Klüger gegen Betrüger
Geldübergabeumschlag wird in Banken ausgegeben

Klaus Moßmeier (Sparkasse Unna-Kamen, l.), Landrat und Behördenleiter Mario Löhr (M.), Lars Kessebrock (Volksbank Schwerte) präsentieren den neuen Geldübergabeumschlag. | Foto: Kreispolizeibehörde Unna
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  • Klaus Moßmeier (Sparkasse Unna-Kamen, l.), Landrat und Behördenleiter Mario Löhr (M.), Lars Kessebrock (Volksbank Schwerte) präsentieren den neuen Geldübergabeumschlag.
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Die Volksbanken und Sparkassen im Kreis Unna unterstützen die Kreispolizeibehörde dabei, Senioren vor Betrügern zu schützen. Dazu wollen sie einen Geldübergabeumschlag nutzen, der davor warnt, dass sie gerade womöglich Opfer eines Betrugsversuchs geworden sind.

Regelmäßig melden sich Bürger bei der Kreispolizeibehörde Unna, die kurz zuvor von falschen Polizisten oder Enkeln angerufen worden sind. In den meisten Fällen haben die Täter keinen Erfolg. Aber immer wieder gelingt es ihnen, hohe Summen zu erbeuten. 2020 hat die Kreispolizeibehörde Unna 1248 solcher Betrugsfälle erfasst – 310 mehr als 2019. Der Schaden betrug über 950 000 Euro.

Kunden erhalten ab sofort einen von der Kreispolizeibehörde Unna und der Kreisverwaltung erarbeiteten Geldübergabeumschlag, auf dessen Vorderseite konkrete und auffällig gestaltete Fragen gedruckt sind. Werden nur zwei dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet, liegt ein Betrug vor. „Wir wollen so möglichst viele Senioren erreichen, damit diese aus ihrer Angstschleife herauskommen“, erklärt Kriminalhauptkommissar Andreas Kaltenberg. Diese sollen wieder kognitiv denken können wie vor dem Anruf. „So erkennen sie als eigene Leistung den Betrug.“

„Trotz unserer intensiven und professionellen Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit ist es schier unmöglich, jede ältere Bürgerin und jeden älteren Bürger in unserem Zuständigkeitsbereich vor den Machenschaften der Tätergruppen zu warnen. Deshalb sind wir auch auf die Unterstützung der Banken angewiesen, die bei einem klassischen Ablauf eines Trickbetrugs die Möglichkeit haben, ihre Kundinnen und Kunden bei der Abholung noch frühzeitig zu warnen, bevor sie ihr Vermögen verlieren“, betont Landrat Mario Löhr. Banken sollen den Umschlag nutzen und auch ihre Mitarbeiter sensibilisieren. „Es ist erwiesen, dass so ein Umschlag helfen kann“, weiß Andreas Kaltenberg.

Besonders beliebt sind bei den Tätern drei Maschen. In einer, die aktuell oft kursiert, ruft ein falscher Polizeibeamter an, wie Andreas Kaltenberg erläutert. „Man habe bei einer polizeilichen Kontrolle in den Taschen eines Verdächtigen eine Adressliste gefunden, auf der der Angerufene stehe darauf.“ Dazu spielten die Täter Hintergrundgeräusche ein, die von einer echten Wache zu stammen scheinen. Zudem wird dem Opfer vorgemacht, die Bankmitarbeiter stünden mit den Tätern unter einer Decke.

Weiter zur Anwendung kommen auch der Enkeltrick, bei dem der Anrufer suggeriert, ein Verwandter brauche dringend eine große Summe Geld, oder der Schockanruf, bei dem behauptet wird, ein Verwandter müsse dringen operiert werden, was erst gegen eine große Summe Geld möglich sei. Häufig ist zeitgleich zum Anruf ein Abhol- und/oder Observationsteam bereits vor Ort. Ausgenutzt werde oft das Autoritätsdenken vor allem älterer Menschen. Oft tauche auch auf dem Display die Nummer 110 auf – unter der die Polizei aber nie jemanden anruft.

Besonders tragisch war der Fall einer älteren Dame, den Andreas Kaltenberg schildert. Diese hatte erst mehrfach bei der Polizei angegeben, bei ihr sei eingebrochen worden. Schließlich offenbarte sie aber, dass sie auf einen Betrüger reingefallen sei. Dieser hatte angerufen und behauptet, ein Verwandter in England sei schwer verletzt und man brauche über 20.000 Euro für die OP. Die Frau habe sich das sehr zu Herzen genommen, dass man sie hereingelegt habe, und sich daraufhin sehr von Verwandten und Freunden zurückgezogen.

Einen einfachen Schutz nennt Andreas Kaltenberg: „Die Täter suchen oft in Telefonbüchern nach Vornamen, die mit älteren Personen identifiziert werden. Lassen Sie sich aus Telefonbüchern, gedruckt und digital, austragen oder nur mit abgekürztem Vornamen und ohne Adresse führen. Sollte man es schon mal bei Ihnen versucht haben, lassen Sie sich lieber eine neue Nummer geben.“

Andreas Kaltenberg verweist auch auf ein Video der Polizei Baden-Württemberg auf YouTube, das das Thema beleuchtet.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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