So war's damals: Torte im neuen Rathaus

Das Rathaus ist auf diesem Foto bis zur siebten Etage gebaut, im Vordergrund ist die Mauerstraße zu sehen. | Foto: E. Kramer / Stadtarchiv Lünen
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Es war einst das höchste Rathaus der Bundesrepublik Deutschland mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt: Der neue Sitz der Lüner Verwaltung. Nicht nur gearbeitet wurde hier, bei einem Stück Torte konnte man die Aussicht genießen.

Lünen braucht ein neues Rathaus! Die Rathauskomission tagt 1953 zum ersten Mal, ein Jahr später wird der Bau ausgeschrieben. Achzig Architekten machen mit, alle wollen sie das Lüner Rathaus bauen. Den Wettbewerb gewinnen schließlich zwei Berliner, Werner Rausch und Siegfried Stein. Den ersten Spatenstich macht Oberbürgermeister Adolf Stock am 21. April 1956 mit einer Planierraupe. Vier Jahre wird – mit einem kleinen Baustopp aufgrund von Statikproblemen – gebaut. Dann ist es 1960 geschafft, der komplette Bau kostete rund 9 Millionen Deutsche Mark. Im September werden die letzten fünf Fachwerkhäuser an der Mauerstraße abgerissen, um Platz zu schaffen für einen schönen Vorplatz. Das Café im neuen Rathaus entwickelt sich zum Treffpunkt. Bis nach Mitternacht strömen die Gäste am Tag der Eröffnung im Juli 1960. Doch es sind wohl nicht nur Kaffee und Kuchen, die da locken. Die Aussicht vom hohen Rathaus verspricht einen einmaligen Ausblick über Lünen. Das will sich niemand entgehen lassen. Von Stockwerk zu Stockwerk geht es mit dem Paternoster. Ganz Mutige bleiben in der Kabine stehen, wenn sie unter dem Dach oder im Keller durch die Dunkelheit auf die andere Seite wechselt. Wer lieber die Treppe nimmt, muss die Muskeln ordentlich anstrengen. 348 Stufen führen hinauf in die 14. Etage. Im August zieht auch die Verwaltung ein. Willy Brandt, damals Berlins regierender Bürgermeister, kommt am 5. Oktober 1960 als Präsident des Deutschen Städtetages an die Lippe und übergibt das Rathaus feierlich und ganz offiziell seiner Bestimmung. Unvergessen sind bis heute seine Worte: „Dieses Haus muss mehr sein als ein Wahrzeichen und Mittelpunkt einer aufstrebenden Stadt. Es ist eine konkrete Dokumentation, ein Bekenntnis unseres Volkes und Staates zum Aufbau und Fortschritt. Es ist ein Symbol des Friedens, ein Symbol der Freiheit!“

Mehr aus der Serie "So war's damals...":
>Der Tod kam aus der Luft
>Kohle, Kräne und Kanal

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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