Nach der Stilllegung der letzten Steinkohlezeche:
Ruhrkohle AG will sich auf Kosten der Bergleute und der Umwelt einen schlanken Fuß machen

Aufkleber der Bergarbeiterbewegung "Kumpel für AUF"

Die bundesweite Bergarbeiterbewegung „Kumpel für AUF“ kann gemeinsam mit vielen Bergleuten und Bergbau-Rentnern einen ersten Erfolg in ihrem Kampf gegen die Streichung des Deputats und seine Abgeltung durch eine viel zu geringe Einmalzahlung verbuchen.

Gegen die rückwirkende Kürzung bzw. Streichung des Deputats als über Jahrzehnte erarbeiteten Betriebsrentenanspruch hat sich eine Bewegung mit weit über 1.000 Bergleuten entwickelt. In dieser Bewegung gab es in den letzten Monaten einen neuen Aufschwungals nachgewiesen wurde, dass die RAG die Berechnung der Einmalzahlung zu Ungunsten der Bergleute manipuliert hat. Am 15.1.19 berichtete deshalb die NRZ unter der Überschrift „Der Kampf um die Kohle - Streit ums traditionelle Deputat flammt neu auf“ über einen der zahlreichen Bergleute, die sich dagegen wehren:

„Albert Gottwald sagt, die Versorgung mit Gratis-Kohle sei fester Bestandteil seiner Altersvorsorge. Ein Tarifvertrag, auf den sich die Gewerkschaft IGBCE und die RAG geeinigt haben, sieht vor, dass die ehemaligen Bergleute statt des Kohledeputats eine Abfindung erhalten sollen. Nach Berechnungen des Rechtsanwalts Daniel Kuhlmann würde Gottwald einmalig knapp 2500 Euro erhalten. Mit Unterstützung des Juristen fordert Gottwald eine dauerhafte Belieferung mit Kohle oder 11.700 Euro als Ausgleich.“
Ein Vertreter der RAG erklärte gegenüber der NRZ, man habe „aus prozessökonomischen Gründen“ bei allen anhängigen Verfahren eine pauschale Erhöhung von 15 Prozent angeboten.

Tatsächlich hätte es dieses erste Zugeständnis ohne den Widerstand nie gegeben. Den jüngeren Bergleuten, die gar keine Entschädigung für die gestrichene Betriebsrente erhalten sollten, hat die RAG bereits Beträge zwischen 700 und 2000 Euro auf ihr Konto überwiesen – allerdings nur denjenigen, die geklagt haben.

Die Bewegung „Kumpel für AUF“ fordert:
Wiederherstellung der jahrzehntelang erkämpften tarifvertraglichen Regelung. Als Mindestforderung steht: Gleiche Ansprüche für alle 124.000 betroffenen Bergleute, egal ob sie geklagt haben oder nicht, egal vor oder nach welchem Stichtag sie bei der RAG angefangen haben zu arbeiten.

Das ist ein Thema beim nächsten Stammtisch der Essener Stadtgruppe von „Kumpel für AUF“ am 24. Januar 2019 im „Fünf Mädelhaus“.

Ein weiteres Thema, bei dem die RAG erheblich unter Druck steht, ist ihr Umgang mit dem von ihr jahrzehntelang unter Tage eingesetzten Ultragift PCB. Aufgrund von anhaltenden Protesten wurde die RAG verpflichtet

  • die PCB-Belastung von Kumpels im Blut zu testen
  • zwei Pilotanlagen zur Filterung von PCB aus Grubenwässern einzurichten

Am 10. Januar 2019 wurden nun die Ergebnisse der Blutuntersuchungen bekannt gegeben. Sie zeigten eine deutlich über dem Durchschnitt liegende PCB-Belastung der untersuchten Bergleute. Wie immer versuchte die RAG in einer Stellungnahme die Ergebnisse herunterzuspielen. Tatsächlich dürfte die Belastung der Bergleute wesentlich größer sein. In einem Leserbrief in der WAZ vom 11. Januar wies ein ehemaliger Bergmann völlig zu Recht darauf hin, dass die RAG für die Untersuchung die falschen Probanden (überwiegend Steiger) und auch viel zu wenige (nur 210 Leute) ausgesucht hat:

„Ich war 35 Jahre Bergmann (Maschinenhauer im Abbau) und habe nie einen Maschinensteiger oder Elektrosteiger gesehen, der irgendwo im Kohlerevier das Hydrauliköl angefasst hat. (…) Wenn schon eine Studie, dann mit Schlossern, Elektrikern und Bergleuten. Ich bin der Meinung, dass dadurch die Studie verfälscht sein könnte … Ich habe schon sehr viele Arbeitskollegen durch Krebs verloren, die auch mit diesem Hydrauliköl gearbeitet haben.“

Diese Forderung ist uneingeschränkt zu unterstützen. Die Studie ist auszuweiten auf eine möglichst große Zahl aller Bergleute die tatsächlich mit dem PCB-verseuchten Hydrauliköl in Berührung gekommen sind.

Alle an diesen Themen Interessierten, dem Bergbau verbundenen und natürlich Bergleute und ihre Angehörigen selbst, sind herzlich eingeladen zum Stammtisch von „Kumpel für AUF“ am Donnertag, den 24. Januar um 19 Uhr in der Gaststätte „Fünf-Mädelhaus“, Hugenkamp 35 in Stoppenberg.

Autor:

Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord

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