibbet ja jedes Jahr ne neue Mode. Dieset Jahr isset die Kugel in Eisfarben. Damit kannze dich abber im nächsten Jahr nich mehr mit sehen lassen. Da is dann Halbmittelblau odder Kartoffelpüreebeige angesacht. Hömma, meine liebe Nachbarin Uschi, die hat im Keller 21 Bananenkisten voll mit unterschiedlichste Weihnachtskollektionen. Und dann sacht se immer: „Wegschmeißen? Nääää. Dat kommt widder.“ Hömma, wenne Uschis ganze Kollektion auffen Haufen schmeißen würdes, dat Bällebecken von Ikea wär nix dagegen.

Kollektive Bezimtung

Also unterm Strich is Weihnachten son richtiggehendet Fest zum Beklopttwerden. Ich kann dat nich mehr ertragen. Auch die Sache mit dem Zimt. Früher, bei de Oma, da roch et im Dezember immer schön leicht nach Zimt. Abber eben nur bei de Oma. Heute riecht allet nach Zimt, da wirse ganz meschugge von.
Da passiert inne Weihnachtszeit sonne kollektive Bezimtung. Überall Zimt. Im Duschgel, inne Schokelade, im Likör oder im Duftöl für de Wohnung. Überall Zimt. Wenn dat nich ma auf Ostern übergreift. Dann riecht et demnächst überall nach Ei.

Glitter, Glamour, Tralala...

Apropos Ei. Ich war gestern mit Freddy unterwegs und der hat son neuet I-Phone. Dat Dingen hat dann anne Theke unaufhörlich gebimmelt. Und dabei war dat gar kein richtiget Bimmeln, sondern son Weihnachtssong vonnem besoffenen Elch. Ich hätte dem Freddy gerne eine geklatscht, abber ich hatte Angst, dat ich dann überall mit Glitter von seine doofe Elch-Ohren-Mütze beschmiert wäre. Der hässliche Koppschmuck hatte sogar nen LED-Lauflicht integriert.

Und dann musste Freddy immer E-Mails abrufen. Der hat allein zwischen 20.00 und 22.00 Uhr 16x Weihnachtspost bekommen. Vonne Telekom, von Ebay, vonne Online-Apotheke und wat weiß ich noch. Ich sach noch: "Schreib se denen auch alle zurück?" Hömma, da müsste ich doch Zimt geraucht haben, um sonnen Scheiß mitzumachen. Am Ende des Abends hat mir dat Arschloch dann auch noch son Duschgel mit Koriander-Geruch geschenkt. Vonne Weihnachtkegeltombola. Er und seine Frau hätten dat 7x gewonnen.

Nein zum kollektiven Weihnachts-Burnout

Ich mach da nich mehr mit. Wenn ich dat sehe, wat da heute so bei den Weihnachtsfeiern abgeht, nee, lass ma sein. Zum Beispiel mein Nachbar Robert. Der hat allein bis heute 8 Weihnachts-Termine absolviert: Sportverein, Kindergarten, Grundschule, Ortsverein, Kegelclub, Firma, nomma Sportverein von seine Frau und dat Adventswichteln mitte Nachbarn. Und wisster wat? Von den 8 Feiern musste er 4x in dat gleiche Musical. Der is gez schon fix und fertig. Ja wat hat dat denn mit Weihnachten zu tun? Und heute muss er 5 Kilometer LED-Lichtschlange am Haus anbringen. Dat leuchtet dann in widerlich kaltem Blau.

Nee, früher war dat alles entspannter, früher, als Weihnachten noch im Dezember war und dat bekloppte Volk nich von einer zur anderen Besinnlichkeit gehetzt is.

Ich wünsch Euch wat, RUHE!

Euer Reinhold Ruhrgold

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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